Mehr Sicherheit für Hund und Halter

Zweibrücken · Der saarländische Landestierschutzbeauftragte fordert einen verpflichtenden Hundeführerschein für Hundehalter. Auch im Zweibrücker Land heben Tierschützer und Tierärzte die Bedeutung einer Ausbildung im Umgang mit den Vierbeinern hervor. Bei der Pflicht-Frage herrscht aber Skepsis.

Der Hundeführerschein ist Ländersache. Kein Wunder also, dass er in manchen Bundesländern bereits Pflicht ist, in anderen wiederum nicht. Rheinland-Pfalz überlässt diese Entscheidung bislang den Hundebesitzern. Was sagen Experten dazu?

In Rheinland-Pfalz ist der Hundeführerschein ein Angebot auf freiwilliger Basis an die Hundehalter . Ganz im Gegensatz zu Niedersachsen. Dort besteht eine Hundeführerscheinpflicht seit Juli 2013. Rheinland-Pfalz verpflichtet bisher nur Halter sogenannter "Listenhunde" zum Sachkundenachweis.

So unterschiedlich die Regelungen der Bundesländer sind, so unterschiedlich ist auch das Angebot an Hundeführerscheinen. Mehrere Verbände und Tierärztekammern bieten nach den jeweiligen Richtlinien ihre Hundeführerscheine an. Immer mehr Stimmen fordern einen Hundeführerschein für alle. Also bald auch für die Zweibrücker Hundebesitzer?

Barbara Anna ist die Vorsitzende des Zweibrücker Tierschutzvereines und lernt Hunde häufig dann kennen, wenn die Besitzer nicht mehr mit ihrem Tier zurechtkommen. "Viele Menschen scheinen nicht zu wissen, was mit einem Hund auf sie zukommt", berichtet sie und spricht sich deutlich für eine Verpflichtung zum Hundeführerschein aus. "Wir vom Tierheim würden es uns wünschen", betont Anna. "Ein Tier merkt, ob ein Halter unsicher ist. Und wer nur Liebe bekommt, aber keine Grenzen, landet früher oder später bei uns", weiß sie aus Erfahrung und berichtet von den regelrechten Odysseen, welche Tiere wegen der Unwissenheit der ehemaligen Besitzer oft durchlaufen. Eine Pflicht für alle, nicht nur für "Listenhunde", hält sie für sinnvoll und vergleicht es bildlich mit dem Autofahren. Erst die Theorie, dann die Praxis, so wäre es wünschenswert, zumindest für Neu-Hundebesitzer.

Auch Tierarzt Dr. Arnold Bonitz aus Hornbach würde eine Führerscheinpflicht im Großen und Ganzen befürworten, sieht allerdings noch Probleme in der Durchsetzung, da einfach zu viele Fragen offen seien, die zuerst einheitlich abgestimmt werden müssten. Eine Verpflichtung für bestimmte Rassen sei definitiv der falsche Ansatz, findet Bonitz. Aus dem Praxisalltag kennt er häufig Situationen, die durch solch einen Führerschein vermieden werden könnten: vom Handling des eigenen Tieres bei Krankheit bis hin zu Beißvorfällen gegenüber Menschen und anderen Tieren. Eine gute Erziehung mache sich eben auch bei der Untersuchung bemerkbar und so würde er sich eine gewisse Grunderziehung mit Einführung einer Führerscheinpflicht versprechen.

"Alleine der unachtsame Umgang kann schon zu einem Unfall führen", weiß auch Dr. Elisabeth Venzel in Stambach zu berichten.

Die Tierärztin beschäftigt sich seit ihrer Doktorarbeit mit Verhaltenstraining und befürchtet, dass die allgemeine Verpflichtung eher eine Verweigerungshaltung bei den Hundebesitzern hervorrufen könnte. Eine Ablehnung ihrerseits sei das aber keinesfalls. Vielmehr wünsche sie sich ein freiwilliges System auf Belohnungsbasis, wie etwa eine Befreiung von der Hundesteuer bei Nachweis: Dies führe dazu, dass Hundebesitzer diese Prüfung machen wollen, nicht müssen. Denn "was erzwungen wird, wird meist abgelehnt".

Wichtiger wäre, so Venzl, ein früheres Eingreifendürfen der Behörden an den Stellen, an denen tatsächliche Probleme bekannt werden - und nicht warten zu müssen, bis das Kind in den Brunnen gefallen sei.

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