Ein hübsches Stückchen (Sprech-)Theater

Völklingen/Püttlingen · Christian Bauers Krimi-Kommissar Simarek und „Tatort“-Kommissar Devid Striesow haben in Völklingen zahlreiche Fans: Bei Striesows Lesung aus Bauers jüngstem Buch waren am Montagabend die Stuhlreihen in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes dicht besetzt. Die Zuschauer erlebten einen amüsanten Abend.

 Devid Striesow bei der Völklinger Krimi-Lesung. Foto: Becker & Bredel

Devid Striesow bei der Völklinger Krimi-Lesung. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Autor Christian Bauer und Schauspieler David Striesow sind ein grandioses Team. Im Herbst gaben sie als Leseteam in Püttlingen ihr Debüt. Jetzt stellten sie Bauers dritten Simarek-Krimi im Völklinger Weltkulturerbe vor, und das war einfach hinreißend. Links der Autor, rechts der Interpret nebeneinander am Lesetisch in der Gebläsehalle. Bauer hielt sich dezent zurück. Hin und wieder lieferte er ein paar Stichworte, fasste eine Passage kurz und prägnant zusammen. Auch im Buch liefert er keine langen Beschreibungen. Kurz und trefflich kennzeichnet er seine Figuren. Vollmondgesicht, etwas zu kurz geratene Gestalt - da hat man gleich jemand vor Augen. "Die ist mit ihren dicken Möpsen einfach ins Auto gestiegen, und weg war sie", sagt der vollmondgesichtige Nachbar über die Witwe des toten Tenors. Ganz viel Raum gibt der Autor den Dialogen. Die Gespräche, lautes Denken des Kommissars inbegriffen, treiben die Handlung voran. Die verschiedenen Sprechstile charakterisieren die Figuren. Über den Daumen gepeilt kommt etwa ein Dutzend Leute im Roman vor: Kommissar Simarek, seine Freundin Evi, der unsympathische Gerichtsmediziner, der nette italienische Polizist, die Geliebte des toten Tenors, der neidische Bariton, zwei Sängerinnen, die Witwe, Simareks Pastorenfreund, die schöne Anna aus Lettland.

Striesow hat allen eine Sprache gegeben. Mehr noch: Er vermittelte auch, was die Figuren nicht preisgeben wollen. Ganz über die Stimme. Ohne großes Bohei. Die winzigen Handbewegungen, hier ein Stirnrunzeln, da ein Hochziehen der Augenbrauen schienen nicht Schauspiel, sondern plastischer Ausdruck des Gesprochenen. Lustig war die Lesung auch. Wenn der Italiener im Buch singt, sang auch Striesow. Er pfiff wie der Kommissar, klingelte wie die Haustürglocke. Der Krimi spielt im Saarbrücker Theatermillieu. Das sei eine etwas andere Welt, lässt der Autor seinen Simarek mutmaßen - als bei der Lesung eine Stelle über lockere Sitten kam, hauchte er "Ach ja?" zu Striesow rüber. Leichthin und mit maliziösem Blick. So war die Lesung selbst ein hübsches kleines Stück Theater.

Die Bücher gingen weg wie warme Semmeln. Als Rahmen gab es die Ausstellung "Generation Pop". Obendrein diente der Abend einem guten Zweck: Devid Striesow spendet sein Honorar dem Kinderhospizdienst Saar.

Das Buch: Christian Bauer: Zwei dicke Möpse. Gollenstein Verlag, 12,90 Euro.

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HintergrundDevid Striesow ist Kommissar-Darsteller im SR-"Tatort". Zur Zeit laufen die Dreharbeiten für den Film, der an Weihnachten gezeigt wird. Deshalb ist der Schauspieler in Saarbrücken. Christian Bauer ist Redakteur der "Tatort"-Reihe. Die Krimis, die Bauer schreibt, spielen zwar auch in Saarbrücken, aber sie haben nichts mit der "Tatort"-Reihe zu tun. hof

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