Sieben Thesen an Zweibrücker Heilig-Kreuz-Kirche Katholikinnen: Es muss sich was ändern!

Zweibrücken · Nach dem Vorbild von Martin Luther haben Zweibrückerinnen sieben Thesen für eine moderne Katholische Kirche an die Heilig-Kreuz-Kirche geschlagen.

 Gertrud Schanne-Raab (links) und Sabine Weigel beim Anschlag der sieben Thesen.

Gertrud Schanne-Raab (links) und Sabine Weigel beim Anschlag der sieben Thesen.

Foto: Cordula von Waldow

„Eine Frau, die ganz auf Gott vertraut (…) wird standhaft bleiben, Zähne zeigen, mutig handeln ohne Furcht.“ Gestärkt durch dieses Lied aus dem vorhergehenden Zweibrücker Weltgebetstags-Gottesdienst in der Alexanderskirche (Bericht: Seite 9), hängte eine elfköpfige Gruppe rund um Gertrud Schanne-Raab und die KFD Heilig Kreuz (Katholische Frauen Deutschlands) das ausgedruckte Thesenpapier an die Eingangspforte des Gotteshauses in der Gutenbergstraße.

„Ihr habt alle von den großen Problemen der katholischen Kirche gehört“, erinnerte Gertrud Schanne-Raab an die Aufarbeitung des verbreiteten sexuellen Missbrauchs in der Katholischen Kirche.

Nicht allein im aktuell besonders stark betroffenen Bistum Köln treten deshalb Christen in Scharen aus der Kirche aus. Erschüttert haben die Münsteraner Initiatorinnen von Maria 2.0, die vor zwei Jahren zu einer Unterschriftenaktion für Frauen in Kirchenämtern aufgerufen hatten, erneut die Initiative ergriffen. Ergebnis ist ein Thesenpapier mit sieben Forderungen für eine grundlegende Reform der Katholischen Kirche (siehe Infobox). Sie wurden vor dem Anbringen von Gertrud Schanne-Raab verlesen und kurz interpretiert. Unter anderem gefordert wird der Zugang aller Menschen zu allen katholischen Ämtern. Aktuell würden Entscheidungen in rein männlichen Hierarchien getroffen, statt demokratisch zu entscheiden. Das Zölibat (Ehelosigkeit der Priester) müsse freiwillig erfolgen.

Schanne-Raab betonte: „Eine Berufung hat nichts mit Zölibat zu tun. Das ist eine reine Machtfrage.“ Ein wichtiger Punkt sind ihr und den beiden Zweibrücker KFD-Vorsitzenden, Maria Rimbrecht und ihrer Stellvertreterin Sabine Weigel, transparenter Umgang mit den Finanzen an Stelle dubioser Transaktionen, besonders des Vatikans.

„Wir alle, Männer wie Frauen, stehen im Auftrag von Jesus Christus. Wir Frauen wollen Verantwortung tragen und sie nicht nur abgeben!“, betonte Schanne-Raab. Dies sei eine Aufgabe der Basis und nicht nur der Bischofskonferenz. Wie wenig tragfähig die Kirche vor Ort ohne das enorme Engagement der Frauen im Ehrenamt ist, hatten bundesweite Streiks der Ehrenamtlerinnen 2019 deutlich gezeigt.

Maria Rimbrecht verdeutlichte: „Die Kirche ist auf das freiwillige ehrenamtliche Engagement ihrer Mitglieder, davon ein Großteil Frauen, angewiesen.“ Schanne-Raab ergänzte: „Außerdem liegen so alle weiblichen Talente brach und ungenutzt,“.

Zu ihrem Handeln ermutigt hatte die Frauen die Sorge um die Zukunft ihrer Kirche, nachdem jetzt so viele Menschen ihren Austritt erklärten und sich immer mehr Menschen von der Katholischen Kirche und ihren Missständen distanzieren. Wichtigstes Anliegen ist dem Trio die Aufarbeitung des mindestens seit Jahrzehnten unterdrückten Themas „Sexueller Missbrauch in der Katholischen Kirche“ und eine offene Zusammenarbeit mit der Justiz.

Weigel hofft inständig, dass sich im Nachklang dieser bundesweiten Aktion „tatsächlich etwas ändert“.

Besonders erfreut waren die Frauen, dass sowohl Pfarrer Wolfgang Emanuel als auch ein weiterer Mann beim Anschlag der Thesen anwesend waren. Maria Rimbrecht: „Der Pfarrer hat sogar angeboten, dass wir es zusätzlich vor den Schaukasten hängen, damit auch Passanten diese wichtige Botschaft lesen können.“ Emanuel ist nicht nur bekannt dafür, dass er die Arbeit der Frauen begrüßt und wertschätzend unterstützt, etwa durch seine Teilnahme am Weltgebetstag. Er übertrage Pastoralassistentin Nina Bender viele Aufgaben und lasse ihr weitgehend freie Hand bei ihrer Arbeit, lobte Schanne-Raab.

Doch Vieles in der Kirche müsse auf höherer Ebene entschieden werden. Erste, zaghafte Ansätze der Katholischen Weltkirche sind den Zweibrückerinnen deutlich zu wenig. „Wir bleiben dran“, sind sich die Frauen einig und kündigen, wenn nötig, grundsätzlich weitere Aktionen an.

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