Die Vernissage in der Schalterhalle

Ganz neue Allüren: Thea schleppt Tobi zur Vernissage. Zur Veranstaltung, die noch lebende Künstler und deren Werke ehrt.

Die feierliche Eröffnung mit handverlesenen Gästen. Meine beste Freundin schnappt sich meinen Kumpel. Ködert ihn mit dem hochheiligen Versprechen, dass es kostenlos Alkoholika und Häppchen gibt. Thea kann es kaum erwarten. Tobi wegen der Nahrungs-

mittelzusage auch nicht.

Im kleinen Schwarzen über üppige Rundungen zieht es die Kunstbeflissene in die muffige Empfangshalle eines Kreditinstituts. Dahinter in ihrem Windschatten dackelt er, der sich in seinem Oberhemd sichtlich eingezwängt fühlt.

Dort stehen sie nun. Zwischen Menschen in tristen Hosenanzügen. Auch Frauen. Beklommenheit macht sich breit. Obwohl eigentlich froher Anlass, dass ein sublokaler Künstler einem großen Publikum die Show bieten kann. Tobi wertet die Stimmung wie die bei einer Beerdigung. Worauf ihm Thea galant mit dem Ellbogen einen Rand in die Seite verpasst. Tobi erliegt einer Schnappatmung, verstummt. Zwischen all den Kennern, über die Kunst Erhabenen. Schweigend. Sinnierend. Mit zwischen Daumen und Mittelfinger gestütztem Kinn sowie gestrecktem Zeigefinger an der Wange. Kunstwerke begaffend.

Thea ergötzt sich an einer Plastik, schnöde in einer Ecke des hohen Raumes lieblos abgestellt. Schwadroniert über deren Kugelform. Hoch philosophisch. Ewiger Kreislauf des Lebens. Und so. Und Tobi? "Das ist der übervolle Ascher der Klofrau."

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