Weltgebetstags-Gottesdienst in der Zweibrücker Alexanderskirche Der Weltgebetstag fragt: „Worauf bauen wir?“

Zweibrücken · Eine Antwort auf diese bedeutende Frage gab der Weltgebetstags-Gottesdienst in der Alexanderskirche. Trotz der auf die geltenden Vorschriften angepassten Variante, fühlten sich die Frauen nach der stimmungsvollen Liturgie gestärkt und bereichert.

 Künstlerin Juliette Pita hat das Bild zum Weltgebetstag 2021, dessen Gastland Vanuatu ist, geschaffen. Es trägt den Titel „Cyclon PAM II. 13th of March 2015“ und erinnert an einen Sturm, bei dem auch Menschen starben.

Künstlerin Juliette Pita hat das Bild zum Weltgebetstag 2021, dessen Gastland Vanuatu ist, geschaffen. Es trägt den Titel „Cyclon PAM II. 13th of March 2015“ und erinnert an einen Sturm, bei dem auch Menschen starben.

Foto: Heiner Heine

Corona hin oder her – die Begeisterung der Zweibrückerinnen für den Weltgebetstag (WGT) zum Internationalen Frauentag am heutigen 8. März, der seit Jahrzehnten in Zweibrücken mit großem Engagement gefeiert wird, machte selbst vor Hygienevorschriften nicht „Halt“. Am Freitagabend feierten in der Alexanderskirche als größte der Zweibrücker Kirchen weit über 40 Frauen ihren gewohnten Festgottesdienst, der diesmal aus dem Gastgeberland Vanuatu stammt.

Dass die weit mehr als 100 Jahre alte, weltweit größte Ökumenische Frauenbewegung auch von den Männern mitgetragen wird, zeigt der regelmäßige Besuch von unter anderem Pfarrer Günter Sifft und seines katholischen Kollegen, Wolfgang Emanuel. Anders als sonst, wo mit diversen Anspielen und Lesungen mit verteilten Rollen eine Vielzahl an Frauen in die Gestaltung mit einbezogen sind, übernahmen WGT-Ur-Gestein Annelore Peterseim (Evangelisch-methodistische Gemeinde) und Maria Rimbrecht, Vorsitzende der Katholischen Frauen Deutschlands (kfd) in der Pfarrei Heilig Kreuz in Zweibrücken, die Liturgie.

Die für gewöhnlich Dritte im Bunde, die protestantische Pfarrerin Ursula Müller, hatte sich nachmittags krank melden müssen. Stattdessen oblag es Maria Rimbrecht kurzfristig, die Bibelstelle zu Mathäus 7,24ff auszulegen. Worauf bauen wir?

Das Gottesdienstthema fasst Jesus am Ende seiner Bergpredigt mit dem Beispiel eines auf Felsen (Gottes Wort) oder auf Sand gebauten Hauses zusammen. Das menschliche Handeln müsse eine Einheit bieten zwischen dem gehörten Gotteswort und dem eigenen Tun. Dies gebe Halt im Leben. „Wenn Gottes Botschaft zu einem Ohr rein und dem anderen Ohr wieder raus geht und nicht die Tiefe des Herzens erreicht, fällt das Lebenshaus zusammen“, warnte die kfd-Vorsitzende. „Was hat Bestand, wenn der Sturm über unser Leben hinwegfegt?“

Diese in Corona-Zeiten weltweit bewegende Frage treibt die für das Zusammenleben verantwortlichen Frauen des südpazifischen Inselstaates Vanuatu tagtäglich ganz real um. Immer wieder wird die Inselgruppe im Vulkangürtel von Vulkanausbrüchen, Wirbelstürmen und Flutkatastrophen heimgesucht. Eine riesengroße Herausforderung für die Menschen in dem Südseeparadies am „Ende der Welt“, zwischen Australien, Neuseeland und den Fidschi-Inseln. Dennoch standen die Bewohner dank blauem Meer mit Traumstränden und tropischer Regenwälder mit einem Überfluss an Früchten jahrelang an erster Stelle des weltweiten Glücksindex.

Geholfen haben den Christinnen dort ihr Glaube und ihre Dankbarkeit für die Schöpfung: die Schönheit und die reichen Gaben der Natur sowie die Gemeinschaft, Junge und Alte zusammen.

Lebensgeschichten vanuatischer Frauen brachten den WGT-Besucherinnen deren Leben mit seinen Problemen näher. Etwa die Tochter, die ihren Zugang zu Bildung allein in der Kirche erfährt, weil die Eltern bei acht Kindern nur Schulgeld für die Söhne aufbringen können und der es gelingt, sich als Kleinhändlerin mit ihrem Handwerk auf dem Markt ein eigenes Einkommen aufzubauen.

Oder die von der Stiefmutter wegen ihrer eigenen Kinder in eine Hütte verbannte Tochter, die plötzlich als eine Esserin zu viel am Tisch gesehen wird für das geringe Familieneinkommen. Ihr Gottvertrauen wurde für das früh auf sich selbst gestellte Mädchen zum Fundament fürs Leben.

Stellvertretend für die Menschheit, übernahmen die Weltgebetstagsfrauen die Verantwortung, etwa für die weltweite achtlose Schädigung der Umwelt. Die von Dorothee Beisiegel stumm auf dem Klavier gespielten Lieder nahmen die Botschaften noch einmal auf. Eine davon lautet: „Weltgebetstag der Frauen, darauf können wir bauen. Gemeinschaft trägt und sie bewegt.“

Dazu zählt auch die jährliche Kollekte, mit der zahlreiche Projekte zur Stärkung von Frauen und Kindern in vielen Ländern der Erde finanziert werden. Allein die Erlöse aus dem Verkauf des Materials für die Vorbereitung und die Durchführung des Weltgebetstags sind wegen des Lockdowns so weit eingebrochen, dass kaum noch die Hälfte davon tragbar ist. Mit nur wenigen Präsenzgottesdiensten ist mit weiteren erheblichen Einbußen zu rechnen, weshalb Spenden auch online möglich sind über die Homepage www.weltgebetstag.de.

 WGT-Urgestein Annelore Peterseim (Evangelisch-methodistische Gemeinde) und Maria Rimbrecht (Katholische Frauen) hielten in der Zweibrücker Alexanderskirche den Weltgebetstags-Gottesdienst.

WGT-Urgestein Annelore Peterseim (Evangelisch-methodistische Gemeinde) und Maria Rimbrecht (Katholische Frauen) hielten in der Zweibrücker Alexanderskirche den Weltgebetstags-Gottesdienst.

Foto: Cordula von Waldow

Wer den Weltgebetstags-Gottesdienst live nicht mitgefeiert hat, kann ihn in einer etwas anderen Form online erleben: In einem Film auf www.menscheninzweibruecken.de. Die Begrüßung in dem Kollagen-Film mit zahlreichen Zweibrücker Gemeinden hält das Team aus der Alexanderskirche.

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