Euroclassic in Zweibrücken Babylon in Zweibrücken

Zweibrücken · Euroklassik mit 150 Jazzfreunden und dem Moka Efti Orchestra in der Festhalle.

 Das Moka Efti Orchestra in der Festhalle.

Das Moka Efti Orchestra in der Festhalle.

Foto: Margarete Lehmann

„Babylon Berlin“, die zum Kult avancierte Serie im Fernsehen, entdeckte nicht nur das „wilde, dreckige, glamouröse und feierwütige“ Berlin der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wieder, nein, sie gebar auch das Moka Efti Orchestra, ein 14-köpfiges Ensemble um die Komponisten Nikko Weidemann und Mario Kamien und den Saxophonisten und Arrangeur Sebastian Borkowski herum. Moka Efti war einer der großen Unterhaltungspaläste des Berlins der 20er Jahre und eben Handlungsschauplatz aus der Serie „Babylon Berlin“. Die Handlung ist bunt, entsprechend auch die Musik, von hochkarätig bis ausgeflippt, vom Blues und Tango, von Charleston bis Klavier-Ragtime über Chansons bis zu opulenten Big Band-Nummern. Da bleibt kein Auge trocken, die Festhalle erbebt, alle Pegel steigen, Babylon hat alle und alles im Griff. Breaks gehen fast unter in brausendem Beifall.

In den goldenen 20ern kommt Kommissar Rath, Kriegsveteran mit posttraumatischer Belastungsstörung, nach Berlin; nein, so hat er sich die Reichshauptstadt nicht vorgestellt, ein Sumpf aus Drogen, Korruption, Kunst und Extremismus und dem saftig schönen Moka Efti. Das Verbrechen treibt wunderbarste Blüte, die Handlung Komik und Tragik, von jedem etwas. Die Musik schwelgt in Gefühl und Gewühl, vibrierend, mitleidend und temperamentvoll, selbstvergessen und dicht am Geschehen, ja, mittendrin. Es geht um das Lebensgefühl dieser frühen Jahre.

Doch man darf sich fragen, nicht auch um das von heute? Die Welt ist nicht besser geworden, nur anders. Irgendwo, irgendwann durchbricht aber der erhellende Lichtstrahl das Dunkel und (hier sei’s erlaubt zu sagen) irgendwann ging ja auch die Alte Ixheimer zum Beispiel wieder auf. Für alle Diversitäten gibt es meistens ein Erweckungssujet. Manchmal ist es die Kunst. Moka Efti gestern schenkte den Besuchern 90 heiter nachwirkende Minuten. Wie Vollblutmusiker das halt so hinkriegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort