Emotional Belastungen im Corona-Winter Mit Struktur durch den Teil-Lockdown

Mainz · Die kalte Jahreszeit schlägt vielen aufs Gemüt. Im Corona-Winter fallen auch noch Wellness, Kino und Museumsbesuche weg. Wie Menschen damit zurechtkommen, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

 Klaus Lieb, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung warnt davor, sich das Leben durch negative Gedanken schwer zu machen.

Klaus Lieb, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung warnt davor, sich das Leben durch negative Gedanken schwer zu machen.

Foto: dpa/LiR

Struktur in den Alltag bringen, Freunde per Video am Bildschirm treffen und den Medienkonsum über Corona einschränken: Die meisten Menschen kommen nach Einschätzung von Klaus Lieb vom Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) gut durch den Teil-Lockdwon in der Adventszeit. „Ich kann aber gut verstehen, dass das jetzt aufs Gemüt schlägt“, sagte der wissenschaftliche Geschäftsführer des Instituts im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Internationale Studien zeigten, dass in der ersten Hochphase der Pandemie Ängstlichkeit, Depressionen und Einsamkeitsgefühle gestiegen seien.

Menschen mit psychischen Vorerkrankungen seien in der Krise deutlich stärker belastet als sonst, sagte Lieb. Andere Menschen gerieten jetzt auch aufgrund drohender Privatinsolvenzen in Depressionen und quälten sich mit Suizidgedanken. Für diese Risikogruppen sei es ganz wichtig, Kliniken, Psychotherapeuten oder die Telefonseelsorge zu kontaktieren und dies nicht aus Angst vor Infektionen zu unterlassen.

Im Zentrum der Resilienzforschung steht die Frage, warum Stress manche Menschen krank macht, andere unter gleichen Bedingungen aber gesund bleiben. Das Institut will das Verständnis von Resilienz mit Langzeitstudien vertiefen und hat zahlreiche internationale Studien zum Lockdown ausgewertet.

Die dunkle Jahreszeit, die Einschränkungen der Freizeitmöglichkeiten und der sozialen Kontakte sowie mehr Infektionen im eigenen Umfeld: „Für die meisten Menschen ist diese Situation anstrengend, aber bewältigbar“, sagte Lieb. Für junge Menschen sei die Situation belastender, weil sie extrovertierter lebten als ältere, die sich auf ihre Zweisamkeit zurückziehen und das positiv empfinden könnten.

„Man sollte sich das Leben aber nicht noch durch negative Gedankenspiralen schwer machen“, riet Lieb. Einzelschicksale sehr nah an sich ran lassen und viel Medien zum Thema Corona konsumieren, nannte er als Beispiel. „Zweimal am Tag sich informieren, was ist zu tun. Das reicht.“

„Menschen, denen es gelingt in der Krise etwas Positives für ihr Leben zu sehen, sind besser dran“, berichtete Lieb aus Studien. „Dinge, die ich nicht ändern kann, muss ich auch ein Stück weit akzeptieren, kann aber schauen, ob es nicht auch einen Aspekt gibt, der neu ist oder mein Leben zum Positiven ändert.“

Corona-freie Räume zum Entspannen suchen und bewusst positive Dinge tun - wie Spielen oder einen lustigen Film schauen: auch das helfe, gut durch den Lockdown zu kommen. Routinen aufrecht erhalten oder sich zulegen und damit die Tage strukturieren sei ebenfalls empfehlenswert. „Struktur hilft während der Corona-Krise, gerade wenn vieles unsicher ist.“

(dpa)
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