Katholische Kirche Trierer Bischof drückt aufs Tempo, Rom auf die Bremse

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann will mit der geplanten Strukturreform möglichst rasch beginnen, obwohl Rom erst im vergangenen Monat ein Stopp verhängt hat. Kann das funktionieren?

Wie geht es weiter mit der von Rom gestoppten Strukturreform im Bistum Trier? Bischof Stephan Ackermann will noch in diesem Jahr die von der Kleruskongregation erbetene Stellungnahme abgeben. Das sagte Bischofssprecherin Judith Rupp auf Anfrage unserer Zeitung.

Die römische Kleruskongregation hatte im November nach mehreren Beschwerden das Synodengesetz ausgesetzt. Damit liegt die Strukturreform des Bistums derzeit auf Eis. Wie lange, ist unklar.  „Meine Hoffnung wäre es schon, dass wir im Laufe des nächsten Jahres beginnen“, sagt der Bischof.

Ursprünglich sollten Anfang Januar die ersten 15 von insgesamt 35 im Bistum geplanten Großpfarreien an den Start gehen. Die übrigen 20 XXL-Pfarreien sollten  ein Jahr später folgen. Derzeit gibt es im Bistum Trier noch 887 Kirchengemeinden.

Stephan Ackermann wurde gebeten, „zum Antrag der Beschwerdeführer Stellung zu nehmen“, wie es in dem unserer Zeitung vorliegenden Schreiben an den „hochwürdigsten Herrn Bischof“ heißt.  Gegen das Gesetz über die neuen Großpfarreien hatten die bistumskritische Initiative Kirchengemeinde vor Ort und die Priestergemeinschaft Unio Apostolica Klage eingereicht. Die Priestergemeinschaft kritisiert vor allem die geplante Leitungsstruktur und die Position der Priester in den geplanten Großpfarreien. Weil diese von einem Team aus einem Pfarrer und zwei Laien geleitet werden sollen, werde die kirchenrechtlich vorgesehene Leitungsvollmacht der Pfarrer eingeschränkt, kritisiert Unio Apostolica. Die meisten Priester übernähmen künftig keine Leitungsaufgaben und hätten lediglich einen Status als untergeordnete Mitarbeiter des Leitungsteams, heißt es in der nach Rom gesandten Beschwerde der Priestergemeinschaft.

Deren Deutschland-Leiter, der ehemalige Saarburger Pastor Peter Leick, sagte am Dienstag, viele Gläubige seien dankbar, dass es nach dem Stopp aus Rom jetzt eine Phase der Entspannung im Bistum gebe. „Wir sind nicht gegen Veränderungen, aber gegen Schnellschüsse.“ Leick äußerte sich zugleich besorgt, dass die Priesterschaft in der Debatte über die Strukturreform „total gespalten“ sei.

Der Sprecher der bistumskritischen Initiative Kirchengemeinde vor Ort, Harald Cronauer, sagte, er setze nach wie vor auf einen Dialog mit der Bistumsleitung mit dem Ziel, eine gemeinsame Lösung zu finden. Dabei sollten allerdings die kleinen Kirchengemeinden – wenn es vor Ort gewünscht sei – bestehen bleiben, sagt Cronauer, der nach eigenen Angaben keine Probleme hat mit größeren pastoralen Räumen und einer stärkeren Zusammenarbeit. Bislang habe sich aber noch kein Verantwortlicher vom Bistum gemeldet.

Während der Bischof darauf hofft, im Laufe des nächsten Jahres doch noch mit der Reform starten zu können, sind andere eher skeptisch. Die Sache werde jetzt in Rom nicht mit vorderster Dringlichkeit behandelt und von einer Kommission zur nächsten verschoben, sagt ein Kenner der Verhältnisse, der anonym bleiben möchte. „Und das kann dauern.“

Die Frage, ob der Trierer Bischof mögliche Fürsprecher wie seinen Vorgänger und jetzigen Münchner Kardinal Reinhard Marx um Unterstützung gebeten habe, will die Sprecherin nicht beantworten. Die Botschaft an die Gläubigen sei aber klar:  Bis Rom in Sachen Synodengesetz entschieden habe, gehe in den Kirchengemeinden im Bistum Trier alles wie gewohnt weiter: „Die Seelsorge ist gewährleistet.“

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