Binsenweisheiten wie aus dem Effeff

Thea ist mit den Nerven am Ende. Denn während einer Einkaufsexkursion mit ihrem liebreizenden Patenkind mimt meine beste Freundin den Erziehungsratgeber. Allerdings mehr schlecht als recht. Denn sie stößt auf heftigen Widerstand: auf meinen Kumpel Tobi. Der soll ihr zur Seite stehen. Stattdessen konterkariert er jeglichen Versuch Theas, Herrin der Lage zu werden

Thea ist mit den Nerven am Ende. Denn während einer Einkaufsexkursion mit ihrem liebreizenden Patenkind mimt meine beste Freundin den Erziehungsratgeber. Allerdings mehr schlecht als recht. Denn sie stößt auf heftigen Widerstand: auf meinen Kumpel Tobi. Der soll ihr zur Seite stehen. Stattdessen konterkariert er jeglichen Versuch Theas, Herrin der Lage zu werden.

Mit dem Balg an der Hand geht es durch den Laden. Die Kleine tiriliert Lieder. Ihr gesamtes Repertoire. Rauf und runter. Allesamt im Kindergarten erlernt. Mit vorwurfsvollem, nicht zu überhörenden Tonfall übertönt Thea die Kleine: "Geht das noch lauter?" Worauf Tobi mit schuldloser Miene antwortet: "Klar!" Thea wendet sich mit einem hektischen Ruck ab.

In der kunterbunten Spielwarenabteilung greift ihre kindliche Begleitung - Tobi ist nicht gemeint - unerwartet nach einem dicken Karton. Kraftlos saust die Schachtel mit einem dumpfen Rums zu Boden. Thea raunzt den verdutzten Kinderaugen heftig entgegen: "Was hast Du Dir denn dabei gedacht?" Tobi grübelt und antwortet anstelle der nun übergangsweise recht wortkargen Göre: "Nichts."

Ein Regal weiter bei den Eierkisten packt die Kleine mit ihren zierlich aussehenden Fingern durch die Schlitze und zertrümmert kraftvoll aus Versehen eine der Schalen. Thea reibt sich, der Verzweiflung nahe, mit der flachen Hand langsam von oben durchs Gesicht: "Warum hast Du das gemacht?" Tobi vor ihr wischt dem Mädchen die gelb-klebrigen Hände ab und erwidert schlunzig: "Darum!"

Die Drei kommen am Schnellimbiss vorbei. Thea tituliert im Geiste mittlerweile despektierlich ihre Nichte als Scheusal, welches nun Cola will. Um drei am Nachmittag. "Dann kannst Du heute Nacht wieder nicht schlafen." Das Kind schaut sie unverstanden an. Und Tobi murmelt deutlich: "Ich habe in meiner Kindheit nichts anderes gemacht, als Cola zu trinken. Litt aber nie unter Schlafentzug."

Darauf gibt Thea die Fürsorge in Tobis Hände. Geht gut. Bis die Kleine Grimassen schneidet. Tobis Reaktion: "Schiel nicht, sonst bleiben die Augen stehen." Tun sie nicht. Aber Thea, die hämisch relativiert: "Medizinisch ist bis heute kein einziger Fall nachgewiesen."

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