Geistliche Vertretung aus der Ferne

Neunkirchen/Wiebelskirchen. Crepin M. Acapovi macht erstmal das Fenster zu. Und lacht: "Sie wissen ja, wo ich herkomme." Klar, im afrikanischen Benin herrschen anderen klimatische Bedingungen als in Neunkirchen an der Blies (zumindest an diesem kühl-grauen Tag)

 Amtskollegen unter sich: Crepin Acapovi aus Benin und Pastor Michael Wilhelm aus der Neunkircher Pfarrei St. Marien. Foto: SZ

Amtskollegen unter sich: Crepin Acapovi aus Benin und Pastor Michael Wilhelm aus der Neunkircher Pfarrei St. Marien. Foto: SZ

Neunkirchen/Wiebelskirchen. Crepin M. Acapovi macht erstmal das Fenster zu. Und lacht: "Sie wissen ja, wo ich herkomme." Klar, im afrikanischen Benin herrschen anderen klimatische Bedingungen als in Neunkirchen an der Blies (zumindest an diesem kühl-grauen Tag). Pfarrer Acapovi ist derzeit als offizielle Urlaubsvertretung in den Pfarreien Heilige Dreifaltigkeit Wiebelskirchen und St. Marien Neunkirchen im Einsatz. Seit 30 Jahren kennt das Bistum Trier diese internationalen Ferienvertretungen. Beide Seiten lernen voneinander, machen neue Erfahrungen, sieht man in Trier den Wert des Austauschs. 83 ausländische Seelsorger helfen nach Angaben des Bischöflichen Generalvikariats in diesem Jahr im Bistum aus. Pfarrer Acapovi ist am 26. Juni von Pastor Michael Wilhelm von St. Marien in Trier abgeholt worden. Schon am Abend war er bei der Messe dabei. "Und die Frauengemeinschaft hat ihn gleich zum Frühstück eingeladen", erzählt Wilhelm mit einem Schmunzeln.Zu Crepin Acapovi lässt sich auch gut Kontakt aufbauen, wie wir bei seinem Besuch in der Redaktion erleben: ein offener Mann, dazu ein fast perfektes Deutsch. Dabei hat Acapovi 2001, als er nach Deutschland kam, noch kein Wort der fremden Sprache gesprochen. Heute sitzen Grammatik und Wortschatz: "Ist für meine Arbeit doch auch wichtig, dass man man mich versteht und ich mich verständigen kann."

Blicken wir mit Acapovi zurück: Geboren wurde er 1965 in Cotonou im Süden Benins, das wirtschaftliche Zentrum des Landes, mit Hafen, Flughafen, großem Markt und mehr als einer Million Einwohnern. "Ich wusste schon als Kind, dass ich Priester werde", sagt Acapovi. Er schloss sein Theologiestudium in Benin ab, war im Priesterseminar in Ouidah, der Heimatstadt seiner Mutter. Fünf Jahre kümmerte er sich als Kaplan in der Gemeinde St. Jean um etwa 20 000 Katholiken (siehe auch "Hintergrund"). Im September 2001 kam Acapovi nach Trier, begann seine Promotion in Philosophie und seine Deutsch-Kurse. Acapovi lernte in dieser Zeit Michael Wilhelm kennen, damals Leiter der Diözesanstelle Berufe der Kirche in Trier. Und er begegnete Stephan Gerber, damals Dechant im Dekanat Welschbillig. Hier war Acapovi mit einer halben Stelle angestellt. Gerber ist heute Pfarrer in Wiebelskirchen.

2010 kehrte Acapovi nach Benin zurück. Als Professor wirkte er für zwei Jahre an der Philosophischen Fakultät in Djime nahe Abomey. Jetzt im Juni über nahm er als Gemeindepfarrer St. Thèrese in Cotonou und erfüllt daneben einen Lehrauftrag. St. Thèrese zählt 12 000 Katholiken. Probleme in der Gemeindearbeit - etwa leere Kirchen - sind Acapovi fremd. Seine Gemeinde lebt: "Man fühlt sich im Glauben getragen."

Für die Zeit seiner Urlaubsvertretung wohnt Acapovi im Wiebelskircher Pfarrhaus. Bis 5. August ist er auch in Wiebelskirchen eingesetzt. Danach in Neunkirchen. Der Flieger zurück startet am 12. September. Acapovi drängt seine Heimat nicht in den Vordergrund: "Ich bin da eher zurückhaltend. Aber wenn die Menschen auf mich zukommen - wie vor ein paar Tagen eine Frau nach dem Gottesdienst - dann erzähle ich." Und Acapovi unterstützt Projekte in seiner Heimat: "Ein Projekt ist eine Wasserstation in einem ganz, ganz armen Dorf. Das andere Projekt ist eine Grundschule. Die eröffnen wir im Oktober in Ouidah."

Hintergrund

In Benin mit seinen an die zehn Millionen Einwohnern macht das Christentum 35 Prozent aus, mehrheitlich Katholiken, Islam rund 25 Prozent und Voodoo offiziell 17 Prozent. Aber wesentlich mehr Menschen seien dem alten Glauben der Naturreligionen verbunden, wie Pfarrer Acapovi berichtet. Acapovi sieht die Bedeutung der Ursprünge und Traditionen für die Menschen in Benin: "Als einheimischer Seelsorger ist es unsere Aufgabe, Kultur und Glauben zu verbinden." cle

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