Bordelle dürfen im Nauwieser Viertel bleiben

St. Johann. Vor allem Auswärtige wundern sich sehr: Mitten in der Innenstadt, am Eingang zum Nauwieser Viertel, warten Prostituierte sogar tagsüber auf Freier. Direkt gegenüber der Musikschule und nur einige Meter vom Otto-Hahn-Gymnasium entfernt. Daran wird auch das jüngst vom Stadtrat verabschiedete Bebauungsplanverfahren nichts ändern

Dieses Bordell an der Ecke Großherzog-Friedrich-Straße/Nauwieserstraße genießt Bestandsschutz. Foto: Becker&Bredel

Dieses Bordell an der Ecke Großherzog-Friedrich-Straße/Nauwieserstraße genießt Bestandsschutz. Foto: Becker&Bredel

St. Johann. Vor allem Auswärtige wundern sich sehr: Mitten in der Innenstadt, am Eingang zum Nauwieser Viertel, warten Prostituierte sogar tagsüber auf Freier. Direkt gegenüber der Musikschule und nur einige Meter vom Otto-Hahn-Gymnasium entfernt. Daran wird auch das jüngst vom Stadtrat verabschiedete Bebauungsplanverfahren nichts ändern. "Die Bordelle im Nauwieser Viertel haben Bestandsschutz", sagt Stadtpressesprecher Thomas Blug und fügt hinzu: "Neue werden aber nicht zugelassen."

Und warum dürfen die Bordelle im Viertel bleiben? Dazu sagt die Stadt kurz und knapp: "Generell haben bis zum Erlass des Bebauungsplans vorhandene Nutzungen im Nauwieser Viertel Bestandsschutz." Erst wenn ein Haus umgebaut werde, greifen die Bestimmungen des neuen Bebauungsplans.

Seit 1980 war das Nauwieser Viertel Sanierungsgebiet. Nun soll der Bebauungsplan das Wohnviertel schützen. Die Stadt hat hier vor allem Bars, Spielhallen und Bordelle im Visier. "Damit lassen sich höhere Mieten erzielen, was zwangsläufig zur Verdrängung von Wohnungen im Quartier führt", erklärt Blug. Nach seinen Angaben gibt es derzeit zwei Bordelle im Viertel.

Für die Gaststätten besteht ebenfalls Bestandsschutz. Aber auch hier soll die Zulassung weiterer Kneipen eingeschränkt werden. Das heißt: Die besondere Mischung im Nauwieser Viertel mit gemütlichen Kneipen, Cafés, Geschäften, Büros und eben Wohnungen soll erhalten bleiben. Die Verwaltung argumentiert, wenn es noch mehr Gaststätten oder Bordelle gebe, leide darunter das Viertel. Denn auch Verkehr und Lärm nehmen zu. Außerdem will die Verwaltung verhindern, dass Frei- und Grünflächen in dem dicht besiedelten Viertel zugebaut werden. Das Plangebiet ist 14 Hektar groß. Es wird begrenzt durch die Dudweilerstraße, die Richard-Wagner-Straße sowie die Schmoller-/Bruchwiesenstraße. Auch das Areal zwischen Großherzog-Friedrich-Straße, Nauwieserstraße und Nassauer Straße zählt zum Bebauungsplangebiet. Davon ausgenommen sind der Landwehrplatz, das Otto-Hahn-Gymnasium, die Alte Feuerwache, der Nauwieser- und Max-Ophüls-Platz sowie die Johanneskirche.

Für großen Ärger sorgte in den vergangenen Tagen die Ankündigung der Stadt, von den Grundstückseigentümern einen Ausgleichsbeitrag für die Sanierung zu fordern. Der Verein Haus&Grund sprach gar von Ausbeutung. 11,5 Millionen Euro Fördergeld hat die Stadt seit 1980 für die Sanierung des Nauwieser Viertels ausgegeben.

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