Stadt Zweibrücken verschärft Qualitäts-Vorgaben für Lieferanten Schulessen wird gesünder und nachhaltiger

Zweibrücken · Von der besseren Qualität des Mittagessens in den Zweibrücker Ganztagsschulen sollen nicht nur die Kinder profitieren – sondern auch die Natur und unsere Region. Schuldezernentin Christina Rauch hat aber noch ehrgeizigere Ziele.

 Auch gesunde Sachen können verlockend aussehen (Symbolbild). Ob und wie die in der Ausschreibung verlangten Verbesserungen der Zweibrücker Schulverpflegung im Schuljahr 2021/22 nach der Zubereitung auf den Tellern ankommen, sind die Stadträte eingeladen, auch persönlich zu testen.

Auch gesunde Sachen können verlockend aussehen (Symbolbild). Ob und wie die in der Ausschreibung verlangten Verbesserungen der Zweibrücker Schulverpflegung im Schuljahr 2021/22 nach der Zubereitung auf den Tellern ankommen, sind die Stadträte eingeladen, auch persönlich zu testen.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Nach den Sommerferien ändert sich das Essen in den fünf Zweibrücker Ganztagsschulen. Denn der Stadtrat hat die Mittagsverpflegung neu vergeben – und dabei neue Qualitäts-Vorgaben festgelegt. Nach der öffentlichen Ausschreibung gab es für jede Schule zwei Bewerber. In allen Fällen war die Zweibrücker „DSG Betriebs- und Schulverpflegung GmbH“ der günstigste Bieter und erhielt damit den Zuschlag für das Schuljahr 2021/22.

Die DSG bleibt damit Lieferant fürs Helmholtz-Gymnasium (neuer Brutto-Essenspreis für die Schüler: 4,40 Euro). Neu ist die DSG dagegen für die Grundschulen Hilgard-Schule und Pestalozzi-Schule (jeweils 3,85 Euro), die Herzog-Wolfgang-Realschule plus (4,30 Euro) sowie die Canadaschule 4,40 Euro): Diese vier Schulen werden bislang noch vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB Zweibrücken) beliefert.

Wichtiger als der Lieferant dürfte für die Kinder sein, was auf dem Teller liegt. „Unser Ziel war eine weitere Verbesserung der Qualität des Mittagessens“, erläuterte die für die Schulen zuständige Zweibrücker Beigeordnete Christina Rauch (CDU) am Mittwochabend im Stadtrat. So betrage der vorgeschriebene Anteil der Bio-Produkte monatlich künftig mindestens 20 statt wie bislang 10 Prozent der Warenkosten.

Die Ausschreibung folgte nicht nur den neuen Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Schulessen (wie Verzicht auf künstliche Aromen und Süßstoffe), sondern gehe darüber sogar noch heraus, hob Rauch hervor. Denn: „Gesundes Essen ist der Anfang guter Bildung.“ Nach einem qualitativ guten Mittagessen „kann man sich auch wieder besser konzentrieren“.

Vor der Ausschreibung wurden auch die Schulen nach Erfahrungen und Anregungen befragt, berichtete Rauch: „Zwei Schulen wollten noch stärker den  Aspekt der Nachhaltigkeit in die Ausschreibung aufnehmen – was wir gerne getan haben.“

Das tägliche Speisenangebot muss laut der Rauchs schriftlicher Stadtrats-Erläuterungen zwei Hauptgerichte zur Auswahl enthalten, jeweils mit Salat dazu und Dessert. Das erste Menü sei das „Standardessen (vollwertige Mischkost)“, das zweite als vegetarisch („ovo-lacto-vegetabil“). Es werde „auf eine fettarme Zubereitung geachtet“. Beim Dessert soll es nicht allzu süße Sünden geben. „Frisches Obst ist täglich als Dessert verfügbar. Das Angebot an Milchspeisen wird entsprechend der Vorgaben der DGE angeboten, z. B. durch Joghurt- oder Quarkspeisen. Weiterhin kann an einigen Verpflegungstagen in Absprache mit der jeweiligen Schule ein süßes Dessert gereicht werden z. B. Pudding, Eis, Muffins oder Ähnliches.“

Weiter heißt es in der Ratsvorlage, der Essenslieferant müsse „kulturspezifische und regionalbezogene Essgewohnheiten sowie religiöse Aspekte“ auch für Moslems berücksichtigen. Kinder mit Allergien müssten am Essen teilnehmen können, etwa „durch die Möglichkeit, Komponenten separat zu wählen.“

Auf eine Merkur-Nachfrage, was in der ausführlichen Anforderungs-Liste in der Ratsvorlage über die 20-Prozent-Bioprodukte-Regel hinaus neu und ihr besonders wichtig ist, mailte Rauch: „Zum Beispiel werden Mehrportionengebinde verwendet, Aluminiumschalen werden nicht verwendet, auf artgerechte Tierhaltung wird geachtet, auf Formfleischprodukte verzichtet, Fisch wird aus bestandhaltender Fischerei bezogen, Eier und Eierprodukte stammen aus Freilandhaltung oder ökologischer Haltung, Lebensmittel mit umweltverträglicher Verpackung und fairem Handel werden bevorzugt, auf genetisch veränderte Lebensmittel wird verzichtet.“

Wie bisher wird das Essen in einer Lieferanten-Zentralküche gekocht und kann bis zu drei Stunden warmgehalten werden, bis es den Kindern ausgegeben wird.

Patrick Lang (FWG) berichtete von guten Erfahrungen in der Kita seiner Tochter, wo frisch gekocht wird: „Ist das nicht besser?“ Rauch stimmte Lang grundsätzlich zu: „Natürlich ermöglicht das eine noch etwas bessere Qualität.“ Bei Kita-Neubauten plane man deshalb auch immer eine Küche ein. Aber es gelte auch abzuwägen, „was Eltern sich leisten können“. Denn Schulen nachträglich mit Küchen auszurüsten, wäre sehr teuer, auch die zentrale Essenszubereitung spare einiges Geld und führe so zu niedrigeren Menü-Preisen für die Eltern. Deshalb arbeite die Stadt derzeit lieber an der jährlichen, schrittweisen Verbesserung der Qualitäts-Kriterien, die an die Lieferanten gestellt werden.

Trotz der gestiegenen Anforderungen sinken die Essenspreise in drei der fünf Schulen sogar leicht, nur in zwei Schulen steigen sie. Wobei Rauch bedauerte, dass der Preis das Entscheidungskriterium sei, aber dies sehe das Vergaberecht nun mal so vor.

Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann lobte, dass es künftig mehr frische, biologisch angebaute und regionale Produkte gibt. „Natürlich ist mehr möglich, aber das schrittweise Vorgehen trägt meine Fraktion mit. Dieser Weg ist lang. Das Ziel wird auch nicht mit 3,85 Euro für ein Essen erreicht werden können.“ Er finde aber auch richtig, die finanziellen Möglichkeiten der Eltern zu berücksichtigen. Pohlmann sagte weiter, es habe seit Jahren immer wieder Kritik von Schülern und Eltern am Schulessen gegeben, auch dass es „ernährungsphysiologisch nicht gut genug“ sei. „Die Ausschreibung soll – betone ich – das verbessern“, ließ Pohlmann leise Zweifel durchblicken, ob das Ergebnis ganz so gut sein wird wie auf dem Papier verlangt.

Doch an Qualitäts-Kontrollen ist bereits gedacht. Schon im Stadtrat hatte Rauch vor Pohlmanns Wortmeldung gesagt: „Ich lade im Herbst zum Probeessen ein, wenn es die Corona-Situation erlaubt“, damit sich alle interessierten Stadtratsmitglieder selbst ein Bild machen können. Grünen-Fraktionschef Norbert Pohlmann sagte, Rauch sei ihm mit dem Vorschlag zuvorgekommen: „Die Idee einer Verkostung ist gut, auch für den Austausch mit Schülern.“

In der Mail an den Merkur konkretisierte Rauch ihre Aussagen aus dem Stadtrat weiter: „Ich möchte mit den Schulgemeinschaften auch zukünftig weiter Schritt für Schritt das Schulessen immer weiter verbessern. Es wird zudem im nächsten Schuljahr für die kommende Ausschreibung 2022/2023 wieder eine Evaluation des Schulessens mit allen teilnehmenden Schulgemeinschaften geben, um weiter die Qualität nach unseren Möglichkeiten nochmals zu steigern.“

Bürgernah-Fraktionschef Dirk Schneider sagte im Stadtrat: „Frau Rauch, ich muss Sie loben. Seitdem Sie Beigeordnete sind, klappt das mit den Vergaben hervorragend.“

 Zweibrücker Schuldezernentin: die Beigeordnete Christina Rauch (Archivbild).

Zweibrücker Schuldezernentin: die Beigeordnete Christina Rauch (Archivbild).

Foto: CDU Zweibrücken

Außer Lang, Pohlmann und Schneider meldeten sich keine Ratsmitglieder zu Wort. Am Ende vergab der Stadtrat die fünf Essensliefer-Aufträge an die DSG einstimmig (bei Enthaltung von Lang).

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