Triathlon Nach Hawaii ist vor Hawaii

Zweibrücken · Drei Wochen Ruhepause sind genug für Oliver Spurzem. Nachdem er bei seinem vierten Ironman auf der Pazifikinsel knapp am großen Ziel „Zehn-Stunden-Marke-Knacken“ vorbeigeschrammt ist, liegt der Fokus schon wieder auf der neuen Saison – und dem möglicherweise fünften Start auf Kona.

  Sein großes Ziel, den Ironman auf Hawaii in unter zehn Stunden zu beenden, hat Oliver Spurzem knapp verpasst.

Sein großes Ziel, den Ironman auf Hawaii in unter zehn Stunden zu beenden, hat Oliver Spurzem knapp verpasst.

Foto: Privat

Oliver Spurzem wirkt ungewohnt zufrieden nach seinem vierten Hawaii-Rennen. Er plaudert von seinen neuesten Erfahrungen bei dem legendärsten Ironman der Welt – von den 3,8 Kilometern Schwimmen im tosenden Meer, den 182 Kilometern auf der windigen Radstrecke und dem abschließenden Marathon auf dem heißen Asphalt der Vulkaninsel, als wäre es ein Klacks. „Es war einfach zu gut“, sagt er mit einem leichten Schulterzucken schmunzelnd. Und das, obwohl er vergebens gehofft hat, erstmal einen Haken hinter Hawaii machen zu können.

 Könnte Spurzem nach dem Aufstellen seiner neuen Bestzeit (10:03Stunden) auf Kona eigentlich auch ruhigen Gewissens. Den Haken machen kann der ehrgeizige Triathlet der WSF Zweibrücken, der das gesamte Jahr auf sein großes Ziel hin gearbeitet hat, dort endlich die Zehn-Stunden-Marke zu knacken, aber einfach nicht. „Denjenigen, die mich kennen, dürfte klar sein, dass Hawaii nun wieder auf dem Programm steht.“ Denn nach 3,86 Kilometern Schwimmen (1:03 Std.), 180,2 (5:28 Std) auf dem Rad und dem abschließenden Marathon (3:22 Std.) überquerte der 42-Jährige 3:25 Minuten über der erhofften Marke die Ziellinie. „Die zehn Stunden hätte ich geknackt, wenn ich etwas mehr Risiko gegangen wäre.“ Vor allem auf der Radstrecke. Doch Oliver Spurzem entschied sich für den sicheren Weg. „Mein oberstes Ziel im Wettkampf war es, den Marathon komplett zu laufen, was mir die letzten Male nicht gelang.“ Dieses Mal schon. Ganz ohne Dehydration, ohne Leistungseinbruch, ohne mentales Tief.

„Ich habe mich nicht zerstört, habe beim Radeln exzessiv auf den Wattmesser geschaut, bin immer im tiefgrünen Bereich geblieben.“ So wurde die Radzeit „nix besonderes“. Dafür der abschließende Marathon. „Das Laufen war einfach perfekt, ich wurde gar nicht kaputt. Es war einfach gut, diese Kontrolle zu haben und auch mental die ganze Zeit voll da zu sein“, erzählt Spurzem von den 42,2 Kilometern, die er in starken 3:22 Stunden zurücklegte. „Es war ein geiles Gefühl, auf den letzten Kilometern an so vielen vorbeirennen zu können“, huscht dem Zweibrücker bei der Erinnerung ein breites Grinsen durchs Gesicht.

Geärgert, dass er auf der Radstrecke eher zurückhaltend gefahren ist, nicht ein paar Watt mehr gestrampelt hat, damit womöglich die magische Marke durchbrochen hätte, habe sich der WSF-Athlet „eigentlich nicht“. „Ich habe während des Rennens nie auf die Gesamtzeit geschaut. Bei Laufkilometer 36, 37 habe ich einmal kurz überlegt, die Uhr umzustellen, aber ich wollte mir das gute Rennen, das tolle Gefühl auf der Strecke nicht kaputt machen“, erklärt Spurzem, der nun mit der Gewissheit aus Hawaii zurück ist, dass die zehn Stunden kein unerreichbares Ziel sind. „Und wenn ich diese 10:03 Stunden auf ein normales Rennen in Europa übertrage, wäre das eine Wahnsinnszeit geworden“, freut sich der Zweibrücker, der in Frankfurt eine Bestzeit von 9:14 Stunden stehen hat, dass er „dieses Mal anscheindend vieles richtig gemacht“ hat und seine Anstrengungen belohnt wurden. Neben dem ohnehin umfangreichen Training etwa das zusätzliche Hitzetraining in warmen Klamotten auf Mallorca, das Schlafen bei aufgedrehter Heizung zur Anpassung des Körpers, die frühere Anreise rund drei Wochen vor dem Wettkampf auf der Pazifikinsel, die präzisen Tests der Verpflegung. „Ich habe mich zum Beispiel vor und nach dem Radtraining gewogen, gemessen, wie viel Schweiß und Flüssigkeiten ich verloren habe, um zu wissen, wie viel ich zuführen muss, um nicht zu dehydrieren – das war Arbeit in den Wochen auf Hawaii vor dem Wettkampf“, gibt Spurzem Einblicke in seine akribische Vorbereitung.

 Kampf gegen die Hitze auf der Vulkaninsel.

Kampf gegen die Hitze auf der Vulkaninsel.

Foto: Privat

Dabei sei es auch von Vorteil gewesen, sich nach der Qualifikation bereits im Vorjahr die gesamte Saison so auf Hawaii fokussieren zu können. Es sei einfach etwas anderes, sich im Sommer noch auf einen Qualifikations-Wettkampf vorbereiten zu müssen. So, wie im kommenden Jahr wieder. Denn seinen Zwei-Jahres-Rhythmus will der Zweibrücker nicht beibehalten, sondern gleich wieder Hawaii in Angriff nehmen. Der grobe Plan für die kommende Saison steht daher bereits: Im März Trainingslager auf Mallorca, zum richtigen Einstieg im April die Halbdistanz in Texas, danach Trainingslager mit der Militär-Nationalmannschaft, ein paar Kurzdistanzen, die Militär-WM in Spanien und dann im Juli das Quali-Rennen für Hawaii in Kalifornien (USA). „Falls das dort nicht klappt, suche ich mir womöglich noch einen Quali-Wettkampf für die Mitteldistanz-WM in Neuseeland im November“, wird es dem Stabsfeldwebel des Fallschirmjägerregiments 26 keinesfalls langweilig. Wichtig sei es jetzt aber „erstmal gesund durch den Winter zu kommen“, gibt Spurzem, der bereits drei Wochen nach Hawaii wieder „locker“ das Training zur Vorbereitung auf die kommende Saison aufgenommen hat, als erstes Ziel aus. „Ein paar Wochen Ruhe reichen auch“, sagt er lachend. „Ich bin motiviert und kopfmäßig schon wieder voll da.“ Auch das war so direkt nach den drei vorherigen Hawaii-Starts anders.

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