Bei Thea fristete eine Schultüte ein trauriges Dasein. Seit Wochen. In einer Ecke. Von Spinnweben und Staubmäusen umzingelt. Die Einschulung ihres Neffen längst vergessen. Der kann mittlerweile die ersten Sätze fehlerlos schreiben und rechnet fließend mit Zahlen von 1 bis 100. Thea überreichte dennoch die Tüte bei seinem jetzigen Besuch. Pickepackevoll. Absolut gesundheitsbewusst. Bonbons, Lutscher, Chips, Gummibärchen. Was den kleinen Racker diebisch freute, bei seiner Mama für blankes Entsetzen sorgte. Zuhause bereitet sie nämlich ausgewogene Kost. Vermeidet Zuckerschock und Karies beflügelnde Beigaben. Nun diese Bombe, die alles konterkariert.

Tobi seinerseits spannte seine Nichte mit dem bei ihm eingemotteten Geburtstagspräsent auf die Folter. Mit Feuereifer langte das Mädchen nun endlich nach dem unförmigen Paket. Von Tobi talentfrei in Geschenkpapier gewickelt und mit buntem Band verschnürt. Das Kind knoddelte mühevoll daran herum. Als die Tat vollbracht, schreckte es zurück, brüllte fortan wie am Spieß. Rannte in die rettenden Arme des Vaters, der voller Jähzorn auf Tobi blickte. Statt eines niedlichen Knuddeltiers grinste ein schauderhaftes Monster das Kleinkind an. Die Werbefigur für einen Leichenfledder-Film, freigegeben ab 18.

Thea und Tobi sind ihre Patenkinder damit wohl für eine Weile los. In sicherer Entfernung. Für beide Seiten.