Der Highlander aus Neunkirchen

Kreis Neunkirchen/ Grandtully · Weg von daheim - in einer Serie stellt die SZ Menschen vor, die es aus dem Landkreis Neunkirchen in die Ferne gezogen hat. Wie sieht das Leben der Auswanderer aus? Kommen sie noch oft nach Hause? Haben sie Heimweh? Eine spannende Reise rund um den Globus. Teil 18: Peter Weidig in Grandtully/Schottland.

Kreis Neunkirchen/ Grandtully. Sein Rückfahrschein ist jetzt schon elf Jahre alt. Und vorläufig wird ihn Peter Weidig wohl auch nicht einlösen. Denn der 33-jährige Neunkircher, der 2001 bloß mal eben das Mutterland seines großen Hobbys Dudelsackspielen kennen lernen wollte, ist im Herzen Schottlands heimisch geworden. Und in Grandtully, Ortsteil von Aberfeldy in Perthshire, fühlt sich der Auswanderer wohl."Schottland ist traumhaft schön", schwärmt der Highlander aus Neunkirchen, "selbst bei schlechtem Wetter". Dass jenes sich oft einstellt, macht dem Wahl-Schotten nichts aus. So sei das Land eben, ergänzt er und zitiert eine landestypische Weisheit: "Wenn man die Berge sieht, gibt es Regen, und wenn man sie nicht sieht, regnet es schon." Zwischen Bergen und Regen, Whisky und Kilts sei es auch die Art der Hochländer, die er schätze. "Die Schotten sind ein sehr warmherziges Volk. Freundlich, herzlich und hilfsbereit, immer für ein Schwätzchen zu haben und meist zu einem Spaß aufgelegt." Weidig sieht Parallelen zu seiner ersten Heimat: "Durch die niedrige Bevölkerungszahl tritt das dem Saarländer bekannte Phänomen 'ich kenne jemanden, der jemanden kennt' recht häufig auf." Eine andere Gemeinsamkeit: "Durch den ausgeprägten Dialekt erkennt man sich im Ausland untereinander immer und hält zusammen." Fazit: "Perfekte Voraussetzungen für einen Exil-Saarländer, um in Schottland Fuß zu fassen." Und das gelingt Peter Weidig seit 2001.

Dass es ihn nach dem Studium zu einem Auslandsaufenthalt in die Highlands zog, hatte mit seinem größten Hobby zu tun, erzählt der Neunkircher. "Mit 15 Jahren erlernte ich durch einen Freund in Blieskastel das Dudelsackspielen. Seither hielt mich die Faszination dieses Instruments und seines Ursprungslandes im Bann." Geplant war der Besuch in Schottland für sechs Monate. Aber dann blieb Weidig - und wagte den Neuanfang. Nach "erfolgreichem Magisterstudium 2006 an der University of Paisley gründete ich 2007 eine Firma im Anlagen- und Maschinenbau". Der Unternehmer kombiniert seither "saarländisches Know how und harte Arbeit, made in Scotland." Er lebte in Glasgow und Ayrshire, seit 2011 ist er in Grandtully daheim. Über 1400 Kilometer von Neunkirchen entfernt, ist Weidig nicht nur beruflich angekommen.

"Selbstverständlich passt man sich der Kultur seines neuen Heimatlandes an", sagt der Auswanderer, "selbst wenn man in Gedanken oft im Saarland ist". Im Herzen bleibe er Saarländer, aber nach Sitten und Hobbys ist er längst auch Schotte. Seine Verbundenheit mit dem Land fand 2010 einen Höhepunkt: "Ich gewann die Amateurmeisterschaften im Dudelsackspielen."

In dem Land, das so stolz sei auf seine Geschichte und die gälische Tradition und so viel mehr zu bieten habe als Dudelsack und Schottenrock, bereut Weidig nicht, das Saarland verlassen zu haben. "Ich würde ohne zu zögern wieder 'Ja' zu Schottland sagen." Zumal die Möglichkeit einer Rückkehr in die alte Heimat immer bestehe. Kontakt zu Familie und Freunden habe er noch fast täglich, erzählt Peter Weidig.

Und er hat ein großes Stück Saarland einfach in die neue Heimat mitgenommen - und das gefällt: "Der gigantische Schwenkergrill inmitten der Berge des Hochlands versetzt die Einheimischen regelmäßig ins Staunen."

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