"Die Menschen im Land wollen den Neuanfang"

Saarbrücken. Die SPD will's wissen: Knapp 500 Genossen klatschen frenetisch Beifall, erheben sich im proppenvollen Saal-Ost der Congresshalle von ihren Plätzen. Eine gute halbe Stunde lang hat ein kämpferischer Heiko Maas den Willen der Sozialdemokraten formuliert, stärkste Partei zu werden und die Regierungsverantwortung zu übernehmen

Saarbrücken. Die SPD will's wissen: Knapp 500 Genossen klatschen frenetisch Beifall, erheben sich im proppenvollen Saal-Ost der Congresshalle von ihren Plätzen. Eine gute halbe Stunde lang hat ein kämpferischer Heiko Maas den Willen der Sozialdemokraten formuliert, stärkste Partei zu werden und die Regierungsverantwortung zu übernehmen. "Die Menschen wollen den politischen Neuanfang im Saarland - und wir wollen dafür sorgen, dass es ihn nach zwölf Jahren CDU endlich gibt", ruft er Parteifreunden und Gästen zu, von denen viele nur noch einen Stehplatz im Hallenfoyer finden. Die Wahl am 25. März werde zu einer Abstimmung über soziale Gerechtigkeit, gesetzlichen Mindestlohn und Arbeit, von der man auch leben könne. "Ein Wahlkampf-Auftakt nach Maß", so das einhellige Urteil an diesem Samstagvormittag.Bevor ein gut gelaunter Heiko Maas im grauen Tuch mit weißem Hemd, den Kragen locker geöffnet, die Bühne betritt, hat bereits ein kurzer Video-Film auf den wahlkämpfenden Parteichef eingestimmt. Der Wahlslogan auf purpurfarbenem Untergrund prangt von der Leinwand: "Ein Saarland mit Zukunft. Solidarisch und stark."

"Das tut gut", quittiert Maas den großen Applaus, der ihn im Saal empfängt. Selbst seine Bemerkung, er freue sich, dass "heute Abend so viele hier sind", wird um die Mittagszeit mit Beifall bedacht. Ja, er habe in den aufreibenden vergangenen Tagen wenig geschlafen, räumt Maas ein. "Da verliert man schon mal den Überblick über die Tageszeiten."

Doch nach dem Vorgeplänkel geht's ans Eingemachte. Maas nimmt seine politischen Kontrahenten ins Visier. Nach knapp zehn Minuten watscht er erstmals die Linken ab, ohne Lafontaine beim Namen zu nennen. Erneut gibt es eine Absage an die Dunkelroten wegen deren Haltung zur Schuldenbremse und zu notwendigen Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst. Den Linken "geht es doch nicht nur darum, mit uns regieren zu wollen. Denen geht es nur darum, uns so viele Stimmen wie möglich wegzunehmen", wettert Maas. Die größte Befürchtung der Linken sei, "dass es in diesem Land einen Ministerpräsidenten der SPD gibt, der beweist, dass man die Linke für mehr soziale Gerechtigkeit in diesem Land eigentlich gar nicht braucht." Darauf dürfe die SPD nicht hereinfallen, mahnt der Vormann. Solch starke Worte begeistern das Parteivolk, da brandet Jubel auf. Aber auch die Grünen bekommen ihr Fett weg: Der ehemalige Umweltminister Maas sieht die ökologischen Themen bei den Sozialdemokraten gut aufgehoben. An die grünen Wähler appelliert er: "Wenn Ihr euch nicht nochmals schwarz ärgern wollt, müsst ihr dieses Mal SPD wählen."

Die Verbal-Attacken des gut aufgelegten Obergenossen treffen selbst Kramp-Karrenbauers CDU, mit der Maas eine Koalition schmieden will. Als Regierungschef werde er von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch machen, wenn es um gesetzlichen Mindestlohn und Tariftreue gehe, bekräftigt Maas, was der Saal mit lautem Beifall honoriert. Ein Kernanliegen der Gewerkschaftler, das der Parteivorsitzende soeben angesprochen hat.

Zu den jüngsten Umfragen meinte der oberste Wahlkämpfer, er sei "nicht unglücklich", dass CDU und SPD gleichauf lägen. Deshalb: "Die Wahl ist noch nicht entschieden." Es gelte, um jede Stimme zu kämpfen, ermuntert er seine Parteitruppen. Die Emnid-Umfrage vom Freitag sagt mit jeweils 36 Prozent ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden großen Parteien voraus.

Nach eineinhalb Stunden wissen die Genossen, wohin die Reise geht. Wahlkampfleiter Stephan Schweitzer gibt noch einen Einblick in die Kampagne, nennt die Betriebs-Temperatur der Partei bereits auf einem "akzeptablen Niveau". Man sei "wild entschlossen, das Endspiel zu gewinnen". Entschieden wird in 55 Tagen. "Die Betriebs-

temperatur der Partei

ist bereits

auf einem

akzeptablen Niveau."

Stephan Schweitzer,

Wahlkampfleiter

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