Zweibrücker Krippenweg Das kopflose Kamel

Zweibrücken · In einer kleinen Serie stellt der Pfälzische Merkur einige der Krippen vor, die in der Adventszeit in Zweibrücker Schaufenstern zu sehen sind. Heute: Barbara Rimbrecht.

 In der Krippe von Barbara Rimbrecht spielt einmal das Kamel die Hauptrolle.

In der Krippe von Barbara Rimbrecht spielt einmal das Kamel die Hauptrolle.

Foto: cvw

Den bunt bemalten Keramikfiguren dieser größeren Krippe, die von der Familie von Barbara Rimbrechts Ehemann Uli aus Neunkirchen stammt, kann man ihre ihre lange Geschichte ansehen. Das handbemalte Kunstwerk hat gleich zwei Kriege überstanden. Besonders das eindrucksvolle Kamel trägt deutlich sichtbare Spuren; sein abgebrochener Hals wurde notdürftig mit einer Binde „ausgehfertig“ gemacht. Am 13. Januar 1945 wurde der Kaisersaal in Neunkirchen durch einen Bombenangriff vollständig zerstört; dort wurden seit 1911 die Gottesdienste der Pfarrei Herz Jesu gefeiert. Fortan diente ein Saal im Hüttenkasino als Notkirche. Aber woher sollte man in diesen schlimmen Zeiten eine Weihnachtskrippe bekommen? Hilfe kam von der Familie Rohner, die diese Krippe schon lange in ihrem Familienbesitz hatte. Die Freude war groß in der Gemeinde und man beeilte sich, die Figuren in das Hüttenkasino zu transportieren. Aber beim Transport passierte das, was auf gar keinen Fall hätte passieren sollen. Als man das Kamel mit höchster Vorsicht herausnahm, war der Schrecken groß: Das Kamel war kopflos. In der Kiste, verborgen unter Ochs und Esel, fand sich der Kopf. Er war, wie ein Wunder, unbeschädigt. Schnell wurden Kopf und Torso mit einer Binde bandagiert und verklebt. Und dabei blieb es.

Wie sagt der Volksmund: Nichts hält langer als ein Provisorium. 1953 endlich war die Herbergssuche der Pfarrgemeinde zu Ende und sie konnte in die neu erbaute Herz-Jesu-Kirche umziehen. Die Krippenfiguren fanden nun ihren Platz wieder in einer großzügig gestalteten Krippenlandschaft im familiären Rahmen. Das Schicksal der Herz-Jesu-Kirche jedoch war schon 2015 besiegelt: sie wurde profanisiert und an einen Künstler verkauft. Heute erfreut die Krippe passenderweise im Schaufenster eines Sanitäts- und Rehahauses. Das Kamel trägt – trotz seines Handicaps – stolz sein Haupt auf seinem langen Hals.

Krippe von Barbara und Uli Rimbrecht, Sanitäts- und Rehahaus Beulke und Speer, Schloßplatz/Mühlstraße. 

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