Steinkünstler Hans-Günther Nussbaumer Bunte Steine, die verbinden sollen

Zweibrücken · Im Zweibrücker Rosengarten sind drei Steinschlangen jetzt zu einem großen Projekt vereint. Anders, als bei Wandersteinen, dürfen die Ketten gerne ergänzt werden, sollen als Bleib-Steine allerdings liegen bleiben. Initiator Hans-Günther Nussbaumer versteckt jedoch auch immer wieder Wander-Steine zum Mitnehmen und Wiederauslegen in Fasanerie und im Rosengarten.

 Aus Spaß an der Freude bemalt, restauriert und verteilt Hans-Günther Nussbaumer Steinschlangen und Wander-Steine.

Aus Spaß an der Freude bemalt, restauriert und verteilt Hans-Günther Nussbaumer Steinschlangen und Wander-Steine.

Foto: Cordula von Waldow

Immer wieder bleiben Besucher im Rosengarten bewundernd vor dem langen Mäuerchen stehen, das den Senkgarten mit den Rosenbäumchen eingrenzt. Denn seit gut drei Wochen liegen darauf eine Vielzahl bunt bemalter Steine dicht an dicht, aufgereiht eine Kette. Die Steinschlangenköpfe säumen die Treppe wie die Hüter eines Portals und von dort aus entfalten sie sich in beide Richtungen. „Bitte liegen lassen! Stein-Schlange!“ steht auf Schiefertäfelchen, die Hans-Günther Nussbaumer beschriftet hat.

Der Pharma-Großhändler aus dem hessischen Bad Homburg kam über die Hornbacher Hundezucht in die Region und ist seitdem mit seinen Hunden regelmäßig in der Fasanerie, dem Wildrosengarten und auch dem Rosengarten unterwegs. Mit Beginn der Corona-Zeit hat er zu seinen Berner Sennenhunden ein zweites Hobby entdeckt: Der 61-jährige, gebürtige Thüringer pflegt Steinketten, sammelt, restauriert und versteckt bunt bemalte Steine.

In Hornbach fand er seinen ersten „Wander-Stein“, der ausdrücklich dazu einlädt, mitgenommen und an anderer Stelle wieder ausgesetzt zu werden. Über Facebook-Gruppen erkannte er die neue Mode des Steinbemalens und verknüpft seitdem seine beiden Hobbies. Er berichtet: „Ich habe mittlerweile ein Gespür dafür, wo Steine versteckt sein könnten und tausche sie. Außerdem verstecke ich sie selbst überall, wo ich hinkomme. Meine junge Hündin Jolly ist von ganz klein auf ausgebildete „Steinsammlerin“.

Nach ihr ist auch die Schlange im Rosengarten benannt: Jolly-Express. Ziel ist es, die Schlange wachsen zu lassen und selbst bei den bereits gut 300 Steinen, die Hans-Günter Nussbaumer dort bereits platziert hat, ist noch genügend Raum an den Enden und auch zwischendrin. Große, kleine, dicke, schmale, bunt bemalt in den schönsten Farben und Mustern, mit Botschaften oder Sinnsprüchen versehen, mit Tierbildern, Fernseh- und literarischen Figuren wie der berühmten Maus oder Pipi Langstrumpf und immer wieder Herzchen. Ganz besonders ins Auge fallen zwei mit Hornbacher Motiven bemalte Steine von den Landfrauen.

Insgesamt hat Hans-Günther Nussbaumer im Rosengarten jetzt an einem „Ort, wo sie gut gesehen werden und niemanden stören“ drei Steinschlangen zusammengeführt: aus dem Wildrosengarten, wo sie permanent geplündert wurde, von Rosengarten-Mitarbeiterin Ilka Schmitt an anderer Stelle und vom Give-Box Bad Homburg, wo sie nicht wuchs. Der Ehrenamtler hegt die Hoffnung, dass die Schlangen jetzt erstens respektiert werden und erhalten bleiben und zweitens nicht nur durch ihn wachsen. Daher seine Einlandung: „Malt und ergänzt.“ Denn die Schlangensteine sind „Bleibe-Steine“ und daher, im Gegensatz zu den „Wander-Steinen“, an der Unterseite nicht beschriftet.

Wie viele Steine er selbst in den 18 Monaten seines neuen Hobbys bereits restauriert, versteckt und umplatziert hat, vermag er nicht zu sagen. Oft gestalte er auch für Online-Auktionen, deren Erlös in soziale Projekte fließe. Er lächelt: „Ich will ja keine zu Hause ansammeln. Und je mehr ich verstecke, desto mehr finde ich auch. Ich habe mittlerweile einen regelrechten Riecher dafür.“ Es mache ihn glücklich, anderen eine Freude zu bereiten.

Zahlreiche Kitas und Schulen, doch auch Privatpersonen hätten im vergangenen Jahr als sinnvolle Beschäftigung für Kinder und erwachsene Künstler Steinketten und Wander-Steine ins Leben gerufen. „Steine verbinden, mal sich miteinander als Schlange und mal Menschen untereinander“, findet Hans-Günther Nussbaumer. Im Geben und Nehmen entstehe ein Kreislauf. Deshalb auch ist er regelmäßig im Rosengarten und in der Fasanerie unterwegs, um aus seinem großen Fundus neue Wander-Steine auszulegen.

Aus Sicht von Hans-Günter Nussbaumer gibt es auch unter den Steinkünstlern und Nutznießern einen gewissen Ehren-Kodex. So sollten Steine aus hygienischen Gründen mindestens auf Bankhöhe abgelegt werden, etwa auf Parkbänken, Trafo-Kästchen, in Asthöhlen, Parkmäuerchen und ähnlichem. Tabu seien Privatgrundstücke ebenso wie etwa Supermärkte oder Friedhöfe.

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