Das Warten auf die Lohnsteuer

Saarbrücken. Euro-Krise hin oder her - wer gibt dem Staat schon gerne ein Darlehen, selbst wenn es verzinst wird? Das gilt auch für Beträge, die aus einer Steuerrückerstattung fällig werden. Bis zu acht Monate dauerten in diesem Jahr einzelne Verfahren, sagte der Landesvorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Matthias Bittner, jetzt der SZ

 Schon das Ausfüllen der Steuerformulare zieht sich mitunter hin. Sollten dann allerdings Rückzahlungen ausstehen, ist monatelanges Warten für viele ein Ärgernis. Foto: Argus

Schon das Ausfüllen der Steuerformulare zieht sich mitunter hin. Sollten dann allerdings Rückzahlungen ausstehen, ist monatelanges Warten für viele ein Ärgernis. Foto: Argus

Saarbrücken. Euro-Krise hin oder her - wer gibt dem Staat schon gerne ein Darlehen, selbst wenn es verzinst wird? Das gilt auch für Beträge, die aus einer Steuerrückerstattung fällig werden. Bis zu acht Monate dauerten in diesem Jahr einzelne Verfahren, sagte der Landesvorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Matthias Bittner, jetzt der SZ. Im Schnitt geht Bittner von einer Bearbeitungszeit im Land von vier bis fünf Monaten bei der Lohn- und Einkommenssteuer aus. Teilweise flattern die Steuerbescheide auch bereits nach fünf Wochen ins Haus, relativiert Bittner. Seine grundsätzliche Einschätzung: "Wir haben strukturelle Probleme." Von "einem Schlendrian" in den sieben Finanzämtern könne keine Rede sein.

Keine Höchstdauer festgelegt

Die Zahlen des Gewerkschafters zur durchschnittlichen Bearbeitungszeit unterscheiden sich von den Angaben des Finanzministeriums. Dort werden aktuell 1,5 bis 2,5 Monate genannt. Eine vorgeschriebene maximale Bearbeitungszeit gebe es nicht, so das Ministerium.

Längere als die durchschnittlichen Bearbeitungszeiten erklärt die Behörde unter anderem damit, dass es insbesondere bei den Service-Centern wegen der Einführung der elektronischen Lohnsteuerkarte mehr Arbeit gebe.

Wegen dieser Umstellung sollen rund 430 000 Saarländer in den kommenden Wochen Post bekommen, um ihre gespeicherten Daten zu kontrollieren und wenn nötig mit einem Formular zu korrigieren, wie Gewerkschafter Bittner im Gespräch mit der SZ erläuterte. Wichtig sei, dass Korrekturen möglichst mit diesem Formular erledigt werden, sagt Bittner. Andernfalls erwartet er zahlreiche persönliche Anfragen bei den Finanzämtern, was die generelle Bearbeitungszeit von Steuersachen wiederum verzögern würde. Eine weitere Sorge: Abhängig vom Korrekturaufwand der von den Kommunen übernommenen Steuerdaten sieht er weitere Arbeit auf die Finanzämter zukommen.

Generell wünscht sich Bittner mehr Personal als die aktuell rund 1200 Vollzeitstellen: "Wenn wir 100 Leute mehr hätten, wären wir zufrieden." Doch nicht nur die heutige Situation bereitet ihm Kopfzerbrechen: "Ich will für meinen Beruf werben", sagt Bittner. Im Lauf der nächsten zehn Jahre werden nach seinen Angaben zwei Drittel aller saarländischen Steuerbeamten in den Ruhestand verabschiedet. Und Nachwuchssorgen drücken die Finanzbehörden in seinen Augen bereits heute.

Auf einen Blick

Verzögerungen bei der Bearbeitung der Steuererklärung beobachten auch Lohnsteuerhilfevereine, wie die Vereinigung der Lohnsteuerzahler. Vorsitzender Josef Philippi aus Elm berichtete beispielsweise von einer Bearbeitungszeit von mitunter vier Monaten beim Finanzamt Saarbrücken Stadt. pg

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