Serie Angespielt Viel gucken, wenig machen

Mit „New Tales from the Borderlands“ schickt 2k das zweite leichtgewichtige Adventure aus dem „Borderlands“-Universum ins Rennen.

Über weite Strecken ist das Einzige, was der Spieler tun muss, sich zurücklehnen und zuschauen.

Über weite Strecken ist das Einzige, was der Spieler tun muss, sich zurücklehnen und zuschauen.

Foto: 2k Interactive

Wer „Borderlands“ kennt, rechnet mit einigem: Mit Splatter-Effekten, mit derbem Humor, mit Waffen in unzähligen Variationen und mit Charakteren, die so durchgeknallt sind, dass sie die Grenze zwischen gesund und wahnsinnig nicht einmal mit einem sehr guten Fernrohr finden können. Unter diesen Gesichtspunkten ist das zweite in der „Borderlands“-Serie angesiedelte Adventure, „New Tales from the Borderlands“, erstaunlich zahm geworden.

Die Hauptrollen spielen die Wissenschaftlerin Anu, ihr Bruder Octavio und Fran, die eine Frozen Joghurt-Bar betreibt. Oder betrieben hat, denn das schon zu Anfang der ersten Episode schwer beschädigte Etablissement nimmt im Laufe der Geschichte noch weiteren Schaden.

Was tragen die drei Helden zur Geschichte bei? Anu hat für ihren Arbeitgeber, die Waffenschmiede Atlas, ein Gerät entwickelt, das die Gegner nicht tötet, sondern sie an einen unbekannten Ort teleportiert. Nicht cool, findet ihr Chef. Als die Konkurrenz-Firma Tediore das Atlas-Hauptquartier und den Planeten Promethea, in dessen Orbit es kreist, angreift, macht sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder, den sie irgendwo auf der Oberfläche vermutet. Absolut zu recht. Allerdings wird Anus Leben dadurch, dass sie den großmäuligen Octavio aufspürt, nicht gerade besser oder sicherer. der Gelegenheits-Dieb und Möchtegern-Unernehmer überredet seine Schwester und seine Chefin Fran zu einer irren und vor allem irre gefährlichen Expedition zu einem so genannten Vault (in den deutschen Untertiteln wie in der Serie üblich als „Kammer“ übersetzt), in dem er große Reichtümer vermutet. Ohne viel zu spoilern kann man verraten: Sie finden tatsächlich etwas und versuchen zumindet, damit Geld zu machen.

Beitrag des Spielers zum Gelingen oder Misslingen des Unternehmens ist eher überschaubar. Meist schaut man sich minutenlange Cutscenes an. Die werden gelegentlich unterbrochen, damit der Spieler unter Zeitdruck eine von vier Dialog-Optionen in einer Konversation auswählen kann. Welche Auswirkungen die auf den Fortgang der Geschichte haben (ober ob überhaupt welche), erfährt der Spieler immer erst am Ende der einzelnen Episoden. Auch das Ende der Geschichte (möglich sind fünf verschiedene) hängt von den vorher getroffenen Entscheidungen, insbesondere der Chemie zwischen dem Heldentrio ab.

Gern genutztes Gameplay-Feature zur Auflockerung sind die berühmt-berüchtigten Quicktime-Events. Dabei gilt es, möglichst schnell eine bestimmte Taste- beziehungsweise Tastenkombination zu drücken. Kann hektisch sein. Allerdings lässt sich die Zeitbegrenzung für diese Reaktionstests wie auch für die Dialoge im Menü ausschalten.

Die weiteren Minispielchen sind nicht wesentlich anspruchsvoller: Mal muss man zum Hacken elektronischer Geräte im richtigen Zeitpunkt eine Taste drücken, damit an einen Spielautomaten erinnernde Walzen auf der richtigen Zahl stehen bleiben, mal muss man mit so genannten Vaultlander-Sammelfiguren gegen andere NPCs antreten. Dabei reicht blindes Mausklicken in aller Regel absolut aus, um die Partie für sich zu entscheiden.

Ein- oder zweimal pro Episode wird der Spieler auf einem überschaubaren Areal selber auf die Spielwelt losgelassen. Dann kann er sich die Beine vertreten, mit NPC mehr oder weniger sinnvolle Dialoge führen, die Spielwelt scannen und überall dort, wo es hellgrün leuchtet, Geld einsammeln. Mit dem kann man sich dann neue Kostüme für die Protagonisten kaufen. Nicht sonderlich motivierend.

Wenn das Spiel also eigentlich weniger ein Spiel sondern in Tradition der Telltale-Adventures (das Studio hatte noch den Vorgänger verantwortet, den aktuellen Teil hat Borderlands-Entwickler Gearbox selber verantwortet) eher ein interaktiver Film ist, gewinnt die Story natürlich noch einmal an Gewicht. Leider bleibt sie dafür dann doch ein wenig zu lau. Für ein Spiel oder ein traditionelles Point-and-Click-Adventure hätte mutmaßlich gereicht, aber der Verantwortung, ein ganzes Spiel über mehrere Episoden tragen zu müssen, scheitert es dann doch. Nicht mit Pauken und Trompeten, dafür ist alles doch irgendwie zu nett, aber doch knapp.

Viel kniffliger wird es nicht: Bei diesem Minispiel muss man nur zum richtigen Zeitpunkt die Taste E drücken.

Viel kniffliger wird es nicht: Bei diesem Minispiel muss man nur zum richtigen Zeitpunkt die Taste E drücken.

Foto: 2k Interactive
 „Borderlands“-Veteranen wissen: Was so grün leuchtet, lässt sich öffnen – und plündern.

„Borderlands“-Veteranen wissen: Was so grün leuchtet, lässt sich öffnen – und plündern.

Foto: 2k Interactive

Wertung (Schulnote): 2-

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