Als der Fürst den Glauben bestimmte

Ottweiler. Die stattliche Gestalt des Reformators Martin Luther erwartet die Besucher im Treppenaufgang des Stengel-Pavillons. Er steht auf einem Treppenaufsatz als Zeitzeuge. Einen Stock höher finden die Besucher das Archiv des Kirchenkreises. Pfarrer Hartmut Thömmes ist der Hüter dieses Archivs im Kirchenkreis Saar-Ost

 Pfarrer Hartmut Thömmes verwaltet im Stengel-Pavillon in Ottweiler das Archiv des Kirchenkreises. Dabei stößt er immer wieder auf interessante Zusammenhänge. Foto: Willi Hiegel

Pfarrer Hartmut Thömmes verwaltet im Stengel-Pavillon in Ottweiler das Archiv des Kirchenkreises. Dabei stößt er immer wieder auf interessante Zusammenhänge. Foto: Willi Hiegel

Ottweiler. Die stattliche Gestalt des Reformators Martin Luther erwartet die Besucher im Treppenaufgang des Stengel-Pavillons. Er steht auf einem Treppenaufsatz als Zeitzeuge. Einen Stock höher finden die Besucher das Archiv des Kirchenkreises. Pfarrer Hartmut Thömmes ist der Hüter dieses Archivs im Kirchenkreis Saar-Ost. Zurzeit arbeitet der 67-Jährige an den "Findbüchern", auch Repertorien genannt. Diese Bücher erleichtern die Suche von Quellen in Archiven. Seinen "Findbüchern" fügt Thömmes auch historische Beiträge hinzu, zum besseren Verständnis der historischen Ereignisse. Einer seiner Beiträge befasst sich mit der Einführung der Reformation in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken und der Entwicklung des Kirchenkreises Ottweiler."Zur Zeit der Reformation", so berichtet der emsige Pfarrer, "unterstand die Grafschaft Saarbrücken einer besonderen Linie des Hauses Nassau-Weilburg. Zur eigentlichen Grafschaft Saarbrücken gehörten die Herrschaft Ottweiler, die Herrschaft Kirchheimbolanden, die Grafschaft Saarwerden (Lothringen) und einige kleinere Gebiete. Graf Johann, der diese Gebiete beherrschte, versagte sich der Reformation."

In der Folge kommt es zu unterschiedlichen Konstellationen unter unterschiedlichen Herrschern. So richtig fasst die Reformation in der Herrschaft Ottweiler erst mit den Grafen Philipp II. und Albrecht Fuß. "Am Neujahrstag 1575 ließ Philipp II. in allen Kirchen seines Landes das Evangelium predigen und die Messe abstellen", schreibt Thömmes. Graf Albrecht brachte Superintendent Laurentius Stephani aus dem "Gesamten Weilburger Lande" mit und unterstellte ihm die Herrschaft Ottweiler. Dieser Pfarrer war von Philipp Melanchthon ordiniert worden.

Vielfältig sind die Veränderungen, die die Geschichte für den Kreis Ottweiler, heute Neunkirchen, bereithielt. Französische Revolution, Wiener Kongress, Völkerbund, Kriege und Gemeindeneugründungen führten zu neuen Zusammenlegungen und Einteilungen.

Der Kirchenkreis Ottweiler wurde dann 1946 gebildet. Zu ihm gehörten Altenwald, Dirmingen, Dudweiler, Elversberg, Fischbach, Friedrichsthal, Heiligenwald, Herrensohr, Landsweiler, Schiffweiler, Neunkirchen, Ottweiler, Sulzbach, Uchtelfangen, Wellesweiler und Wiebelskirchen. Hartmut Thömmes listet in seinem Beitrag die wechselvollen Ereignisse im Detail auf. Der Beitrag endet mit dem 1. April 2010. Damals wurde der neue Kirchenkreis Saar-Ost gebildet (siehe Infobox). "Drei saarländische Gemeinden des ehemaligen Kirchenkreises St. Wendel fusionierten mit dem Kirchenkreis Ottweiler. Es sind die Gemeinden Dörrenbach, Niederlinxweiler und St. Wendel", erläutert der Autor. Die rheinlandpfälzischen Kirchengemeinden des Kirchenkreises St. Wendel kamen zum neuen Kirchenkreis "Obere Nahe" und fusionierten mit dem Kirchenkreis Birkenfeld.

Auf einen Blick

 Pfarrer Hartmut Thömmes verwaltet im Stengel-Pavillon in Ottweiler das Archiv des Kirchenkreises. Dabei stößt er immer wieder auf interessante Zusammenhänge. Foto: Willi Hiegel

Pfarrer Hartmut Thömmes verwaltet im Stengel-Pavillon in Ottweiler das Archiv des Kirchenkreises. Dabei stößt er immer wieder auf interessante Zusammenhänge. Foto: Willi Hiegel

Der Evangelische Kirchenkreis Saar-Ost reicht von St. Wendel über Ottweiler und Neunkirchen, das Sulzbachtal bis nach Dudweiler/Herrensohr. Er zählt 16 Kirchengemeinden mit rund 59 000 Gemeindemitgliedern (28 Gemeindepfarrstellen, acht kreiskirchliche Pfarrstellen). Superintendent ist Gerhard Koepke. gm

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