Ergebnisse der „Stunde der Gartenvögel“ des Naturschutzbunds (Nabu) Wieder mehr Betrieb in den Gärten

Zweibrücken · An der „Stunde der Gartenvögel“ beteiligten sich diesmal bei regnerischem Wetter etwas weniger Naturfreunde als 2020 – auch in Zweibrücken. Der Nabu kritisiert, dass viele Gärten zu aufgeräumt sind.

 Nach dem Massensterben im vergangenen Jahr sind wieder mehr Blaumeisen im Südwesten unterwegs.

Nach dem Massensterben im vergangenen Jahr sind wieder mehr Blaumeisen im Südwesten unterwegs.

Foto: dpa/Patrick Pleul

(red) In vielen Regionen Deutschlands ist der Vatertag ins Wasser gefallen. Doch Naturfreundinnen und -freunde haben sich von Regen und Fröstel-Temperaturen am langen Wochenende kaum abschrecken lassen. Mindestens 112 000 Menschen haben an der „Stunde der Gartenvögel“ vom 13. bis 16. Mai teilgenommen. Aus über 85 000 Gärten und Parks wurden dem Naturschutzbund (Nabu) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) bis Ende Mai über 2,8 Millionen Vögel gemeldet.

„Das derzeitige sehr wechselhafte und kühle Wetter macht unseren Vögeln wenig aus“, so Nabu Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Einige Arten profitieren sogar. Etwa die Amsel, sie kommt bei feuchtem Wetter viel besser an ihre Leibspeise – Regenwürmer.“ Der schwarze Vogel belegt nach dem Haussperling wie bisher in jedem Jahr seit dem Beginn der Aktion 2005 Platz zwei der am häufigsten gemeldeten Gartenvögel. Dabei ist er auch der zuverlässigste Gartenbesucher und konnte in über 92 Prozent aller Zählungen entdeckt werden.

Insgesamt konnten pro Garten mit 32,5 Individuen wieder deutlich mehr Vögel als im Vorjahr entdeckt werden. Während die Gesamtzahl der Vögel im Siedlungsraum im Gegensatz zu den Beständen in der Agrarlandschaft damit weiterhin weitgehend konstant bleibt, gibt es doch für viele Vogelarten besorgniserregende Entwicklungen: So verharren die Sorgenkinder Mauersegler, Mehlschwalbe, Grünfink und Zaunkönig auf Höhe der schlechten Ergebnisse aus den Vorjahren.

Gut ein Jahr nach einer schweren Infektionskrankheit hat sich dagegen die Blaumeise wieder erholt. In Rheinland-Pfalz liegt eine deutliche Zunahme der Sichtungen um 39 Prozent vor. Damit rückte der Singvogel mit der gelb-blauen Brust wieder vom siebten auf den fünften Platz vor.

Im vergangenen Jahr starben viele Blaumeisen an einer bakteriellen Infektion. In Rheinland-Pfalz gab es die meisten Meldungen zu Totfunden nach Nabu-Angaben in den Landkreisen Birkenfeld, Rhein-Hunsrück, Cochem-Zell, Rhein-Lahn, Altenkirchen und im Westerwaldkreis.

Die ersten vier Plätze der Sichtungen belegen wie im Vorjahr Haussperling, Amsel, Kohlmeise und Star. Einen großen Sprung machte das Rotkehlchen mit 41 Prozent mehr Sichtungen als vor einem Jahr. Damit rückte das Rotkehlchen vom 13. auf den 10. Platz vor.

Nicht mehr so häufig ist der Hausrotschwanz. Ihm wie anderen Vogelarten macht es zu schaffen, wenn Gärten zu aufgeräumt sind und dann weder Schutz noch Nahrung bieten. Beim Hausrotschwanz seien die Bestände seit vielen Jahren rückläufig, erklärte der Nabu Baden-Württemberg. Miller: „Diese Entwicklung beim Hausrotschwanz ist besorgniserregend. Vermutlich leidet er als Gebäudebrüter am Verlust von möglichen Brutnischen und als Insektenfresser an fehlender Nahrung. Inzwischen wird im Vergleich zum Beginn der Aktion vor 16 Jahren nur noch die Hälfte an Vögeln dieser Art gemeldet.“ In Rheinland-Pfalz ging die Zahl der Sichtungen in diesem Jahr um sieben Prozent zurück, der Hausrotschwanz liegt damit auf Platz 17.

In Zweibrücken haben 53 Vogelfreunde 1223 Vögel gezählt (2020: 83/1726), in der Südwestpfalz waren es 175 Aktive, die 4043 Vögel zählten (2020: 164/3424).

Positiv entwickeln sich weiterhin die Gartenbestände von eigentlichen Waldvögeln wie Ringeltaube und Buntspecht. Ein besonderer Gewinner der aktuellen Zählung ist offensichtlich der Stieglitz. Die gemeldeten Zahlen dieses farbenfrohen Finkenvogels machten einen Sprung: In diesem Jahr konnte er in 16 Prozent aller Gärten mit 0,43 Vögeln pro Garten entdeckt werden. Beide Werte sind doppelt so hoch wie noch zu Beginn der Zählungen. Die Besonderheit dieser Art ist, dass er als einer von ganz wenigen Singvögeln seine Jungen nicht mit Insekten, sondern vegetarisch ernährt.

Ergebnisse sind unter www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Die nächste Mitmachaktion des Nabu läuft vom 4. bis 13. Juni. Dann werden beim „Insektensommer“ wieder Sechsbeiner gezählt und gemeldet – unter www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/insektensommer/

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