US-Präsident unter Druck Trump lobt Corona-Demonstranten – und kritisiert Gouverneure

Washington · (dpa) US-Präsident Donald Trump hat die von ihm angeheizten Proteste gegen Schutzmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie in mehreren Bundesstaaten verteidigt. „Das sind großartige Menschen“, sagte Trump am Sonntagabend (Ortszeit) bei seiner täglichen Pressekonferenz im Weißen Haus mit Blick auf die Demonstranten.

Trump steht wegen der bevorstehenden Wahl unter Druck.

Trump steht wegen der bevorstehenden Wahl unter Druck.

Foto: AP/Patrick Semansky

In der Debatte um die Rückkehr zum Normalbetrieb in den USA warnte der Virologe und Präsidentenberater Anthony Fauci vor voreiligen Schritten.

Trump hatte vergangene Woche neue Richtlinien veröffentlicht, wonach Bundesstaaten in drei Phasen zur Normalität zurückkehren sollen. Die Entscheidung liegt aber bei den Gouverneuren. Die Richtlinien sehen vor, dass die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen vor Eintritt in jede neue Phase über einen 14-tägigen Zeitraum abgenommen haben.

Am Wochenende kam es in mehreren demokratisch und republikanisch regierten Bundesstaaten zu Protesten, bei denen Teilnehmer gegen Richtlinien des Weißen Hauses zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus verstießen. Trump sagte am Sonntagabend, die Menschen hätten einen „Lagerkoller“ und wollten „ihr Leben zurück“. „Ich habe noch nie so viele amerikanische Flaggen bei Protesten gesehen“, fügte er hinzu. Mit Blick auf die Schutzmaßnahmen sagte Trump: „Einige Gouverneure sind zu weit gegangen.“ Der Republikaner Trump hatte für Empörung gesorgt, als er am Freitag auf Twitter zur „Befreiung“ der demokratisch regierten Bundesstaaten Michigan, Minnesota und Virginia aufgerufen hatte. Die Proteste bekamen in konservativen US-Sendern wie Fox News viel Sendezeit, es handelte sich aber jeweils nur um mehrere Dutzend oder einige Hundert Demonstranten. Durch die Corona-Krise verloren in den vergangenen Wochen rund 22 Millionen Amerikaner ihre Jobs.

Virologe Fauci dämpfte indes Erwartungen an eine schnelle Rückkehr zum wirtschaftlichen Normalbetrieb. „Wenn wir das Virus nicht unter Kontrolle bringen, wird die wirkliche wirtschaftliche Erholung nicht stattfinden“, sagte Fauci ABC News. Als Voraussetzung für eine von Trump angestrebte schrittweise Wiedereröffnung der Wirtschaft gelten flächendeckende Tests. An diesen  mangelt es allerdings, wie republikanische und demokratische Gouverneure der Bundesstaaten beklagen. Trump schob allerdings ihnen die Verantwortung für die Tests zu. Die Gouverneure „wollten bei der Öffnung totale Kontrolle über ihre Staaten haben, aber jetzt wollen sie, dass wir, die Bundesregierung, die Tests ausführen“, sagte der Präsident am Sonntag. Es gebe jede Menge Test-Kapazitäten, die von den Gouverneuren nur nicht genutzt würden. Der republikanische Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, dementierte Trumps Aussagen zur Verfügbarkeit von Coronavirus-Tests. Die Kapazitäten seien immer noch „nicht annähernd dort, wo sie sein sollten“, sagte er dem Sender CNN.

Unterdessen berichtete die Washington Post, die US-Regierung habe laut einem Medienbericht von eigenen Experten bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) laufend Informationen zur Corona-Lage in China erhalten. Hochrangige, von Präsident Donald Trump ernannte US-Gesundheitsbeamte hätten „regelmäßig auf den höchsten Ebenen“ mit WHO-Vertretern beraten, als sich die Corona-Krise entfaltete.

Trump hatte am Dienstag voriger Woche einen Stopp der US-Beitragszahlungen an die WHO veranlasst. Er machte die Organisation für die vielen Toten in der Krise mitverantwortlich und warf ihr vor, die Pandemie mit Missmanagement und Vertrauen auf Angaben aus China dramatisch verschlimmert zu haben. 

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