Ein Preußen-König unter der LupeWichtige Etappe in der römischen Geschichte

Homburg. Als unsere Arbeitsgemeinschaft Geschichte vor einiger Zeit den saarländischen Dichter Johannes Kühn, dem der diesjährige Wortsegel-Schreibwettbewerb gewidmet ist, interviewte, verriet er uns, dass sein Lieblingsfach in der Schule Geschichte war und Friedrich der Große und Konrad Adenauer ihn ganz besonders faszinierten. Der Preußenkönig Friedrich II

Homburg. Als unsere Arbeitsgemeinschaft Geschichte vor einiger Zeit den saarländischen Dichter Johannes Kühn, dem der diesjährige Wortsegel-Schreibwettbewerb gewidmet ist, interviewte, verriet er uns, dass sein Lieblingsfach in der Schule Geschichte war und Friedrich der Große und Konrad Adenauer ihn ganz besonders faszinierten. Der Preußenkönig Friedrich II., den schon die Zeitgenossen ehrfürchtig "der Große" und "der Alte Fritz" nannten, gilt vielen als vorbildliche "Lichtgestalt" der Hohenzollern-Dynastie, dem keiner seiner Nachfolger "das Wasser reichen konnte". Seine riskanten und verlustreichen Angriffskriege auf die Nachbarstaaten und seine eiskalte Machtpolitik passen aber überhaupt nicht in das Bild eines vorbildlichen Herrschers. Deshalb machten wir uns auf Anregung unseres Lehrers Eberhard Jung Gedanken, wie dieser Preußenkönig nach heutigen Maßstäben zu beurteilen ist. Zugleich stellt sich die Frage, ob sein 300. Geburtstag am 24. Januar 2012 ein Tag zum Feiern ist. Medien oder die Kinowelt überschlagen sich geradezu mit Ehrerweisungen. Natürlich widmet man ihm auch Ausstellungen, eine neue Briefmarke und eine 10-Euro-Gedenkmünze. Friedrich der Große ist plötzlich wieder Gesprächsthema. Dabei könnte man - oberflächlich betrachtet - ihm gegenüber doch auch große Abneigungen haben. Hitler glorifizierte ihn als "Nationalsozialist auf dem Preußenthron" und vereinnahmte ihn für seine Propaganda. Der risikofreudige Hohenzollernkönig hatte in seinen verlustreichen Eroberungskriegen alles aufs Spiel gesetzt, sein Land an einen Abgrund geführt, aber schließlich mit viel Glück einer Übermacht von Gegnern standgehalten. Hitler folgte seinem Vorbild, trieb aber das Deutsche Reich 1945 in den Untergang. Ähnlich wie Hitler war Friedrich für seine Mitmenschen ein meist unangenehmer Zeitgenosse: verbittert, depressiv, ein Nörgler und Zyniker, zur menschlichen Nähe und zu einer harmonischen Liebesbeziehung unfähig, ein Frauenfeind, trotz Eheschließung kinderlos, ohne Familiensinn und am Ende seines Lebens völlig vereinsamt. Entsprechend seinem letzten Willen wurde er im Schlosspark von Sanssouci neben seinen Windhunden bestattet, denn er war der Meinung: "Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen." Trotz seiner absoluten Herrschaft war er der Gedankenwelt der Aufklärung verhaftet, hatte engen Kontakt zu dem Philosophen Voltaire, förderte den Rechtstaat, schaffte die Leibeigenschaft und Folter ab. Außerdem engagierte er sich als Mäzen der Kunst. Bei seinen Soldaten war er sehr beliebt, weil er selbst in vorderster Front mutig mit ihnen in die Schlacht zog. Er formte Preußen zur Großmacht, bemühte sich um das Wohl seines Staates und kümmerte sich um seine Untertanen, denen er Disziplin, Sparsamkeit und Opferbereitschaft abverlangte. Er förderte den großflächigen Anbau der Kartoffel, woran in der Region Berlin-Potsdam heutzutage immer noch ihm zu Ehren die Schreibweise 'Pom Fritz' erinnert. Fazit: Der 300. Geburtstag von Friedrich II., dem letzten Deutschen, der den Beinamen "der Große" erhielt, bietet kaum Anlass zum Feiern, aber reichlich Gelegenheit zum Nachdenken und Diskutieren. Nutzen wir den 24. Januar als Gedenktag, so wie das etwa auch üblich ist am 27. Januar (Tag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus). Die Beschäftigung mit dem Alten Fritz ist heutzutage immer noch sehr lehrreich. Es gibt bekanntlich einen offenen Katalog so genannter preußischer Tugenden. Darunter etwa das Gebot der Zurückhaltung: Mehr sein als scheinen. Ich kann mir vorstellen, dass es ein passendes Motto für das Andenken ist, das wir Friedrich dem Großen gerade an seinem 300. Geburtstag am 24. Januar 2012 bewahren."Felix Stutz (10b) zusammen mit der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums.

Schwarzenacker. Schwarzenacker steht für verbrannte Erde, und der Ortsname erinnert mich jedes Mal daran, dass ich nicht in einem gewöhnlichen Dorf wohne. Vor über 2000 Jahren war mein Heimatort eine gallo-römische Etappenstadt mit etwa 2000 Einwohnern, die jedoch 275/276 nach Christus bei einem Überfall der Alemannen in Schutt und Asche gelegt wurde. Jeden Tag, wenn ich von der Schule nach Hause gehe, komme ich an dem römischen Freilichtmuseum vorbei - und bin stolz darauf. Was bedeutet es anderen Einheimischen, heute auf ehemaligem römischem Grund zu leben? Dazu interviewte ich Ursula und Dieter Gabriel, die schon seit 1971 hier wohnen.

Als Ursula Gabriel mit 14 Jahren zum ersten Mal das Grundstück sah, auf das sie später einmal bauen würde, verliebte sie sich sofort. Heute identifiziert sie sich mit Schwarzenacker in ganz besonderem Maße, denn sie hat mit ihrem Mann nicht nur die Entstehung des Römermuseums, sondern auch die vielen Phasen der Erweiterung und Rekonstruktion antiker Bauwerke und Denkmäler miterlebt. "Wir haben hier auch schon selbst historische Scherben, Nägel und Steine gefunden", berichtet sie. Auf historischem Boden zu wohnen, erfüllt die Familie Gabriel mit Stolz.

Ein ehemaliger Bewohner Schwarzenackers ist ihnen ganz besonders ans Herz gewachsen: der Wirt Capitolinus. Sie haben sogar etwas mit ihm gemein. An der Gaststätte (Taberna) des Wirtes fand man Knochen von Siebenschläfern, die er wahrscheinlich auf seinem Speiseplan anbot. "Und wir haben die Siebenschläfer unterm Dach", sagen die Gabriels und lachen dabei.

Was ich besonders toll finde, ist der hohe Bekanntheitsgrad meines Wohnortes. Nahezu jeder Saarländer kann etwas mit Schwarzenacker verbinden und weiß, wo der Ort liegt. Neben Capitolinus ist der Augenarzt Sextus Aiacius Launus der bekannteste Bewohner.

Wer mehr über die gallo-römische Vergangenheit meines Wohnortes erfahren möchte, dem sei das Buch unserer Arbeitsgemeinschaft Geschichte empfohlen, das den Titel trägt: "Capitolinus und seine Freunde". Unser Lehrer Eberhard Jung legt großen Wert darauf, Gästen unserer Schule das Ausgrabungsgelände zu zeigen.

Corinna Welsch von der Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums

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