Damit der Zug für Frauen nicht abfährt

Zweibrücken. Gerade erst ist sie aus Indien zurückgekommen. Aber ihr ist keine Spur von Müdigkeit anzumerken. Gertrud Schanne-Raab strotzt nur so vor Elan. In Indien war sie wieder in Sachen Entwicklungshilfe unterwegs. "Ich war in einer Sozialstation nahe Andhra Pradesh im Süden des Landes tätig

 Die Reaktivierung der S-Bahn Zweibrücken-Homburg ist auch für Schanne-Raab ein Muss. Foto: voj

Die Reaktivierung der S-Bahn Zweibrücken-Homburg ist auch für Schanne-Raab ein Muss. Foto: voj

Zweibrücken. Gerade erst ist sie aus Indien zurückgekommen. Aber ihr ist keine Spur von Müdigkeit anzumerken. Gertrud Schanne-Raab strotzt nur so vor Elan. In Indien war sie wieder in Sachen Entwicklungshilfe unterwegs. "Ich war in einer Sozialstation nahe Andhra Pradesh im Süden des Landes tätig. Ferner betreute ich mehrere Slum-Projekte, die Kinder und Frauen fördern", erklärt die ÖDP-Politikerin. Entwicklungshilfe ist für Schanne-Raab eines der wichtigsten Schlagworte überhaupt. In zahlreichen Vereinen engagiert sie sich diesbezüglich, bis vor Kurzem führte sie einen Dritte-Welt-Laden in Zweibrücken. Vor allem für Frauen, die in Dritte-Welt-Ländern oft mit Unterdrückung zu kämpfen haben, setzt sie sich ein. Apropos Frauen: Das ist auch eine wichtige Triebfeder für ihre Landtagskandidatur. "Ich bin realistisch. Ich weiß, dass ich nur sehr geringe Chancen habe, in den Landtag einzuziehen. Aber ich möchte mit meiner Kandidatur etwas deutlich machen: nämlich, dass wir Frauen genauso gut Politik machen können wie die Männer." Schanne-Raab merkt an, dass sie die einzige Kandidatin im für Zweibrücken relevanten Wahlkreis 46 ist. Ansonsten: alles Männer. Ihr Name auf der Liste soll den Herren der Schöpfung zumindest etwas in die Parade fahren. Aber das ist natürlich nur ein Aspekt ihrer Kandidatur. Die ÖDP-Politikerin nennt gleich einen ganzen Strauß an Themen, die sie, wenn sie es nach Mainz schaffen sollte, dort forcieren möchte: "Ich möchte, dass das dreigliedrige Schulsystem erhalten bleibt. Ideal wäre eine Orientierungsstufe bis zur 6. Klasse und dann die Aufteilung in verschiedene weiterführende Schulen. Schanne-Raab stört es, "dass das Wort Hauptschule verschwinden soll". Dabei werde diese Schulform vielen Schülern gerecht. Die Hauptschulen sollten in kleinen Klassen, gut betreut, Schüler in Technik oder Hauswirtschaft ausbilden. Es sei schade, dass dieses Potenzial nicht genutzt werde. Natürlich müsse auch am oberen Ende der Leistungsskala, in den Gymnasien, gefördert werden. Diese beiden Enden des Schulsystems zu stärken, ist für Schanne-Raab wichtig. Wichtig ist ihr auch, dass in Mainz stärker berücksichtigt wird, dass die Gesellschaft altere und dies im öffentlichen Personennahverkehr seinen Niederschlag finden müsse. "Dass die S-Bahn von Zweibrücken nach Homburg nun vermutlich in die Ausschreibung aufgenommen wird, ist gut. Aber das alleine bringt nichts. Wir müssen da am Ball bleiben, auch nach den Wahlen am 27. März", nennt sie ein Anliegen.Dass der Zweibrücker Flughafen hinsichtlich der demografischen Entwicklung eine wichtige Rolle spielen werde, glaubt sie nicht. "Seniorenrelevant ist der Flughafen nicht. Das trifft für den Schienenverkehr zu, nicht für den Airport." Klartext redet sie auch in Sachen Ansiedlungen auf der Truppacherhöhe: "Dass dort Industriegebiete hinkommen, würden wir von der ÖDP begrüßen. Aber Einzelhandel? Dort? Das ist ausgemachter Schwachsinn!"

Ausgesprochen sinnvoll sei dafür, noch stärker auf regenerative Energien zu setzen. Atomkraft ist für sie ein rotes Tuch. "Wenn ich nur das Wort ,Brückentechnologie' höre - das lässt mir die Haare zu Berge stehen", erklärt sie. Eine große Vision ist für Schanne-Raab, dass Rheinland-Pfalz ein gentechnikfreies Land wird. Auch möchte sie in Mainz mehr Bürgerbeteiligungen durchsetzen. Und dafür sorgen, dass das kommunale Wahlrecht auch für ausländische Mitbürger gilt.

Zur Person

Dr. Gertrud Schanne-Raab wurde 1954 in Oberammergau geboren. Nach dem Studium der Soziologie in München und Heidelberg und der Sozialanthropologie in Boulder/Colorado arbeitete sie bei der Welternährungsorganisation FAO in Asien und in der entwicklungspolitischen Erwachsenenbildung in Deutschland; dann Lehrauftrag an der Fachhochschule Zweibrücken; seit Anfang des Jahres ist sie in Rente. Seit 1999 Mitglied der ÖDP (derzeit als stellvertretende Landesvorsitzende), seit 2004 im Stadtrat. Schanne-Raab ist vielfach ehrenamtlich tätig, etwa beim Verein Partnerschaft 3. Welt, Ruandakomitee Zweibrücken und Aktion Bombay; 1999 erhielt sie die Verdienstmedaille des Landes. Schanne-Raab ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder. eck

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