Fastnacht Die Konsorten rocken die Fastnacht an der Saar

Quierschied · Die Musiker der saarländischen Kult-Band spielen in sechs Wochen 37 Konzerte im ganzen Land. Sie legen dafür 3500 Kilometer zurück.

 Bei den Quasslern in Klarenthal, den Kesselflickern in Altenkessel, den Beeles in Ludweiler, den Holzäppeln in Bübingen und zum Abschluss bei „Nix wie druff“ in Blieskastel: Sven Müller, Patric Schmelzer, Rosario Spinello, Robin Schmelzer, Philipp Missler und Dominik Jensen (von links) fegten an einem Abend durch fünf Hallen – und ließen mit ihrer mitreißenden Musik und Show überall die Puppen tanzen.

Bei den Quasslern in Klarenthal, den Kesselflickern in Altenkessel, den Beeles in Ludweiler, den Holzäppeln in Bübingen und zum Abschluss bei „Nix wie druff“ in Blieskastel: Sven Müller, Patric Schmelzer, Rosario Spinello, Robin Schmelzer, Philipp Missler und Dominik Jensen (von links) fegten an einem Abend durch fünf Hallen – und ließen mit ihrer mitreißenden Musik und Show überall die Puppen tanzen.

Foto: Christian Walter/Die Konsorten

19.29 Uhr. Sporthalle Klarenthal. Noch eine Minute. Der gelernte Veranstaltungstechniker Mario Laux macht den Daumen hoch. Der 30-jährige Illinger gibt seiner Band das Zeichen: Die Technik auf der Bühne steht. Die Konfetti-Kanone wird schnell nochmal justiert. Frontmann Patric Schmelzer faustet neben der Bühne seine sieben Kollegen von der saarländischen Kult-Gruppe „Die Konsorten“ ab. Thorsten Kraus und Mathias Munz fehlen an diesem Abend. Dann geht’s ab auf die Bühne. Nach 30 Sekunden stehen in der ausverkauften Halle alle auf den Stühlen. Der Ohrwurm „Ich bin a Dorfkind“ reißt sie bei der Kappensitzung der Quassler aus den Stühlen. Dann stimmt Patric Schmelzer das selbst geschriebene Lied „Ähna für all“ an. Die Konfetti-Kanone knallt. Das Publikum tobt und singt mit.

Genauso begeistert wie das Publikum vor sind die Musiker in ihren roten Hosen und schwarzen Oberteilen auf der Bühne. Man sieht und hört, dass sie den Auftritt genießen. „An Fastnacht können wir anders als etwa auf Stadtfesten auch eigene Lieder spielen“, sagt Patric Schmelzer. Der 37-Jährige ist im normalen Leben Key Account Manager. Als Musiker ist er eine Rampensau. Er weiß, wie man das Publikum mitreißt. Und liebt solche Sitzungen. Der Fischbacher kommt wie viele Bandmitglieder aus der Fastnacht. Wie auch seine Frau Svenja. Sie war in Göttelborn Karnevalsprinzessin.

Die Konsorten aus Fischbach rocken die Fastnacht im Saarland
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„Die Konsorten“ rocken nicht nur die Fastnacht

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Foto: Christian Walter/Die Konsorten

„Die Gruppe ist aus einem Vereinsprojekt beim Theaterverein Saargold Fischbach heraus entstanden“, erklärt Saxophonist Robin Schmelzer, der 25 Jahre alte Bruder des Sängers. „Es sollte ein Programmpunkt mit fünf Liedern für eine Fastnachtssitzung von Saargold sein. Die Gruppe hatte keinen Namen. Sitzungspräsident Harald Quirin hat auf der Bühne einfach angekündigt: ,Jetzt kommt Patric mit seinen Konsorten.’ So ist der Name entstanden“, berichtet der Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen aus Dudweiler.

Das war 2007. Mehr als 800 Auftritte später rocken die Konsorten, deren Mitglieder aus den mittlerweile nicht mehr existierenden Bands „Tuned“ und „Greedy Bees“ stammen, die Fastnacht quer durchs Saarland. In der laufenden fünften Jahreszeit spielen sie in sechs Wochen 37 Konzerte. Dafür sitzen sie in ihrer Freizeit 3500 Kilometer im Auto, fahren von Halle zu Halle. Viel mehr geht kaum. „Es gibt ein Limit. Jeder hat Familie und muss schaffen gehen“, erklärt der 33 Jahre alte Bassist Sven Müller aus Fischbach, der im Alltag Industriemechaniker ist.

19.50 Uhr. Ein Lied und ein Fastnachts-Medley samt einer von Gitarrist Sebastian Renaud angeführten Polonaise durch die Klarenthaler Sporthalle später ist alles vorbei. Wie die Ameisen stürzen sich neun Helfer und die acht Musiker auf die Instrumente und mitgebrachte Technik. Kabel raus. Alles einpacken. Runter von der Bühne. Raus aus der Halle. Das Equipment in den Kleinbus laden. Kurzes Fachsimpeln am Bus zwischen Schlagzeuger Sebastian Schmelzer und Mario über technische Finessen, die es zu verbessern gilt. Sebastian ist der dritte der Schmelzer-Brüder bei den Konsorten. Und deren Büro. Der Pflegedienstleiter aus Fischbach kümmert sich um Termine und Verträge. Und ist auch richtiger Faasebooze. „Die meisten von uns sind Karnevalisten, waren in der Bütt oder haben in der Garde getanzt“, sagt der 32-Jährige.

19.59 Uhr: Abfahrt in Klarenthal. Die Wagenkolonne mit sieben Fahrzeugen setzt sich in Bewegung. 20.12 Uhr: Altenkessel. Alles wieder raus aus dem Bus. Die Konsorten müssen bei der Prunksitzung der Kesselflicker in der Jahnturnhalle in den Katakomben aber warten. Zeit zum Durchatmen. Dann das Kommando von Maike Schmelzer, Frau von Schlagzeuger Sebastian. Sie packt mit an. Und die Gardetänzerin vom Karnevalsverein Blau-Weiß Friedrichsthal achtet mit Svenja Schmelzer darauf, dass bei Ab- und Aufbau alles läuft. Und dass nichts auf der Bühne vergessen wird.

Die Ameisenkolonne legt in der Jahnturnhalle wieder los. „Das ist der schnellste Aufbau aller Zeiten“, sagt Sitzungspräsident Wolfgang Bogler staunend. Und kündigt um 20.53 Uhr an: „Das ist mittlerweile die ultimative Fastnachts-Band im Saarland. Dort, wo sie sind, ist immer Stimmung.“ Wie Recht er hat. Wieder reißt „Ich bin a Dorfkind“ das Publikum von den Sitzen. Wieder singen alle mit. Dann das Fastnachts-Medley. Und um 21.09 Uhr als Zugabe das selbst geschriebene Fastnachtslied „Do sinn mir geboor“. Noch schnell ein Kesselflicker-Sessionsorden für jeden der Band. 21.15 Uhr: Abbau. Zwei Minuten später ist die Bühne leer. Um 21.22 Uhr setzt sich die Auto-Kolonne wieder in Bewegung.

Das Prozedere wiederholt sich an diesem Abend noch drei Mal: bei den Beeles in Ludweiler, den Holzäppeln in Bübingen und zum Abschluss bei „Nix wie druff“ in Blieskastel. Vergessen wird nirgendwo etwas. Und alle stehen auf der Bühne, als Frotmann Patric Schmelzer die Bandmitglieder vorstellt. Dominik Jensen fehlte einmal. Das hat nichts damit zu tun, dass er bekennender Nicht-Fastnachter ist. Vielmehr musste der 35-jährige Posaunist aus Saarwellingen während des Auftritts dringend mal. „Bei ,Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben’ macht Patric immer einen langen Publikumsteil. Den wollte ich nutzen, um aufs Klo zu gehen“, erzählt der Musiklehrer an der Gemeinschaftsschule Dudweiler: „Doch damals war es anders. Patric machte plötzlich die Ansage ,Und an der Posaune. . .’ Als ich das hörte, stand ich aber am Pissoir.“

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