Die Freeschenkönigin aus Merzig Im blauen VW-Bus zur eigenen Krönung

Merzig · 1931 wurde erstmals eine Deutsche Weinkönigin gekürt. So entstand die Tradition, ein Produkt mit einer Repräsentantin zu bewerben. Auch im Saarland werben „Königinnen“ für Produkte und Regionen. Wir stellen sie vor. Diesmal: die Freeschenkönigin.

 Fabienne Kost steht am stillgelegten Brotdorfer Bahnhof an der Strecke der Losheimer Museumsbahn. Sie ist die aktuelle Freeschenkönigin des Merziger Stadtteils. Auch in ihrer Krone ist ein Frosch eingearbeitet. Brotdorf war einst ein Sumpfgebiet und Frösche sind das Symbol des Ortes.

Fabienne Kost steht am stillgelegten Brotdorfer Bahnhof an der Strecke der Losheimer Museumsbahn. Sie ist die aktuelle Freeschenkönigin des Merziger Stadtteils. Auch in ihrer Krone ist ein Frosch eingearbeitet. Brotdorf war einst ein Sumpfgebiet und Frösche sind das Symbol des Ortes.

Foto: BeckerBredel

Die Krönung der Freeschenkönigin – was so viel wie Froschkönigin bedeutet – ist in dem Merziger Stadtteil Brotdorf ein Höhepunkt des Kulturjahres. Seit die rund 30 Brotdorfer Vereine 1985 beschlossen, einmal im Jahr ein gemeinsames Dorffest, das „Freeschenfest“, auszurichten, wird eine Frau aus dem Dorf zur Königin auf Zeit und repräsentiert zwölf Monate lang die Dorfgemeinschaft. In diesem Jahr ist es die 21-jährige Fabienne Kost.

Ausgesucht wurde sie vom Ortsverband der CDU, der turnusgemäß an der Reihe war, eine Königin zu benennen. Damit wechseln sich die örtlichen Vereine ab. „Brotdorf hat knapp 4000 Einwohner und ein reges Vereinsleben. Früher haben alle Vereine ihre Feste einzeln gefeiert und waren für sich. Darunter litten die Gemeinschaft und die damals noch 17 Gaststätten, denen Gäste weggenommen wurden. Wir haben es damals geschafft, alle unter einen Hut zu bekommen und uns war ganz klar, dass eine Königin an die Spitze muss“, erzählt heute Helmut Backes, Ehrenpräsident des „Brotdorfer Carneval Vereins – Die Quakenbacher“ und Initiator der Tradition.

In der Dorfkneipe Germania hängen Bilder älterer Krönungen und Plakate. Eine Freeschenzeitung wird jährlich kurz vor der Krönung im Ort verteilt und stellt die neue Hoheit vor, die dann beim Freeschenfest feierlichen Einzug hält. „Es muss immer ein besonderer Einmarsch sein. Die Königin wählt selbst, ob sie mit dem Traktor, der Kutsche oder anders kommt. Bei mir war es ein blauer Bulli“, sagt die Lehramtsstudentin. Sie studiert in Karlsruhe und war bei ihrer Krönung über das enorme Publikumsinteresse sehr erstaunt.

Zur Nominierung kam sie über Umwege, ein anderer Verein sprang kurzfristig ab. „Dann dachte ich mir, warum nicht. Ich fragte meine Freunde, die unterstützten es. Und wenn ich erst einmal als Lehrerin arbeite, mache ich es bestimmt nicht mehr. Also sagte ich zu. Die Tradition im Ort bedeutet mir viel, ich bin eine richtige Saarländerin. So eine, die auswärts studiert und ganz sicher wieder nach Hause kommt“, betont Kost.

Jetzt besucht sie alle Dorffeste mit Kleid und Krone, ist beim Männergesangsverein zu Gast, bei der Sportplatzeinweihung, den Kappensitzungen, dem Neujahrsempfang oder dem Weihnachtsmarkt. Immer werde ihr große Aufmerksamkeit geschenkt, man spare nicht an Komplimenten. Das mache richtig Spaß.

Dass es ihr ernst ist, bewies sie, als sie sich noch kurz vor der Krönung eine neue Krone besorgte. Die alte war schon zu oft repariert worden. Jetzt ziert die neue Krone mit dem Frosch ihr Haupt und wird dann weitergegeben. Das Wappentier Frosch habe historische Bedeutung: „Brotdorf war einst ein Sumpfgebiet. Wie auch im Namen des Karnevalsvereins sind die Frösche Symbol des Ortes.“

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