Doch kein Fußball in der Südwest-Staffel im Dezember? Sechs Regionalligisten klagen gegen Re-Start

Steinbach/Homburg · Fünf Vereine, die sich als Amateure sehen, wollen nicht, dass die Regionalliga Südwest im Dezember weitergeht. Auch der TSV Steinbach hält die Gefahr für zu groß und unterstützt die Klage.

Jannik Sommer (links) beim Auswärtssieg der grün-weißen Homburger bei FC Astoria Walldorf im Oktober. Der damalige Gegner aus der Kurpfalz ist einer von sechs Vereinen in der Regionalliga Südwest, der gegen den Re-Start klagt.

Jannik Sommer (links) beim Auswärtssieg der grün-weißen Homburger bei FC Astoria Walldorf im Oktober. Der damalige Gegner aus der Kurpfalz ist einer von sechs Vereinen in der Regionalliga Südwest, der gegen den Re-Start klagt.

Foto: Markus Hagen

Entscheidet nun ein Gerichtsurteil des Landgerichts Mannheim in dieser Woche, ob die Regionalliga Südwest am kommenden Wochenende den Spielbetrieb wieder aufnehmen darf? Nachdem die Landesregierungen Saarland, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen die Regionalliga Südwest als Profiliga anerkannt hatten und damit allen 22 Mannschaften der Regionalliga Südwest die Möglichkeit gaben, wieder zu trainieren, hatte der der Regionalverband GbR Südwest am vergangenen Dienstag entschieden, dass die Saison 2020/21 am kommenden Wochenende wieder aufgenommen wird.

Doch dagegen haben nun, wie am Freitagabend bekannt wurde, sechs Vereine Klage eingereicht. Zu den Klägern zählen Astoria Walldorf, Eintracht Stadtallendorf, Bahlinger SC, FC Gießen, Schott Mainz sowie der aktuelle Tabellenzweite TSV Steinbach Haiger.

Auf der Homepage des hessischen Regionalliga-Vertreters wird die Klage von Vorstandssprecher Roland Kring so begründet: „Angesichts der weiter angespannten Corona-Lage mit nach wie vor sehr hohen Infektionszahlen ist das für den TSV Steinbach Haiger, aber auch für etliche andere Clubs in der Regionalliga Südwest das komplett falsche Zeichen. Statt wie von der Politik nur wenige Tage zuvor eindringlich gefordert, Kontakte zu minimieren, um die Corona-Krise in den Griff zu bekommen, vergrößern die Regionalligisten durch die Wiederaufnahme des Spielbetriebs zwangsläufig wieder ihre Kontakte und setzen ihre Spieler, ihre Mitarbeiter, aber auch die ehrenamtlichen Helfer weiteren Gefahren aus.“ Durch die Klage solle nun Rechtssicherheit geschaffen werden, heißt es weiter. Im Mittelpunkt stehe die Frage der Zumutbarkeit.

TSV-Vorstandssprecher Roland Kring betont: „Alle 22 Vereine in der Regionalliga wollen Fußball spielen. Aber die aktuellen Umstände durch die Pandemie und auch die Transparenz seitens der Liga, mit der uns die Fortführung des Spielbetriebs präsentiert wurde, sind fragwürdig.“

In der Regionalliga Südwest gibt es sowohl Teams, die sich selbst als Profiverein sehen, als auch solche, die sich als reine Amateure verstehen. Insbesondere Letztere haben ein Problem mit der Entscheidung des Regionalverbands GbR Südwest und erhoffen sich durch die Klage den Re-Start zu verhindern.

Veranschaulicht wird die Stimmungslage ganz gut in einem offenen Brief von Bahlingens Vorstandsvorsitzendem Dieter Bühler. Der prangert an, dass die Corona-Pandemie mit all ihren Gefahren bei der Entscheidung keine Rolle spiele. „Hier geht es einzig und allein nur darum, eine Saison mit 42 Spieltagen, durchzupeitschen.“

Zusammen mit acht anderen Vereinen unter Federführung des TSV Steinbach hatte Bahlingen Mitte November an die Regionalliga Südwest GbR geschrieben. Die Vereine forderten damals, dass die Saison erst am 29. Januar weitergehen solle und machten darauf aufmerksam, dass Amateurvereine nicht in der Lage seien regelmäßige Tests durchzuführen. „Die Stellungnahme wurde überhaupt nicht beantwortet. Da gab es kein Feedback“, sagte ein verärgerter Bührer nun dem SWR. Die Klage vor dem Landgericht Mannheim scheint der einzige Ausweg.

Unter den klagenden Vereinen ist der TSV Steinbach das einzige Profiteam. Dem TSV gehe es nicht um eine Spaltung der Liga, sondern um eine rational, juristische Klärung der Sachlage. „Wenn das Landgericht unsere Klage abweist, spielen wir natürlich“, so Kring.

Für die anderen Profimannschaften, darunter auch der FC Homburg, kommt eine Klage keineswegs in Frage. „Wir wollen auf jeden Fall, dass die Liga mit 42 Spieltagen fortgeführt wird, auch wenn es terminlich eng wird“, so der Vereinsvorsitzende Eric Gouverneur. Ähnlich sehen es auch die Verantwortlichen bei der SV Elversberg. Deren Vorstand Marc Strauß sprach gegenüber dem SWR sogar von einem „Worst-Case-Szenario“, sollten weitere Spiele ausfallen.

Beim FCH ist die Wiederaufnahme des Spielbetriebs vor Weihnachten durch den Corona-Fall in der Mannschaft sehr wahrscheinlich ohnehin gestoppt worden (wir berichteten). Die Mannschaft befindet sich bis auf weiteres in zwölftägiger Quarantäne.

Unabhängig des Streits um die Fortführung der Runde hoffen die Vereine der Regionalliga Südwest noch auf finanzielle Zuschüsse seitens der Landesregierungen für die fehlenden Einnahmen von Zuschauern und Verkauf von Speisen und Getränken bei den Heimspielen. Allen Vereinen entstehen damit nicht unerhebliche Einnahmeverluste. Die 21 Vereine der Regionalliga West sind hier besser abgefedert worden: Sie erhalten vom Land Nordrhein-Westfalen Zuschüsse in Höhe von 15 Millionen Euro. Bei Geisterspielen bis zum Saisonende könnte den Vereinen der Regionalliga-Südwest Vergleichbares winken.

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