Stadt und Kutscher im Streit

Zweibrücken. Es ist ein Streit, in dem beide Parteien die Zügel angezogen haben - Werner Euskirchen und die Stadt Zweibrücken. Grund sind die Kutschenfahrten Euskirchens. Der pensionierte Richter liebt es, die Pferdestadt Zweibrücken auf dem Kutschbock zu repräsentieren - die Zügel fest in der Hand. Ebenso fest hat nun allerdings auch die Stadtverwaltung die Zügel angezogen

Zweibrücken. Es ist ein Streit, in dem beide Parteien die Zügel angezogen haben - Werner Euskirchen und die Stadt Zweibrücken. Grund sind die Kutschenfahrten Euskirchens. Der pensionierte Richter liebt es, die Pferdestadt Zweibrücken auf dem Kutschbock zu repräsentieren - die Zügel fest in der Hand. Ebenso fest hat nun allerdings auch die Stadtverwaltung die Zügel angezogen. Grund: Euskirchen erfüllt nicht die Anforderungen, die der Gesetzgeber für das Führen von Kutschen vorgibt. Euskirchen: "Seit rund zehn Jahren führe ich schon solche Fahrten durch." Zweibrücken schmücke sich immer damit, die Stadt der Rosen und Rosse zu sein. Da sei es für ihn eine schöne Aufgabe, den Aspekt der Rosse zu würdigen. "Ich weiß, dass ich eine Ausnahmegenehmigung des Ordnungsamtes brauche, wenn ich mit der Kutsche in die Fußgängerzone oder auf den Schloss- oder Herzogplatz will. Diese Ausnahmegenehmigung habe ich jedes Jahr beantragt und jedes Jahr auch erhalten - ohne Prüfung. 2006 erhielt ich sie letztmals formlos." Das damalige Pferd "Flori", das er immer vor die Kutsche gespannt habe, sei altersschwach geworden und gestorben. Danach waren die Kutschfahrten erst einmal abgehakt. "2011 investierte ich dann 10 000 Euro für ein neues Pferd." Der Unternehmer Dieter Ernst, der die beiden Edeka-Märkte in der Stadt betreibt, habe dies gesponsert, weil er ein Freund der Kutschfahrten sei und sich freue, wenn Euskirchen, etwa bei verkaufsoffenen Sonntagen, damit für eine Attraktion sorge.Doch 2011 habe es plötzlich in der Verwaltung geheißen: Das könne man nicht mehr so einfach abwinken, er müsse Auflagen erfüllen. Und hier liegt das Pferd - beziehungsweise der Hase - im Pfeffer: Euskirchen hat bislang nicht nachgewiesen, dass er diese Auflagen erfüllt. Da er dennoch weiter Kutschenfahrten unternahm, wurde er bislang vier Mal von der Verwaltung verwarnt. Jedes Mal in Höhe von 15 Euro. Euskirchen ist sauer: "Ich möchte Zweibrücken doch nur einen Gefallen tun, wir sind eine Pferdestadt, wir haben hier ein Landgestüt."

Euskirchen ist nicht bereit, die Verwarnungsgelder zu bezahlen. Es geht ihm nicht ums Geld - in der Summe handelt es sich um den überschaubaren Betrag von 60 Euro. Euskirchen bezichtigt die Verwaltung der Engstirnigkeit. "Diese Kutschfahrten mache ich seit rund zehn Jahren. Es gibt doch einen Vertrauensgrundsatz!" Die Stadt hat eine andere Sicht auf die Dinge. Stadtsprecher Heinz Braun: "Herr Euskirchen hatte eine Ausnahmegenehmigung, die lief 2005 aus. Seit dieser Zeit hat er sich nicht mehr bemüht, eine neue Ausnahmegenehmigung zu bekommen." Die Vorschriften für Kutschfahrten seien inzwischen strenger geworden. Braun: "Der Betroffene muss nachweisen, dass er die Kenntnisse hat, die für den Umgang mit Pferden notwendig sind." Für die Kutsche müsse ein spezieller Tüv nachgewiesen werden, die Gefährte müssten sicher sein. Und: "Der Betroffene muss eine Haftplicht-Versicherung abschließen, die wie bei einem Pkw im Schadensfall haftet. Was wäre los, wenn das Pferd in einer Menschenmenge nervös wird, durchgeht und ein Mensch zu Schaden kommt?"

Dies sei keine hypothetische Gedankenspielerei: "Es hat in Deutschland schon tödliche Unfälle mit Pferden gegeben."

Euskirchen erklärt, dass er einen Prozess nicht scheue. Doch den scheut auch die Stadt nicht. Braun: "Es ist Herrn Euskirchens gutes Recht, zu klagen. Aber auch wir scheuen einen Prozess nicht. Wir sehen das Recht auf unserer Seite!" "Ich möchte Zweibrücken doch nur einen Gefallen tun, wir sind eine Pferdestadt, wir haben hier ein Landgestüt."

Werner Euskirchen

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