Beate Schnur Samen säen für die Zukunft

Bottenbach · Nach über 20 Jahren als Vorsitzende des Kreisverbands der Landfrauen Südwestpfalz gestaltet Beate Schnur ihre letzte Amtszeit unter besonderen Bedingungen. Sie blickt auf eine bewegende Zeit zurück.

 Seit mehr als 20 Jahren führt Beate Schnur den Kreisverband der Landfrauen Südwestpfalz. Jetzt hat sie beschlossen, die Leitung auf Kreisebene in „jüngere Hände“ abzugeben.

Seit mehr als 20 Jahren führt Beate Schnur den Kreisverband der Landfrauen Südwestpfalz. Jetzt hat sie beschlossen, die Leitung auf Kreisebene in „jüngere Hände“ abzugeben.

Foto: Cordula von Waldow

Ihre letzte Amtszeit als Vorsitzende des Kreisverbandes der Landfrauen Südwestpfalz hatte sich Beate Schnur anders vorgestellt – ganz anders. Die 51-jährige Bottenbacherin ist eine Frau der Tat, der es mit ihrem Ideenreichtum und ihrer praktischen Ader immer wieder gelingt, Menschen zu begeistern und mitzureißen.

In den 20 Jahren, in denen die engagierte Landfrau den Kreisverband führt, durfte sie zahlreiche neue Ortsvereine gründen. Das mag damit zusammenhängen, dass sich die geborene Netzwerkerin nicht nur als Vorsitzende des Kreisverbandes und fast ebenso lange auch als Vorsitzende ihres Ortsvereins für die Landfrauen-Arbeit einsetzt. Die Katholikin, die aus einer hoch engagierten Familie stammt, die sich seit Generationen für das Wohl des Dorfes und seiner Bewohner einbringt, ist unter anderem auch in der Kirchengemeinde Großsteinhausen aktiv, gestaltet gerne Schulter an Schulter mit ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Anja Schwarz.

Einen Vorstandsposten im Pfarreirat schlug sie zwar aus, doch dafür sitzt sie als Parteilose für die CDU sowohl im Bottenbacher Gemeinderat als auch auch im Kreistag. Immer wieder laufen so die Fäden von Kirche, Politik und den Landfrauen bei Beate Schnur zusammen. 2017 wurde sie für ihr außergewöhnliches und vielfältiges ehrenamtliches Engagement mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Die Hauswirtschaftsmeisterin, die die Küche auf dem Klosterhof leitet und dort auch junge Menschen ausbildet, lacht. „Ich habe überall schon früh Verantwortung übernommen“, blickt sie zurück auf ihre Zeit, in der sie die Kirchenjugend leitete oder ob ihrer Kompetenz für die Landfrauen als Kursleiterin im Bereich Küche und Kulinarik tätig war. „Wir haben zu zweit rund 40 Ortsvereine mit jeweils drei ganz unterschiedlichen Kursen betreut und uns selbst regelmäßig weitergebildet“, beschreibt sie ihr frühes Landfrauen-Engagement.

Mit 30 wurde sie stellvertretende Kreisvorsitzende und zwei Jahre später, 2001, übernahm sie den Vorsitz der Kreisverbands Südwestpfalz, dem heute rund 2200 Landfrauen und -männer in über 30 Ortsvereinen vom Raum Zweibrücken bis fast in die Vorderpfalz angehören.

Wenn Beate Schnur jetzt beschlossen hat, die Leitung auf Kreisebene in „jüngere Hände“ abzugeben, hat das weniger mit dem Lebensalter als mit ihren Dienstjahren zu tun. Ihren ungebrochenen Ideenreichtum wird sie lokal umsetzen, doch sie findet: „Andere Frauen haben andere Ideen und geben neue Impulse!“

Der persönliche Höhepunkt für Beate Schnur, bei dem sie alle ihre Kreise vernetzen konnte, war die Begegnung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich bei seinem Besuch in der Südwestpfalz Ende Oktober 2018 ein Treffen mit den Landfrauen gewünscht hatte.

Mit ihrem Team organisierte die nimmermüde Perfektionistin den Besuch in einer Grundschule, wo die Landfrauen den Ernährungs-Führerschein etabliert hatten, und die Verpflegung des gut 100-köpfigen Trosses mit „Hoorische und Specksoße“. Wie immer, war auch ihre Familie, allen voran Mutter Rosemarie Schnur, wertvolle Unterstützerin. Die 78-Jährige hält ihrer Tochter nicht nur im Telefondienst den Rücken frei. Die wunderschönen Reisen mit ihr zählen für Beate Schnur gemeinsam mit zahllosen wertvollen und berührenden Begegnungen und einer Vielzahl ganz unterschiedlicher, gelungener Aktionen wie Landfrauen-Tage auf Kreis-, Landes- und Bundesebene zu Erlebnissen, auf die die Bottenbacherin gerne zurückblickt.

Doch will sich die Tochter auch zunehmend um den Hof im Herzen von Bottenbach kümmern, den sie zusammen mit ihren Eltern bewohnt. Als während des ersten Corona-Lockdowns alle Termine ausfielen, stellte Beate Schnur fest: „Ich habe nichts vermisst. Ich kann auch gut einmal einfach dasitzen und entspannen.“ Die beiden Schwestern unternahmen Wanderungen und genossen die Natur.

Doch sie wäre nicht sie selbst, wollte sie bis zum Ende ihrer Zeit im Kreisvorstand nicht noch ein paar Samen säen. Immerhin haben die Landfrauen den Gesamtgesellschaftlichen Wandel in der weiten Region nicht nur auf dem Land maßgeblich mit geprägt und gestaltet. „Viel mehr als Kaffee und Kuchen“, spielt sie auf das nach wie vor bei einigen vorhandene Schubladendenken an, denn der Landfrauen-Verband ist einer der größten Weiterbildungsträger in Deutschland.

Die Vorsitzende bedauert: „Durch Corona liegen alle Gespräche und Impulse für Neugründungen aktuell auf Eis. Bis Jahresende haben wir alle Termine abgesagt und werden mit Halbjahresprogrammen 2021 sehen, was geht, was von den ausgefallen Terminen wir nachholen können.“ Dabei würde sie den Kreisverband gerne weiterentwickeln, was die Landfrauen-Vereinigung anbelangt, etwa auch in Orten, wo dessen Arbeit noch weniger bekannt ist. In Herschberg sei es auch bei einem Traditionsverein gelungen, den gesamten Vorstand zu verjüngen, sodass die wertvolle Arbeit auf modernem Wege weiterlaufen könne. „Wir für’s Land“ ist ein Wahlspruch, den Beate Schnur Zeit ihres Lebens aktiv beherzigt und als überzeugende Botschafterin verbreitet.

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