Dicke Fische im Netz der Steuerfahnder

Saarbrücken. Auch nach 37 Berufsjahren lernt Gerd Wack immer noch dazu. Dass einen Steuersünder sein schlechtes Gewissen packt und er den hinterzogenen sechsstelligen Betrag in einer Einkaufstasche voller Euro-Scheine zum Finanzamt trägt - das hätte der Staatssekretär im Finanzministerium nicht für möglich gehalten. 2010 war das

 Mit dieser Plakette weisen sich Saar-Steuerfahnder aus. Foto: rup

Mit dieser Plakette weisen sich Saar-Steuerfahnder aus. Foto: rup

Saarbrücken. Auch nach 37 Berufsjahren lernt Gerd Wack immer noch dazu. Dass einen Steuersünder sein schlechtes Gewissen packt und er den hinterzogenen sechsstelligen Betrag in einer Einkaufstasche voller Euro-Scheine zum Finanzamt trägt - das hätte der Staatssekretär im Finanzministerium nicht für möglich gehalten. 2010 war das. Ob so etwas bald wieder passiert?Eine neue CD mit den Namen mutmaßlicher Steuerbetrüger belastet jedenfalls auch fünf saarländische Millionäre. Sie hatten in den vergangenen Jahrzehnten jeweils mindestens eine Million US-Dollar bei einer Schweizer Privatbank geparkt. Es handele sich um Personen über 60 Jahre, die "hier im Land unternehmerisch tätig waren", sagt Wack. Zu Einzelheiten schweigt er mit Verweis auf das Steuergeheimnis.

Die CD mit insgesamt 1136 Namen hatte ein Bankmitarbeiter kürzlich der nordrhein-westfälischen Steuerfahndung zugespielt. Kosten: keine. Der Bankangestellte habe Zugriff auf die Daten gehabt und sich den Behörden wegen seines schlechten Gewissens offenbart, sagt Wack. Die Saarbrücker Steuerfahnder werten das Material nun mit der Staatsanwaltschaft aus.

Eine ältere Steuer-CD haben die Beamten inzwischen größtenteils ausgewertet. Es geht dabei um eine Liste mutmaßlicher Steuerhinterzieher, die Niedersachsen im Juni 2010 erworben hatte. Die saarländische Finanzverwaltung verfügt seit Spätherbst über die Namen der 343 Saarländer, die auf dieser CD auftauchen; in der Mehrzahl handelt es sich laut Wack um Freiberufler und Handwerker. Sie sollen schon in den 80er Jahren über 35 Millionen Euro Schwarzgeld in der Schweiz angelegt haben, überwiegend in Form von Lebensversicherungen. Darunter sind laut Wack zehn "dicke Fische" mit einem Anlagevermögen von bis zu 250 000 Euro. Alle zehn Hausdurchsuchungen seien "Treffer" gewesen. Die übrigen Fälle werden noch von den Finanzämtern geprüft. Das Land erwartet Nachzahlungen von bis zu zehn Millionen Euro.

Der Ankauf zweier Datenträger mit den Namen mutmaßlicher Steuerbetrüger hatte 2010 im Saarland zu einer beispiellosen Welle von Selbstanzeigen geführt. Bei den Finanzämtern meldeten sich 577 Steuersünder, um so einer Strafe zu entgehen. 221 Selbstanzeigen standen in direktem Zusammenhang mit den Steuer-CDs. Für das Saarland ein gutes Geschäft: Die 221 Anzeigen haben dem Staat Steuereinnahmen von 32 Millionen Euro in die Kasse gespült, von denen etwa die Hälfte beim Land bleibt.

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