Fünf Männer kämpften um ein AmtRegionalverbandsdirektor - bitte?

Mit der Direktwahl des Regionalverbandsdirektors wurde gestern das Ende der Amtszeit von Ulf Huppert eingeläutet. Der FDP-Politiker fungiert seit Januar 2008 als Übergangs-Chef im Regionalverband. Fünf Kandidaten haben sich um seine Nachfolge beworben. Wer die Direktwahl gewonnen hat und ob es zu einer Stichwahl in zwei Wochen kommt, stand bei Redaktionsschluss dieser Augabe noch nicht fest

Mit der Direktwahl des Regionalverbandsdirektors wurde gestern das Ende der Amtszeit von Ulf Huppert eingeläutet. Der FDP-Politiker fungiert seit Januar 2008 als Übergangs-Chef im Regionalverband. Fünf Kandidaten haben sich um seine Nachfolge beworben. Wer die Direktwahl gewonnen hat und ob es zu einer Stichwahl in zwei Wochen kommt, stand bei Redaktionsschluss dieser Augabe noch nicht fest. Für die CDU trat Rainer Grün an. Der 59-jährige Jurist aus Saarbrücken ist seit 1999 Staatssekretär im saarländischen Umweltministerium. Zuvor war er in anderen Politikbereichen wie Jugend und Soziales oder Tourismus aktiv. Kommunalpolitische Erfahrungen sammelte er vor allem im rheinland-pfälzischen Bernkastel-Kues, wo er von 1992 bis 1999 Bürgermeister war. Als Regionalverbandsdirektor will Grün in einem Kooperationsrat enger mit den Bürgermeistern zusammenarbeiten und den Kommunen ein stärkeres Mitspracherecht geben. Peter Gillo ist für die SPD angetreten. Der 51-Jährige studierte Sozialarbeit und ist seit 1990 im Landtag. Mit zweijähriger Unterbrechung ist er dort seit 1998 Vorsitzender des Umwelt-Ausschusses. Dazwischen war er von 2002 bis 2004 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion. Zugleich ist der gebürtige Saarlouiser seit 1996 Präsident der Gesellschaft für nachwachsende Rohstoffe. Als Regionalverbandsdirektor will Gillo Arge, Schulverwaltung und Jugendhilfe enger verbinden, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Für Bündnis 90/Die Grünen ging Stephan Körner aus Saarbrücken an den Start. Der 45-jährige Jurist ist Richter am Verwaltungsgericht des Saarlandes sowie stellvertretendes Mitglied des saarländischen Verfassungsgerichtshofes. Körner sitzt seit 2004 in der Regionalversammlung und ist Sprecher der Grünen-Fraktion. Er fordert ein umfassendes Investitionsprogramm für Schulen und Klimaschutz. Die FDP schickte Manfred Baldauf ins Rennen. Der 57-jährige Jurist gründete 1982 eine Anwaltskanzlei. Der gebürtige Püttlinger wurde 2002 stellvertretender Landesvorsitzender der FDP und sitzt seit 2004 für die Partei im Landtag. Baldauf ist zugleich seit 2004 Vorsitzender der FDP-Fraktion in der Regionalversammlung und trat bereits 2006 als Kandidat für den Posten des Regionalverbandsdirektors an. Er ist damit der einzige der Kandidaten, der sich zum zweiten Mal für den Posten bewirbt. Baldauf hat sich gerade erst dagegen ausgesprochen, 1,5 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket, die für die Schulen vorgesehen waren, in das Thermalbad in Rilchingen zu investieren. Die Linke schickte Klaus-Eckhard Walker ins Rennen, einen parteilosen Kandidaten. Der 56-Jährige studierte Politikwissenschaft, Jura und Philosophie und trat 1972 in die SPD ein. Ab 1985 war der gebürtige Trierer Geschäftsführer des saarländischen Landkreistags, bevor er 1991 Oberbürgermeister in Rastatt wurde. Das Amt übte er 16 Jahre lang aus. Walker verließ 2005 die SPD aus Protest gegen die Politik des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Als Regionalverbandsdirektor will er die Kinderarmut stärker bekämpfen sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit stärken. Regionalverband. Viele Bürger sind gestern in den Wahlkabinen womöglich über einen Begriff gestolpert, der ihnen nichts sagt: Regionalverbandsdirektor. Das jedenfalls lässt eine Umfrage der SZ vor der Wahl vermuten. Keiner der Befragten konnte so richtig erklären, was es mit diesem ominösen Posten auf sich hat. "Das ist der Direktor vom Regionalverband", vermutet ein 70-jähriger Saarbrücker. Doch dann ist er mit seinem Latein auch schon am Ende: "Ich denke, er kümmert sich um regionale Dinge wie die Müllabfuhr." Eine 32-jährige Passantin aus St. Johann kann gar nichts mit dem Begriff anfangen: "Ich wusste gar nicht, dass man den wählt." Sie findet die Zuständigkeiten in der Kommunalpolitik viel zu unübersichtlich. Trotzdem will sie wählen gehen: "Ich werde mich vorher noch mal genauer informieren", verspricht sie mit verlegenem Lächeln. Ein 63-Jähriger aus Heusweiler überlegt lange, was der Regionalverbandsdirektor eigentlich so macht. Schließlich muss er doch passen: "Welche Befugnisse er hat, kann ich auf Anhieb gar nicht sagen." Er selbst bezeichnet sich als politikverdrossen: "Man interessiert sich nicht mehr so für solche Dinge. Da kommt ja am Ende sowieso nichts bei raus." Eine 42-Jährige aus St. Johann spekuliert über die Funktionen des Regionalverbandsdirektors: "Ich denke, er ist irgendwie für die Koordination der einzelnen Gemeinden im Regionalverband zuständig." Doch was ist eigentlich der Regionalverband? "Der Regionalverband ist für das Saarland zuständig, der Stadtverband für die Stadt", rät sie und könnte kaum weiter danebenliegen. Fazit: Von sieben Befragten bezeichnete keiner den Regionalverbandsdirektor als den Verwaltungschef des Regionalverbandes Saarbrücken. Zudem sagte niemand, dass dieser Posten in etwa dem eines Landrates entspricht. Beides wären korrekte Antworten gewesen. Auch der Begriff "Regionalverband" scheint noch nicht ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger vorgedrungen zu sein. Zwar wussten einige, dass damit irgendwie die Region um Saarbrücken herum gemeint ist. Den Unterschied zum Stadtverband kannte jedoch keiner. gda

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