Das beste Mittel: Fuß vom Gas

St. Wendel/Nohfelden. Es war ein grausiges Bild, das sich dem Nohfelder Förster Konrad Funk an der A 62 bot. Eine Fähe, also eine Füchsin, hatte sich in den Maschen eines Autobahnzauns verfangen und war verendet. "Das muss ein schrecklicher Tod gewesen sein. Die Kratzspuren an der Erde zeugen von einem langen und qualvollen Todeskampf", erzählt Funk

 Auf diesem Archivfoto hat ein Pkw ein junges Wildschwein erwischt. Foto: Patrick Pleul/dpa

Auf diesem Archivfoto hat ein Pkw ein junges Wildschwein erwischt. Foto: Patrick Pleul/dpa

St. Wendel/Nohfelden. Es war ein grausiges Bild, das sich dem Nohfelder Förster Konrad Funk an der A 62 bot. Eine Fähe, also eine Füchsin, hatte sich in den Maschen eines Autobahnzauns verfangen und war verendet. "Das muss ein schrecklicher Tod gewesen sein. Die Kratzspuren an der Erde zeugen von einem langen und qualvollen Todeskampf", erzählt Funk. Seiner Ansicht nach war das Tier auf die Autobahn gelaufen, dann aber zurückgerannt. "Die Füchse graben sich normalerweise unter den Zäunen durch, aber dieser hier ist hochgesprungen." Vielleicht in Panik, weil ein Auto kam.Auf oder an Straßen verendete Tiere findet der Förster häufig und hilft auch bei der Beseitigung der Kadaver. So habe er erst kürzlich bei einem Wildunfall helfen müssen. Eine Autofahrerin wollte auf der B 41 einem Reh ausweichen und war in die Leitplanke gefahren. Das Tier konnte nicht mehr gerettet werden. Funk hat allein in diesem Jahr schon zehn tote Rehe von der B 41 geholt.

Landesjägermeister Daniel Hoffmann nennt weitere Zahlen. " So kamen etwa 15 Prozent der getöteten Rehe auf Straßen ums Leben, während die übrigen 85 Prozent erlegt wurden", teilt Hoffmann mit. Im jährlichen Schnitt würden etwa 1500 Rehe auf saarländischen Straßen getötet, etwa 200 Wildschweine und im Schnitt zehn Stück Rot- und Damwild. Für Füchse und andere kleine Wildtiere wie Dachse liegen dem Jäger keine genauen Zahlen vor. Denn diese landen oft im Straßengraben oder Gebüsch und werden oft nicht entdeckt. Der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) führt eine eigene Statistik über Tiere, die von seinen Mitarbeitern tot auf Straßen gefunden werden. Von Juni 2012 bis Februar 2013 wurden im Kreis St. Wendel von der Straßenmeisterei 107 Tiere gefunden, darunter 41 Füchse, 16 Eichhörnchen, 15 Katzen und 13 Igel. Rehe fanden die LfS-Mitarbeiter sechs. Vereinzelt waren auch kleinere Tiere wie Dachse, Marder, Hasen oder Hennen dabei.

Einig sind sich der Förster und der Landesjägermeister in der Ursache für das viele auf Straßen getötete Wild. "Das sehr dichte Verkehrsnetz im Saarland stellt ein Problem für die Wildtierwanderungen dar", erklärt Daniel Hoffmann. Straßen zerschneiden die Landschaft und schneiden damit den Tieren auch den Weg ab. Abhilfe gibt es. In Luxemburg und Rheinland-Pfalz werden für viel Geld sogenannte Grünbrücken gebaut, also breite Übergänge, die mit Erde bedeckt und bewachsen sind. "Es gibt auch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel kann man landwirtschaftlich genutzte Brücken ähnlich umgestalten", meint Landesjägermeister Hoffmann.

Um die Tiere zumindest an den Autobahnen vom Überqueren abzuhalten, hat der Landesbetrieb für Straßenbau Wildtierzäune aufgestellt. "Bei vermehrten Sichtungen von Wild oder Unfällen mit Wild sehen wir uns die Laufwege der Tiere an. Dann wägen wir ab, ob wir dort Zäune errichten", erklärt Klaus Kosok, Sprecher des Landesbetriebs für Straßenbau (LfS). "Wir können nicht das ganze Saarland einzäunen."

 Einen qualvollen Tod musste diese Füchsin erleiden. Sie verfing sich an der A62 in einem Wildzaun. Foto: Konrad Funk

Einen qualvollen Tod musste diese Füchsin erleiden. Sie verfing sich an der A62 in einem Wildzaun. Foto: Konrad Funk

Mit dem Frühlingswetter werden auch die Wildtiere aktiver. In den dann grünen Tälern suchen sie frisches Futter, und junge Tiere müssen sich ein eigenes Revier suchen. Daher fordern der Jäger und der Förster von den Autofahrern besondere Aufmerksamkeit, auch zu deren eigener Sicherheit. "Gerade auf den bekannten Wildwechselstrecken sollten die Autofahrer den Fuß vom Gas nehmen", rät Förster Konrad Funk. "Nach der Zeitumstellung kommt hinzu, dass die Dämmerungsphasen, in denen die Tiere besonders stark unterwegs sind, mit den Phasen der höchsten Verkehrsaktivität des Menschen zusammenfallen", erklärt Hoffmann. Auch der LfS appelliert an die Vernunft der Autofahrer. Kosok: "Im Frühling und Herbst sollte immer besonders vorsichtig gefahren werden."

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