Der Lyoner - ein echter Sachse?

Die "Akte Lyoner" lässt mich nicht los. Nachdem ich vor einer Woche feststellte, dass er zweifelsfrei ein Produkt des Grünen Kreises ist, eine Hommage an die Saarschleife, bin ich nun doch noch einmal ins Grübeln gekommen

Die "Akte Lyoner" lässt mich nicht los. Nachdem ich vor einer Woche feststellte, dass er zweifelsfrei ein Produkt des Grünen Kreises ist, eine Hommage an die Saarschleife, bin ich nun doch noch einmal ins Grübeln gekommen. Der Gedanke ließ mich nicht los, darum raffte ich mich doch noch einmal zu einer Recherche auf - und machte einen erstaunlichen Fund: In der saarländischen Landesbibliothek stieß ich auf einen Zeitungsaufsatz. Köllertaler Anzeiger, Juni 1991. Ich fiel fast vom Stuhl, als ich den Titel ließ. Lautete der doch tatsächlich "Von Leipzig über Lyon nach Saarbrücken - die Geschichte der Lyoner". Wie das Schicksal so spielt.Der Lyoner, ein Sachse, "een echter Leiptscher", wie man bei mir daheim sagen würde . . . Bestellt habe ich den Artikel schon, in den nächsten Tagen dürfte er ins Haus flattern.

Derweil male ich mir aus, welch revolutionäre Erkenntnisse der Lyonerforschung der Aufsatz wohl enthalten mag. Ich vermute Sätze wie: "Schon am Hof der sächsischen Kurfürsten galten Lyoner als Delikatesse und wurden meist zusammen mit Leipziger Allerlei serviert. Wenn das Gebäck aus war, wurden sie auch zum Kaffee gereicht." Oder: "Lange vor Erfindung des Nackenkissens legte sich August der Starke vor dem Zubettgehen ein Paar warme Lyoner um den Hals." Vielleicht auch: "Über die verlorene Völkerschlacht tröstete sich Napoleon mit einer geschwenkten Lyoner-Wurst hinweg. Auf diesem Weg kam das Wissen um die Wurst nach Frankreich. Zu Ehren der neuen Leibspeise benannte der französische Kaiser eine Stadt nach ihr - so kam Lyon zu seinem Namen." Schwenkende Franzosen, ein Gedanke, bei dem es manchem kalt den Rücken runterläuft. Zum Glück ist das alles nur Spinnerei. Zumindest, bis der Aufsatz aus dem Köllertaler Anzeiger in der Redaktion eintrudelt . . .

Stefan Lehmann ist in Bautzen geboren und studiert in Leipzig. Bis Ende August führt ihn sein Volontariat täglich nach Merzig. An dieser Stelle schildert er Eindrücke aus seiner Wahlheimat.

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