Karlsberg-Brauerei beginnt Neuausrichtung

Homburg. Die Homburger Karlsberg-Brauerei konzentriert sich ganz auf die Kernmärkte Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg. Die langfristige Absicherung des Brauerei-Standortes Homburg habe dabei die höchste Priorität, betonte Richard Weber (Foto: SZ) als Geschäftsführender Gesellschafter der Brauerei am Samstag auf einer Betriebsversammlung im Homburger Saalbau

Homburg. Die Homburger Karlsberg-Brauerei konzentriert sich ganz auf die Kernmärkte Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg. Die langfristige Absicherung des Brauerei-Standortes Homburg habe dabei die höchste Priorität, betonte Richard Weber (Foto: SZ) als Geschäftsführender Gesellschafter der Brauerei am Samstag auf einer Betriebsversammlung im Homburger Saalbau. Dort wurde die Strategie für die kommenden drei Jahre vorgestellt. Offensichtlich sollen im Rahmen der Pläne möglichst viele "Karlsbergerinnen und Karlsberger" an Bord bleiben. Anders als nach ersten Überlegungen in Folge der vor einigen Monaten beendeten Zusammenarbeit mit der Münchner Schörghuber-Gruppe und der niederländischen Heineken-Brauerei fällt die Reduzierung des Personals nun geringer aus. 30 von 511 Mitarbeitern sind betroffen, die unmittelbar bei der Brauerei arbeiten. Einige davon können zur Desperado-Vertriebsgesellschaft wechseln, andere scheiden über Altersteilzeit aus, so Weber. Insgesamt beschäftigt die Karlsberg-Gruppe 700 Mitarbeiter.Auch alle verbleibenden Mitarbeiter müssten Opfer bringen, um zur langfristigen Stabilisierung der Brauerei beizutragen. Deshalb will die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) einen "Standortsicherungs- und Entwicklungs-Tarifvertrag" für die kommenden Jahre abschließen. Die erste von vier Verhandlungsrunden beginnt am 31. März. Dabei werden Tarifstrukturen genauso auf den Prüfstand kommen wie Einschnitte beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Über die Brauerei hinaus wird sich auch die Karlsberg-Tochter Vendis von 20 Mitarbeitern trennen. Auch verringere sich das Personal in beiden Unternehmen in den kommenden Jahren durch das Auslaufen von Altersteilzeit-Verträgen.Zu all diesen Maßnahmen gebe es keine Alternative. "Es geht für die Brauerei klar nach vorne, aber wir müssen ein paar Einschnitte vornehmen", so Weber zu unserer Zeitung. Denn auch die Rahmenbedingungen für die Brauer insgesamt würden immer schwieriger. So sei alleine der Deutsche Biermarkt im Vergleich von Januar 2009 zu Januar 2010 um zehn Prozent geschrumpft. In der Gastronomie sinke der Fassbier-Absatz. Zudem werde die Lage an der Saar durch das Rauchverbot erschwert. Und viele Verbraucher hielten sich generell mit dem Konsum zurück.Auf all diese Herausforderungen will Karlsberg mit neuen Produkt-Innovationen reagieren. So kommt in Kürze ein neues Weizenbier inklusive einer alkoholfreien Variante auf den Markt. Auch die Dachmarke Mixery werde mit neuen Variationen präsent sein. Weber kann sich vorstellen ",dass 2015 bereits 30 Prozent der Produkte aus der Karlsberg-Brauerei alkoholfrei sind". Der Gesundheitsmarkt biete viele Chancen. Auch Dieter Schunck, Vizechef des Betriebsrats, sieht die Brauerei auf dem richtigen Weg. "Die Geschäftsleitung hat ordentliche Ideen entwickelt. Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt." Karlsberg werde ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Roman Peifer, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG im Saarland, begleitet die Strategie ebenfalls positiv. "Das Konzept von Richard Weber ist zukunftsfähig. Aber es wird ein steiniger Weg bis dorthin. Denn den neuen Produkten muss man auch Zeit geben." Meinung

Die Strategiestimmt

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia Mit der Konzentration auf das, was man am besten kann, liegt man in aller Regel richtig. Das gilt auch für die Karlsberg-Brauerei in Homburg. Gerade die Regionalität mit kurzen Wegen zu den Verbrauchern bringt für das künftige Geschäft deutlich mehr Chancen als ein stärkeres internationales Engagement voller Risiken, wie es die saarländische Brauerei längere Zeit favorisiert hatte. Zumal Karlsberg schon in der Vergangenheit eine große Verbundenheit mit der Bevölkerung in der Region gezeigt hat. Ein Anzeichen hierfür sind viele Aktivitäten im Sponsoring, vor allem auch die Unterstützung zahlreicher Feste und Vereine. Leider werden diese Aktivitäten wohl etwas abnehmen. Denn die Karlsberg-Brauerei muss sparen und sich fit machen für den härteren Wettbewerb auf dem Bier- und Getränkemarkt. Der Sparkurs wird ohne größeren Personal-Abbau erfolgen. Das ist die beste Nachricht im Rahmen der neuen Karlsberg-Strategie. Diese braucht Zeit. Und das Vertrauen von Mitarbeitern sowie der Verbraucher.

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