Hohn hält „Arroganz“ der Macht nicht mehr aus

Hornbach/Zweibrücken · Der langjährige FDP-Fraktionschef von Zweibrücken-Land, Reiner Hohn, will seinem Nachfolger, Sohn Thomas Hohn, nicht mehr das Rampenlicht stehlen. Vor allem aber verlässt der 66-Jährige den Rat, weil er frustriert ist über das dortige Klima, seitdem Kurt Pirmann nicht mehr Verbandsbürgermeister ist.

 Reiner Hohn zieht sich aus dem Verbandsgemeinderat zurück, aber noch nicht aus der Politik. Foto: pma

Reiner Hohn zieht sich aus dem Verbandsgemeinderat zurück, aber noch nicht aus der Politik. Foto: pma

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Mit einem politischen Paukenschlag hat sich Reiner Hohn aus dem Verbandsgemeinderat Zweibrücken-Land verabschiedet. Am Donnerstag um 15.36 Uhr schrieb Hohn Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker (SPD ) ein E-Mail. Mit nur einem Satz: "Hiermit lege ich mit sofortiger Wirkung mein Verbandsgemeinde-Ratsmandat nieder." Den großen Knall ließ der Liberale einen Tag später auf Merkur-Anfrage folgen - mit der Begründung für seinen völlig unerwarteten Schritt.

"Das ist eine Ansammlung verschiedener Dinge", beginnt der 66-Jährige. Um sich dann aber vor allem auf ein Thema zu konzentrieren - die für ihn unerträglich gewordenen Zustände in der Verbandsgemeinde-Politik. "Ein Grund für meinen Rücktritt ist mit Sicherheit, wie heute mit der Opposition, also den kleinen Fraktionen, im Verbandsgemeinderat umgegangen wird - eine derartige Ignoranz und Arroganz habe ich so bisher nicht erlebt!" Im Verbandsgemeinderat herrsche "ein frustrierendes Klima", klagt Hohn: "Das war mit Kurt Pirmann anders. Mit dem konnte ich wie mit einem Bierkutscher streiten, und danach doch wieder ein Bier trinken - jetzt geht das nicht mehr."

Pirmanns Nachfolger Gundacker (beide SPD ) sowie die Fraktionschefs von SPD und CDU (die im VG-Rat schon lange koalieren) hätten ihm sogar mangelndes Demokratieverständnis vorgeworfen, weil er angeblich Mehrheitsentscheidungen nicht akzeptieren könne, ärgert sich Hohn: "Das kann man mir nicht vorwerfen! Ich arbeite als Stadtbürgermeister in Hornbach seit Jahrzehnten mit allen gut zusammen, dort gibt es keine Probleme!"

Der Politik den Rücken kehrt Reiner Hohn deshalb auch nicht, aber "ich konzentriere mich lieber auf meine Arbeit in Hornbach , wo ich meine fünf letzten Jahre als Bürgermeister habe, und als FDP-Fraktionschef im Kreistag - da ist ein bisschen anderes Niveau. Die Welt geht auch nicht unter, wenn ich nicht mehr im Verbandsgemeinderat bin. Ab einem gewissen Alter sagt man aber: Muss ich mir das antun?"

Hohn nennt neben dem Demokratieverständnis-Vorwurf weitere Beispiele für das, was er als Arroganz und Ignoranz der Macht empfindet. Etwa den Umgang mit dem gerade beschlossenen Contwiger Wasserpark. Hohn: "Die Verbandsgemeinde rechnet mit jährlich 50 000 Besuchern. Eine so optimistische Prognose erinnert mich an den Nürburgring. Ich muss als Bürgermeister in Hornbach an Kinderspielplätzen und Grünanlagen sparen, sagt mir die Kommunalaufsicht - und dann solche Ausgaben für einen neuen Wasserpark!" Reiner Hohn erwähnt auch, dass SPD-Fraktionschef Norbert Kiefer mit verächtlichen Worten auf einen Vorschlag seines Sohnes Thomas reagiert habe, wegen der Größe der Hornbacher Wehr einen Mannschaftstransportwagen mit neun statt nur sechs Sitzplätzen zu kaufen.

Stichwort Thomas Hohn: Der ist der zweite Grund, den Reiner Hohn für seinen Rückzug aus dem VG-Rat nennt. "Das muss man fairerweise auch erwähnen. Ich war ja nur auf Platz 32 der FDP-Ratsliste, bin aber dank vieler Personenstimmen in den Rat gekommen. Thomas vertritt als Fraktionschef die Fraktion. Für diesen Generationenwechsel ist es ein Problem, dass ich oft zu sehr in den Mittelpunkt gerate - bei mir geht ja immer wieder mal der Gaul durch und der heilige Hornbacher Klosterzorn."

Das von Reiner Hohn niedergelegte Ratsmandat wird wohl erneut ein Hornbacher besetzen. Denn erster Nachrücker auf der FDP-Liste ist Heinz-Walter Roth, zweiter Tino Weber. Hohn vermutet, dass Roth das Mandat annimmt, die Fraktion werde darüber aber noch sprechen. Die FDP hat vier Sitze im VG-Rat.

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