Domino-Effekt mal anders oder: Der Rahmen für den Erfolg

Merkur-Chefredakteur Michael Klein glaubt, dass ein neuer Preis, der am Freitag erstmals verliehen wird, Handel- und Gewerbetreibenden in ihrem schwierigen Kampf helfen kann.

Die Szene sorgt seit dem vergangenen Donnerstag vor allem in den sozialen Netzwerken für beißenden Spott und jauchzende Lacher. Jener Moment, als der US-amerikanische Präsident Donald Trump als staatsmännischer Trumpel beim Nato-Gipfel in Brüssel seinen montenegrinischen Amtskollegen Dusko Marcovic zur Seite schiebt, um auf den Fotos der Weltpresse auch ja ganz vorne zu sein. Tage später brüskierte Trump die Mächtigen der Welt beim Gipfel in Taormina erneut.

Das kann man sich bei Petra Stricker nun nicht unbedingt vorstellen. Ganz im Gegenteil scheint sie sich - wie Top-Trainer Thomas Tuchel am Samstagabend nach dem Pokaltriumph seiner Dortmunder Borussia im Berliner Olympia-Stadion - bewusst zurückzunehmen. Allenfalls schiebt sie Zweibrücken mit Macht nach vorne, versucht, unsere Stadt marketingtechnisch ins rechte Licht zu rücken. So fällt es dem Kollegen denn auch zusehends schwer, ein atmosphärisches Foto zu schießen, auf dem die City-Managerin gestenreich argumentiert, als sie dieser Tage zum Redaktionsgespräch bei unserer Zeitung zu Gast war. Immerhin haben wir schlussendlich aber doch noch einen Schnappschuss konservieren können, der ein wenig Bewegung in sich trägt. Die Szene hat inzwischen den obligatorischen Bilderrahmen erhalten, ziert als mittlerweile 116. Foto aus dieser Reihe eine Wand in meinem Büro. In räumlicher Nähe neben Stricker hängen - damit Sie sich das beim Lesen bildlich vorstellen können - DRK-Kreisgeschäftsführer Mario Sauder, der Chef des Polizeipräsidiums Westpfalz, Michael Denne, Andreas Michel, der seit einem Jahr als Vorsitzender des Vereins "Gemeinsamhandel Zweibrücken" grüßt, und der rheinland-pfälzische Kultur- und Wissenschaftsminister Professor Konrad Wolf. Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann lacht zwei Rahmen weiter oben rechts.

Allerdings ist die sparsame Geste der City-Managerin beileibe nicht das Einzige, was vom Besuch bei uns hängen geblieben ist. Jenseits dessen, was Kollege Lutz Fröhlich in der letzten Woche berichterstattungsmäßig aus dem gut einstündigen Redaktionsgespräch gefiltert hat, sind es insbesondere die von Optimismus klingenden Zwischentöne und der von tiefster Überzeugung strotzende Tonfall des Gesagten - wobei beides in der gedruckten Form nur unzulänglich rüberkommen kann.

Vielleicht hätte man den Artikel farblich etwas unterlegen können, gerne auch mit einem knalligen Rot. Weil da nämlich augenscheinlich jemand ist, der sich voll und ganz für Zweibrücken in die Bresche schmeißt. In inzwischen verinnerlichter Rolle - kein Wunder, Anfang Juli ist Petra Stricker zwei Jahre im Amt. Auf jeden Fall aber ganz ohne die üblichen Mechanismen, die aus solchen Funktionen zumeist erwachsen - nämlich dem vorschnellen Rufen nach mehr Geld und mehr Personal. Gut, auch Petra Stricker hätte gegen beides wohl nichts einzuwenden - aber vorerst geht es auch anders bzw. muss es anders gehen. Das weiß sie und lebt sie (vor). Mit Domino-Effekt. Nicht, was das Umfallen Einzelner angeht, sondern das Begeistern Einzelner fürs Mitmachen. Insofern haben beispielsweise ihre Thementeams Charme, in denen übergreifend und punktuell Fachverstand, Kreativität und Lösungsansätze für ein jeweils anstehendes Projekt gebündelt werden sollen. Der Vorteil: Jeder in der Stadt, der eine entsprechende Themenaffinität aufweist, kann sich hier einbringen. Und natürlich hat auch ihre Idee Charme, noch stärker die Ehrenamtlichen in unserer Stadt anzusprechen und einzubinden. Die Vereine in vorderster Front. Dass dies wirklich funktioniert, wird sicherlich auch die neue Woche zeigen. Konkret die Neuauflage des Zweibrücker Kindertages am kommenden Donnerstag, der mehr als im Vorjahr vom Engagement der Vereine und Privatpersonen lebt.

Offenbar verstehen immer mehr, dass dies der Rahmen sein kann, in dem Zweibrücken ein positives Bild zeichnet: weniger Gesten und Worte, stattdessen beherztes Zugreifen, Mitmachen und Handeln!

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