Als Brandschutz nichts kosten durfte
Der Staat des frühen 19. Jahrhunderts gibt Rat, nicht Tat. Leicht belustigend sieht sich vor diesem Hintergrund das Feuerschutzwesen an, das aufzubauen war, aber so wenig wie möglich den Staat kosten sollte. Was dem Volke wohl tat, wurde nicht nur verkündet, sondern mit Nachdruck aufgezwungen. Gleich 1816 wurde der Brandschutz, wo er nichts kostete, angepackt
Der Staat des frühen 19. Jahrhunderts gibt Rat, nicht Tat. Leicht belustigend sieht sich vor diesem Hintergrund das Feuerschutzwesen an, das aufzubauen war, aber so wenig wie möglich den Staat kosten sollte. Was dem Volke wohl tat, wurde nicht nur verkündet, sondern mit Nachdruck aufgezwungen. Gleich 1816 wurde der Brandschutz, wo er nichts kostete, angepackt. Völlig ungewohnte Praktiken wurden Verhaltensregeln vorgeschrieben.1. Jedes Haus muss eine Laterne besitzen, die
2. bei Feueralarm auf ein Auß-enfenster zu stellen ist, damit die Wege zum örtlichen Brand erhellt sind.
3. Jeder hat eine Wasserbütte vor die Haustür zu stellen.
4. Backöfen, als Quellen von Brandunheil sind zu verringern und in Gemeinschaft zu betreiben.
5. Handwerker sind mit ihren Werkzeugen herauszukommen und in der Feuerwehr einzusetzen.
6. Jeder Haushalt muss zwei Feuereimer stellen. Und hinter diese letzte Forderung wurden besondere Sanktionen gestellt: Die Heirat durfte man nur eingehen, wenn bei der standesamtlichen Zeremonie der Nachweis erbracht wurde, dass man zwei Ledereimer gekauft zu Hause hatte.
Nebenbei: Die Lebacher waren im Übrigen in der Brandbekämpfung besonders gut. Die Forderung wurde sozusagen "verfassungsrechtlich" infrage gestellt und musste aufgegeben werden. Die Verwaltung bot aber über billigen zentralen Einkauf den freiwilligen Bezug der Feuerlöschgeräte an.
Im Lebacher Stadtarchiv schlummern unendlich viele Geschichten, die nur darauf warten, ausgegraben zu werden. Seit Jahren ordnet und durchforstet Albert Wagner die Bände des Archivs. In einer Serie "Akten erzählen Geschichte(n)" stellt er seine Entdeckungen vor.
