Ein Liberaler hielt am längsten durch"Ich wusste gar nicht, dass man den Regionalverbandsdirektor wählt"

Regionalverband. Am 7. Juni wählen die Bürger in einer Direktwahl den Regionalverbandsdirektor. Vielen Bürgern ist der Begriff noch fremd, denn früher hieß der Verwaltungschef im Saarbrücker Schloss Stadtverbandspräsident. Aber die Landesregierung hat nach der Verwaltungsreform 2007 den Stadtverband in Regionalverband umbenannt. Der Posten des Regionalverbandsdirektors ist lukrativ

Regionalverband. Am 7. Juni wählen die Bürger in einer Direktwahl den Regionalverbandsdirektor. Vielen Bürgern ist der Begriff noch fremd, denn früher hieß der Verwaltungschef im Saarbrücker Schloss Stadtverbandspräsident. Aber die Landesregierung hat nach der Verwaltungsreform 2007 den Stadtverband in Regionalverband umbenannt. Der Posten des Regionalverbandsdirektors ist lukrativ. Der Amtsinhaber verdient 7679 Euro monatlich, für Verheiratete kommen 111 Euro und für jedes Kind 95 Euro dazu, teilt Regionalverbands-Sprecher Stefan Kiefer mit. Vor der Wahl am Sonntag wollte die SZ wissen: Was ist eigentlich aus den bisherigen Amtsinhabern geworden? Was auffällt: Einige haben nicht die ganze Amtszeit durchgehalten. Werner Klumpp (FDP) hielt es nur ganz kurz im Schloss. Er war 1974 nach dem kommissarischen Chef Walter Henn (FDP) ins Amt gekommen, als er ein Jahr darauf in die Landesregierung wechselte. Der heute 80-Jährige ist weiter politisch aktiv und Ehrenvorsitzender der Saar-Liberalen. Klumpps Nachfolge im Schloss übernahm 1975 der Liberale Klaus Maria Heinemann, der zehn Jahre lang die Geschicke des Stadtverbandes leitete. Danach wechselte er auf den Chefposten der Tierkörperverwertungsanstalt Lockweiler. 1991 zog es ihn als Vizepräsident in den Regierungsbezirk Dessau, der 2004 aufgelöst wurde, teilt Kiefer mit. 1985 begann die SPD-Ära im Stadtverband mit Franz-Ludwig Triem. Er schied 1991 aus gesundheitlichen Gründen aus und starb 1998. Ihm folgte Karl-Heinz Trautmann, der aber nur von 1992 bis 1998 an der Spitze der Verwaltung stand. Der Präsidenten-Posten des Sparkassen- und Giroverbandes reizte ihn mehr. Heute ist Trautmann in Rente. In seine Fußstapfen trat Michael Burkert, der 2006 in einer Direktwahl auch im Amt bestätigt wurde. Angeblich wegen der geringen Wahlbeteiligung von nur rund 21 Prozent begann aber kurz nach der Wahl die Diskussion über die Verwaltungsreform. Burkert ging 2007 als Direktor zu Saartoto, der Liberale Ulf Huppert, FDP, leitet seit 2008 als Übergangs-Direktor den Regionalverband und geht nach der Direktwahl in den Ruhestand.Regionalverband. Wenn die Bürger aus dem Regionalverband am Sonntag in den Wahlkabinen stehen, könnten viele über einen Begriff stolpern: Regionalverbandsdirektor. Das jedenfalls lässt eine Umfrage der SZ vermuten. Keiner der Befragten konnte so richtig erklären, was es mit diesem ominösen Posten auf sich hat."Das ist der Direktor vom Regionalverband", vermutet ein 70-jähriger Saarbrücker. Doch dann ist er mit seinem Latein auch schon am Ende: "Ich denke, er kümmert sich um regionale Dinge wie die Müllabfuhr."Eine 32-jährige Passantin aus St. Johann kann gar nichts mit dem Begriff anfangen: "Ich wusste gar nicht, dass man den wählt." Sie findet die Zuständigkeiten in der Kommunalpolitik viel zu unübersichtlich. Trotzdem will sie wählen gehen: "Ich werde mich vorher noch mal genauer informieren", verspricht sie mit verlegenem Lächeln.Ein 63-Jähriger aus Heusweiler überlegt lange, was der Regionalverbandsdirektor eigentlich so macht. Schließlich muss er doch passen: "Welche Befugnisse er hat, kann ich auf Anhieb gar nicht sagen." Er selbst bezeichnet sich als politikverdrossen: "Man interessiert sich nicht mehr so für solche Dinge. Da kommt ja am Ende sowieso nichts bei raus."Eine 42-Jährige aus St. Johann spekuliert über die Funktionen des Regionalverbandsdirektors: "Ich denke, er ist irgendwie für die Koordination der einzelnen Gemeinden im Regionalverband zuständig." Doch was ist eigentlich der Regionalverband? "Der Regionalverband ist für das Saarland zuständig, der Stadtverband für die Stadt", rät sie und könnte kaum weiter danebenliegen.Fazit: Von sieben Befragten bezeichnete keiner den Regionalverbandsdirektor als den Verwaltungschef des Regionalverbandes Saarbrücken. Zudem sagte niemand, dass dieser Posten in etwa dem eines Landrates entspricht. Beides wären korrekte Antworten gewesen.Auch der Begriff "Regionalverband" scheint noch nicht ins Bewusstsein der Bürger vorgedrungen zu sein. Zwar wussten einige, dass damit irgendwie die Region um Saarbrücken herum gemeint ist. Den Unterschied zum Stadtverband kannte jedoch keiner. gda Meinung

Freier Eintritt an der Wahlurne

Von SZ-RedakteurMarkus Saeftel Die Angst geht um im Saarbrücker Schloss: Was bloß, wenn wieder so wenig Bürger am Sonntag ihr Kreuz machen, um den Regionalverbandsdirektor zu wählen. Das darf auf keinen Fall passieren! Also versucht es die Verwaltungsspitze mit einem Trick. "7.6.2009 Wahl zur Regionalversammlung und des Regionalverbandsdirektors. Direkt in Ihrer Nähe. Eintritt frei", wirbt schon seit Tagen der Regionalverband auf seiner Internetseite. Wenn das nicht wirkt, was dann? "Eintritt frei" als Wahlaufruf klingt aber schon sehr nach Verzweiflung. Warum lädt die Verwaltung nicht gleich zu "Freibier" und einer rauschenden Wahlparty ein? Schließlich soll das Schloss doch ein "Bürgerschloss" sein. Nein, so weit wird es nicht kommen. Die Politiker werden wieder unter sich bleiben. Sie schaffen es seit Jahren nicht, den Bürgern klarzumachen, wozu der Regionalverband da ist. Die Umbenennung hat für zusätzliche Verwirrung gesorgt. Daran wird auch die unfreiwillig komische Botschaft im Internet nichts ändern. Aber für ein wenig Spaß im sonst öden Wahlkampf sorgt sie allemal. HintergrundDer Regionalverbandsdirektor ist zuständig für 75 weiterführende Schulen, die Volkshochschule, das Jugend- und Gesundheitsamt. Weitere Aufgaben sind die Flächennutzungsplanung, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Tourismusförderung. Der Regionalverbandsdirektor wird für eine Amtszeit von zehn Jahren gewählt. sm

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