14 Jahre Hängepartie ums Kaufhof-Gelände

Völklingen · Seit der Völklinger Kaufhof im Dezember 1999 schloss, steht das einstige Kaufhaus-Gebäude leer und verfällt. Versuche, es neu zu nutzen, blieben auf der Strecke. Und Pläne, den Bau durch ein City-Center mit vielfältigem Einzelhandel zu ersetzen, stocken seit Jahren – die dringend nötige Sanierung der Völklinger Innenstadt kommt nicht voran. Wir zeichnen die Chronologie der Ereignisse nach.

 Dezember 1999: Der Völklinger Kaufhof ist dicht. Als Zeichen der Trauer zündet der Betriebsratsvorsitzende Dieter Michels vor einem geschlossenen Eingang Gedenkkerzen an. Foto: Becker & Bredel

Dezember 1999: Der Völklinger Kaufhof ist dicht. Als Zeichen der Trauer zündet der Betriebsratsvorsitzende Dieter Michels vor einem geschlossenen Eingang Gedenkkerzen an. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel
 Blick auf das einstige Kaufhof-Gebäude im Sommer 2008 vom Turm des Alten Rathauses aus. Den Querbau (links, im Vordergrund) ließ die Stadt noch im selben Jahr abreißen. Foto: Jenal

Blick auf das einstige Kaufhof-Gebäude im Sommer 2008 vom Turm des Alten Rathauses aus. Den Querbau (links, im Vordergrund) ließ die Stadt noch im selben Jahr abreißen. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Stillsetzung der Völklinger Hochöfen im Juli 1986 traf nicht nur die Hütte. Auch die Völklinger Innenstadt, deren Einzelhändler und Gastronomen zuvor profitiert hatten von den täglichen Menschenströmen zur Hütte, geriet in den Sog des Niedergangs. Der Völklinger Kaufhof, bereits einige Jahre zuvor auf der Kippe, dann aber noch einmal renoviert, schließt. Das Gebäude steht fortan leer. Kommunalpolitiker, Bürger und Planer diskutieren über neue Nutzungsmöglichkeiten für den Bau; unterschiedlichste Studien und Konzepte entstehen. Eigentümerin des Baus ist die in Paris ansässige Firma der Brüder Bernard und Didier Ostrolenk, Söhne des Kaufmanns Léon Ostrolenk. Er hatte in den 1930er Jahren in Völklingen ein Textilgeschäft gegründet, musste dann - er war Jude - vor den Nazis fliehen. Nach 1945 kehrte er zurück und baute das Kaufhaus Ostrolenk auf, das er 1968 an die Kaufhof-Kette übergab. Im Frühjahr erklärt Bernard Ostrolenk bei einer Podiumsdiskussion im Zusammenhang mit dem Völklinger "Stadtumbau West"-Programm für die Innenstadt, er wolle mittun bei der Neubelebung der City. Im Herbst präsentiert er ein Konzept für ein Ärztehaus im ehemaligen Kaufhof-Bau. Aus den Plänen wird aber nichts. Die Stadt versucht, das Gebäude - und weitere Grundstücke, die Ostrolenk in der Innenstadt besitzt - zu kaufen. Ohne Ergebnis: Ostrolenk fordert dem Vernehmen nach rund vier Millionen Euro, einen Preis, den die Stadt nicht bezahlen kann und will. Damit ist die Innenstadt-Sanierung vorerst ausgebremst. 2006: Gutachter der Landesentwicklungsgesellschaft, die die Bausubstanz des einstigen Kaufhof-Gebäudes überprüft haben, raten, den über die Alte Schulstraße gespannten Querriegel des Baus abzureißen. Für den Bauteil entlang der Rathausstraße empfehlen sie Sanierung und Neunutzung. Die Stadt führt ihre Verhandlungen mit Ostrolenk weiter. Dieses Mal mit Erfolg: Im Herbst übernimmt die Stadt die Ostrolenk-Immobilien. Der Kaufpreis liegt nun bei 630 000 Euro.

Es gibt zähe Verhandlungen um das einstige Kaufhof-Parkhaus, das nicht Ostrolenk gehört hat. Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) beklagt "Spekulantentum": Der Eigentümer verlange für die heruntergekommene Immobilie einen viel zu hohen Preis. Die Stadt hat Gespräche begonnen mit Investoren, die auf der Kaufhof-Fläche Neues entwickeln sollen. Nach einigen Verzögerungen lässt die Stadt den Querriegel abreißen. Die internationale Ausschreibung um die Neugestaltung des Geländes führt zu mehreren Investoren-Bewerbungen. Zwei Bewerber um die Kaufhof-Fläche präsentieren ihre Projekte in einer nichtöffentlichen Sitzung des Stadtrats. Die Stadtverordneten entscheiden sich für das City-Center-Konzept der norddeutschen GWB Immobilien AG. Im Juli wird es öffentlich vorgestellt. Zwischenzeitlich hat die Stadt das Parkhaus erworben. 2010: Die GWB müht sich - in zähen Verhandlungen mit privaten Eigentümern - um den Erwerb der Kaufhof-Nachbarbauten, die dem geplanten City-Center weichen sollen. Im Herbst unterzeichnen OB Lorig und GWB-Chef Herrmann den städtebaulichen Vertrag über das City-Center. Herrmann will im Frühjahr 2012 zu bauen beginnen und insgesamt 34 Millionen Euro investieren. Die Stadt will diverse Straßen umbauen, Kosten zwei bis 2,5 Millionen Euro. Der Stadtrat verabschiedet den Bebauungsplan. 2012: Der Umbau der Karl-Janssen-Straße ist pünktlich fertig. Am Kaufhof rührt sich nichts. Herrmann hat zwischenzeitlich die internationale Fondsgesellschaft Patron Dieter II als Investor und Eigentümer ins Boot geholt und selbst nur noch die Entwickler-Rolle übernommen. Im Mai folgt der Stadtrat seiner Bitte, das Grundstückseigentum schon zu übertragen, ehe er - wie vom Vertrag vorgesehen - seinen Finanzierungsnachweis fürs City-Center-Projekt vorgelegt hat. Im Juni ist der Bauantrag geprüft, Herrmann erhält die Baugenehmigung. Anfang Juli ist Herrmanns GWB insolvent. Die Main Asset GmbH tritt auf den Plan, eine deutsche Tochter von Patron Dieter II. 2013: Main-Asset-Chef Thorsten Vogt erklärt, er wolle das Center-Projekt nach wie vor verwirklichen. Es tut sich aber nichts. Im Juni läuft die Frist ab, in der laut Vertrag der Bau beginnen müsste; andernfalls könnte die Stadt vom Grundstücks-Kaufvertrag zurücktreten. Der Rat verlängert nach skeptischer Debatte - Vogt hat ein stark verkleinertes Center-Konzept vorgestellt - die Frist bis April 2014. Vogt holt nacheinander mehrere Projektentwickler ins Boot. Keiner davon hat bisher verbindlich erklärt, dass er das Center bauen werde.

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