Kirks Nachfolger feiert doppelten Geburtstag"Star-Trek-Visionen veränderten die Welt"

Zweibrücken. Vorlesungen halten über eine Weltraumserie mit spitzohrigen Außerirdischen, in der man sich von A nach B "beamt", seine Freizeit in computergenerierten Holodecks verbringt und in überlichtschnellen Raumschiffen das Universum erkundet: Hubert Zitt macht genau das. Aus Leidenschaft für Star Trek

 "Auf dem Captainsstuhl der Enterprise kann man etwas verändern": Jean-Luc Picard und James T. Kirk (von links) im Filmdialog. Foto: dpa

"Auf dem Captainsstuhl der Enterprise kann man etwas verändern": Jean-Luc Picard und James T. Kirk (von links) im Filmdialog. Foto: dpa

Zweibrücken. Vorlesungen halten über eine Weltraumserie mit spitzohrigen Außerirdischen, in der man sich von A nach B "beamt", seine Freizeit in computergenerierten Holodecks verbringt und in überlichtschnellen Raumschiffen das Universum erkundet: Hubert Zitt macht genau das. Aus Leidenschaft für Star Trek. Unterstützt wird der promovierte Elektrotechniker der Zweibrücker Fachhochschule von den ebenfalls Enterprise-begeisterten Kollegen Markus Groß und Manfred Strauß. Die Idee sei an der FH geboren worden. Zitt: "Wir wollten 1996 kurz vor Weihnachten eine besondere Vorlesung machen. Groß hat dabei klingonisch gesprochen, ich über den sogenannten Warp-Antrieb referiert." Die Veranstaltung verselbständigte sich. Hunderte Besucher kommen inzwischen aus der ganzen Republik, 2009 war ein Team der Tagesthemen im Hörsaal. Zitt hält die Vorlesungen deutschlandweit, war auch schon in Amerika. Star-Trek-Vertreiber Paramount lud ihn zur Vorpremiere des jüngsten Filmes nach Berlin ein. "Man hat erkannt, dass ich mich für Star Trek einsetze." Heißt: Die positive Botschaft, die Vision einer toleranten Gesellschaft im futuristischen Gewand verbreiten. Nicht umsonst heißen Zitts Vorlesungen etwa "Wie Star Trek die Welt veränderte", "Wie viel Einstein steckt in Star Trek?" oder "Technische Visionen bei Star Trek". Vor allem die Serie "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" mit ihrem Captain Picard zeige letztgenannte Visionen sehr gut. "Technische Aspekte standen bei der Serie im Mittelpunkt", erläutert Hubert Zitt. Dass diese keine Fantastereien seien, ließe sich nachprüfen. Zitt: "Wissenschaftler fungierten als technische Berater." Manche Visionen umzusetzen, sei schwierig, andere längst Realität. Beispiel: Laptop. "Auf den Tischen waren in den Raumschiffen Computer installiert, über die man andere Personen anrufen konnte. Sowas haben wir heute mit Skype", sagt Zitt. Oder das iPad, das gerade die Welt fasziniert. Auch die Holodecks, in denen man durch Computersimulationen beliebige Epochen und Abenteuer erleben kann, seien Vorbilder für moderne Virtual-Reality-Technologien. Zitt: "Ich kann mir vorstellen, dass so das Entertainment der Zukunft aussieht." ekBeim Name "Raumschiff Enterprise" denken die meisten gleich an Captain Kirk, den spitzohrigen Mr. Spock und Doktor "Pille" McCoy. Doch nicht nur diese Charaktere der Originalserie aus den Sechzigern haben das Universum von "Star Trek" (so der englische Originalname) beeinflusst. Auch Captain Jean-Luc Picard, der Kommandant aus der Folgeserie "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" ist zu einer Kultfigur geworden, die den Originalhelden in nichts nachsteht. Helden, die von Macher Gene Roddenberry († 1991) erschaffen wurden und bis heute im wahrsten Sinne des Wortes diese Kultserie kennzeichnen. Zig tausend Fans gibt es weltweit, Uni-Vorlesungen werden über die Serienphilosophie oder -technik gehalten, Bücher darüber veröffentlicht, welche Lehren für das eigene Leben man aus der Serie ziehen kann.Verkörpert wurde die Figur des Captain Picard in diesem Kult-Universium von 1987 bis 1994 in 178 Serienfolgen, später in vier Kinofilmen, durch den Engländer Patrick Stewart. Der wird heute 70, ist ebenso am 13. Juli geboren wie seine Filmfigur, nur dass diese im Jahr 2305 das Licht der Welt erblickt. Markenzeichen des von manchen nur als "Glatzkopf"-Captain bezeichneten Kommandanten sind seine Vorliebe für Earl-Grey-Tee, seine väterliche, weise Art und seine Kommandos "Engage" (deutsch: "Energie") zum Beschleunigen des Raumschiffes auf Überlichtgeschwindigkeit und "Make it so" (deutsch: Machen Sie es so) als Anweisung, einen Vorschlag in die Tat umzusetzen.Patrick Stewart alias Picard war in der Star-Trek-Historie quasi Kirks Nachfolger, zwanzig echte und hundert Star-Trek-Jahre später, nicht der Draufgängertyp, sondern der Intellektuelle, der aus Shakespeare zitiert, Konflikte stets durch Diplomatie löst, wo Kirk mit waghalsigen Manövern oder seinen Fäusten vorpreschte. Einer, der Stewarts Leistung als Picard-Darsteller und dessen Einfluss auf die weltweite Fangemeinde besonders gut beurteilen kann, ist Hubert Zitt, der aktuell gefragteste deutsche Star-Trek-Experte. Er ist Dozent an der Zweibrücker Fachhochschule. Zusammen mit Markus Groß und Manfred Strauß hält er seit 1996 Star-Trek-Vorlesungen vor Weihnachten (siehe separater Text). Beim größten deutschen "Trekkie"-Fantreffen Fedcon ist er auch seit 2005 Dauergast, hält Gastvorlesungen zum Thema in Amerika. Den Kontrast zwischen Picard und Kirk musste auch Zitt erst verdauen: Wo Kirk schnell zur Phaserwaffe griff, da grübelte Picard, wog ab, argumentierte. Zitt: "Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich nicht viel mit ihm anfangen. Es hat eine Zeit gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Aber nach ein paar Folgen hab ich gemerkt, dass das ganz viel Qualität hat." Unter den vielen Serien-Schauspielern, die Zitt bisher getroffen hat - von Spock über Data bis Odo aus den anderen Serien - sei Picard leider noch nicht gewesen. 2008 war Patrick Stewart zwar eingeladen, Zitt freute sich schon auf das Treffen, doch dann sagte der Star kurzfristig ab. So bleibt die Hoffnung, dass es in den Folgejahren klappt. "Das wäre ein Highlight" sagt Zitt und ergänzt: "Ich würde ihn darauf ansprechen, was er denkt, wie Star Trek die Welt verändert hat. Ihn fragen, ob er stolz darauf ist, weil er in einer solchen Serie mitgewirkt hat. Bei 'Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert' wurden ja ganz viele brisante Themen behandelt, die Amerika bewegten, Rassismus oder die Rolle der Frau." Eine der großen Leistungen von Star Trek. Zitt: "Als Shakespeare-Darsteller am Theater, der Stewart ja ursprünglich ist, kann man die Leute unterhalten, aber in dieser Captain-Rolle kann man über die Serie hinaus etwas bewegen." Symbolisch dafür sei ein Zitat aus dem Kinofilm "Treffen der Generationen", bei dem Picard und Kirk zusammenarbeiten. "Picard sagt da 'Auf dem Captainstuhl kann man etwas verändern', und das stimmt auch", ist sich Zitt sicher. Und zwar die Botschaft der Serie von Toleranz und Nächstenliebe besonders gut herüberbringen, eine Grundhaltung, die die Gesellschaft weltweit beeinflusst habe. Beispielhaft dafür seien die Fantreffen wie die Fedcon, die von einer positiven Atmosphäre geprägt seien. Zitt: "Da treffen sich Richter, Hilfsarbeiter, Leute aus allen Schichten und feiern teils in Science-Fiction-Kostümen." Nicht zuletzt auch ein Verdienst von Patrick Stewart. "Er hat ein starkes Charisma, sein Auftreten allein ist sehr aussagekräftig", erklärt Zitt und fügt an: "Picard hat einmal gesagt: Auf der Enterprise ist niemand allein. Das ist stellvertretend für das, was Star Trek widerspiegelt." Weit über eine Zukunftsutopie hinaus.

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