Langjähriger Mieter Djalali sucht neue Praxisräume Ex-EvK soll bald zugesperrt werden

Zweibrücken · Den Insolvenzverwaltern sind die Nebenkosten zu hoch, berichtet Peter Djalali. Der alteingesessene Praxis-Mieter springt finanziell erheblich in die Bresche, um seine Patienten weiter versorgen zu können – sucht aber mit Hochdruck eine neue Bleibe.

 Der Platz vor dem ehemaligen Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken, zuletzt private Himmelsberg-Fachklinik, ist schon so leer wie nie.

Der Platz vor dem ehemaligen Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken, zuletzt private Himmelsberg-Fachklinik, ist schon so leer wie nie.

Foto: Rainer Ulm

Es soll eine Flucht in eine bessere Zukunft werden. „Ich gehe hier auf jeden Fall raus!“, sagt Peter Djalali und meint mit „hier“ das Gebäude des ehemaligen Evangelischen Krankenhauses (EvK) an der Zweibrücker Oberen Himmelsbergstraße. Der Facharzt für Chirurgie will das Haus, in dem er seit über einem Jahrzehnt mit seinem eigenen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ Zweibrücken GmbH) praktiziert, unbedingt verlassen – wegen der jüngsten negativen Entwicklungen und aus Sorge um seine Patientinnen und Patienten und sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie er auf Merkur-Anfrage verrät.

Am 13. April eröffneten das Amtsgericht Pirmasens das Insolvenzverfahren über die Helexier GmbH und das Amtsgericht Zweibrücken am 5. Mai das Insolvenzverfahren über die Himmelsberg Fachklinik GmbH (wir berichteten) und bestellten zwei Insolvenzverwalter. Helexier hatte das Gebäude des 2016 geschlossenen EvK-Gebäude 2020 der Zweibrücker Maklerfirma Immobilia abgekauft, die ansässigen Mieter, so auch Djalalis Praxis, übernommen und die private „Himmelsberg Fachklinik“ angesiedelt, für die Helexier Anfang 2022 eine GmbH ausgründete.

Nun stehen Helexier und Himmelsberg-Fachklinik offenbar kurz vor der Pleite, scheint eine Schließung des Gebäudes unausweichlich, um weitere Betriebs-kosten zu vermeiden. Dafür spricht, dass bereits am Dienstag vergangener Woche die beiden Insolvenzverwalter, zwei Saarbrücker Fachanwälte, bei Djalali vorstellig geworden waren, um ihm zu eröffnen, das Gebäude bereits Mitte Mai „dichtmachen“ zu wollen, wie der Chirurg berichtet: „Seither habe ich nicht mehr geschlafen.“ Denn er sei nun unentwegt auf der Suche nach einer neuen Bleibe für sein MVZ, in dem auch ein Gynäkologe arbeitet: „Ich habe gleich mein ganzes Netzwerk mobilisiert.“

Aber neue Praxisräume zu finden, sei nicht einfach, berichtet Djalali: Mal sei die angebotene Fläche zu klein, mal passen die baulichen Voraussetzungen nicht und mal werde er von potenziellen Vermietern wegen der Suchtberatung, die er in seiner Praxis nebenher anbiete, abgelehnt: „Da heißt es schon mal: Wir wollen keine Methadon-Patienten im Haus haben.“

Bis sich etwas findet, will Djalali im Krankenhausgebäude ausharren. Dazu habe er mit den Insolvenzverwaltern vertraglich vereinbart, die anfallenden Gebäude-Nebenkosten allein zu tragen, um seine Praxis am Oberen Himmelsberg bis auf Weiteres betreiben zu können und damit das Haus offenzuhalten: „Ich habe mich für die Region geopfert und bezahle nun aus eigenem Zweck die Rechnungen.“ Schließlich habe er einen „Versorgungsauftrag“, sagt Djalali.

Der Chirurg ist, wie er sagt, „total enttäuscht“ von seinem bisherigen Vermieter, der Firma Helexier, der gegenüber er sich stets „loyal“ verhalten habe. Rückblickend fühlt er sich von den Klinikbetreibern „benutzt“ – als „seriöses Gesicht“ des Hauses, mit dem sie ihr medizinisches Angebot auch im Internet bewarben. Bis zum Schluss sei er von Helexier im Unklaren gelassen worden, ob und wie es weitergeht. Gleichwohl sei das Firmen-Ende absehbar gewesen: „Eine Praxis nach der anderen zog aus. Schließlich waren wir die letzte von den alteingesessenen Mietern.“ Und jetzt drohe die sich abzeichnende Pleite zu allem Übel auch noch ein schlechtes Licht auf ihn selbst zu werfen. Djalali legt deshalb Wert auf die Feststellung: „Ich bin nicht insolvent, sondern mein Vermieter!“

In der Tat hatte es immer mehr Vorboten für das Scheitern des Klinikprojektes gegeben: Ende November 2022 zog die „Radiologische Praxis am Himmelsberg“ von Dr. Franz Walter aus, die zu den alteingesessenen Mietern gehört hatte (wir berichteten). Auch hatten diverse verlorene Schadensersatz- und Arbeitsrechts-Prozesse die Firma Helexier gebeutelt. Nicht selten wurden sechsstellige Zahlungen fällig. Bei der Stadt Zweibrücken steht Helexier aktuell fünfstellig wegen nicht entrichteter Gebühren in der Kreide und deshalb ein Versteigerungsvermerk im Grundbuch.

 Praxisinhaber Peter Djalali auf einem Archivbild aus dem Jahr 2016. Er war schon zu Zeiten des Evangelischen Krankenhauses in dem danach von Helxier gekauften Gebäude tätig.

Praxisinhaber Peter Djalali auf einem Archivbild aus dem Jahr 2016. Er war schon zu Zeiten des Evangelischen Krankenhauses in dem danach von Helxier gekauften Gebäude tätig.

Foto: MVZ Zweibrücken

Nun hängt es offenbar allein von Djalalis MVZ ab, wie lange das einst zu EvK-Zeiten so gerne besuchte Krankenhausgebäude noch offen bleibt.

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