Weißstorch-Brutpaare sind aus dem Winterquartier zurück Den Störchen gefällt es rund um Zweibrücken

Zweibrücken · Die ersten Weißstorch-Brutpaare sind aus dem Winterquartier zurück. Hans Göppel vom Zweibrücker Naturschutzbund (Nabu) bestätigt, dass es immer mehr werden.

 Die Weißstörche haben ihre Nester am Kirschbacherhof bei Dietrichingen wieder bezogen. Die geselligen Vögel bilden gerne Nistgemeinschaften.

Die Weißstörche haben ihre Nester am Kirschbacherhof bei Dietrichingen wieder bezogen. Die geselligen Vögel bilden gerne Nistgemeinschaften.

Foto: Susanne Lilischkis

Die Störche sind zurück in unserer Region. Auf dem Hitscherhof in Maßweiler hat ein Storchenpaar sein Nest bezogen. Auch rund um den Kirschbacherhof bei Dietrichingen landen die Adebare wieder in Scharen. Dabei sah es lange Zeit nicht gut aus für den Storch. Im Jahr 1934, bei der ersten internationalen Storchenzählung, ermittelte man auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands etwa 9000 Storchenpaare. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde mit 2949 Paaren ein Tiefststand erreicht. Ursachen waren die Trockenlegung von Feuchtwiesen und die zunehmende Industrialisierung.

Doch der Trend kehrt sich gerade um, auch Dank des zunehmenden Naturschutzes. 2018 brüteten in der Bundesrepublik wieder 6900 Storchenpaare. Die geselligen Vögel bilden gerne Nistgemeinschaften, das kann auch Hans Göppel vom Naturschutzbund (Nabu) Zweibrücken bestätigen: „Rund um den Kirschbacherhof haben wir schon 40 Paare gezählt. Inzwischen benötigen die Vögel auch keine Nisthilfen mehr, sie bauen sich auf abgesägten Bäumen selbst einen Horst.“

Weitere Störche brüten nach Angaben von Göppel in Mauschbach, an der Brücke der L 700 und in Althornbach. Wo so viele Vögel zusammen leben und auf die Jagd gehen, muss genügend Futter vorhanden sein. Störche fressen, was sie bekommen können. So stehen neben Insekten und Würmern auch Reptilien, Amphibien und Mäuse auf ihrem Speiseplan. Die flinken Kleintiere erjagt der Storch als Lauerjäger. Bewegungslos steht er vor dem Mauseloch, bis die Beute sich zeigt. Dann stößt er blitzschnell mit dem spitzen Schnabel zu.

Störche lassen sich dort nieder, wo die Natur intakt ist, wo auf den Feldern keine Spritzmittel zum Einsatz kommen und wo genügend Insekten vorhanden sind. „Wenn ich an meine Kindheit denke, da gab es so viele Insekten“, erinnert sich Hans Göppel, „das Auto war eigentlich eine Insekten-Auslöschmaschine. Und heute kann man 200 Kilometer fahren und die Windschutzscheibe bleibt sauber.“ Deshalb plädiert er für eine naturschonende Landwirtschaft, die auf Insektenschutz ausgerichtet ist.

Große Gefahren gehen auch von Mülldeponien aus. Störche ernähren sich im Winter oft von Deponie-Abfällen. Das ist für die Vögel zwar praktisch, weil es einen ständigen Nachschub an Fressbarem gibt, doch es sterben auch viele Störche an Vergiftungen oder an Plastikteilen, die sie mit ihrer Nahrung aufnehmen.

„Aus der Vorderpfalz gibt es Berichte, dass Störche die Gummis fressen, die auf abgeernteten Radieschenfeldern zurückbleiben. Sie halten die kleinen Gummiringe für Würmer und verenden, wenn sie zu viele davon gefressen haben“, berichtet Göppel.

Das langjährige Nabu-Mitglied war früher für die Beringung der Jungstörche zuständig, heute überlässt er diese Aufgabe den jüngeren Vereinsmitgliedern. Seine jahrelangen Beobachtungen zeigen, dass der Weißstorch immer früher aus dem Winterquartier kommt und immer später dorthin zurück fliegt. „Der Bruterfolg der Störche ist unterschiedlich“, sagt er, „sehr oft werden zwei Jungtiere geboren. Es gibt aber auch Bruten mit bis zu fünf kleinen Störchen.“

Ein gutes Storchenjahr sei nicht zu kalt, nicht zu warm, nicht zu nass oder zu trocken – eben von allem ein bisschen. Wichtig für den Bruterfolg ist es auch, dass die Störche ungestört bleiben. Wobei der Weißstorch sich eher an die Gesellschaft des Menschen gewöhnt hat, als sein naher Verwandter, der Schwarzstorch. „Der ist sehr selten und äußerst scheu“, weiß Hans Göppel, „wir haben hier in der Region wieder Schwarzstörche, aber die sieht man nicht oft.“ Ganz anders als sein weißgefärbter Verwandter, der inzwischen zum Sommer dazu gehört.

Hans Göppel rät den Menschen, sich einmal längere Zeit ein Storchenpaar im Nest anzusehen: „Es ist lustig, wenn die Eltern den Kindern zu trinken geben. Der Storch stellt sich übers Nest und dann läuft das Wasser wie aus einem Schlauch in die Schnäbel der Jungtiere.“ Auch die Revierkämpfe um die Nester seien jedes Jahr ein toller Anblick.

Die Arbeitseinsätze des Nabu finden weiterhin statt, allerdings gibt es wegen der Pandemie ein Notprogramm. Zum Einsatz treffen sich nicht, wie früher, zahlreiche Mitglieder, sondern nur noch zwei Personen.

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