Mitgliederbefragung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Polizisten im Saarland vor „innerer Kündigung“?

Saarbrücken · Die Ergebnisse einer Umfrage bei der Gewerkschaft der Polizei im Saarland sind alarmierend: Arbeitsbelastung und Personalabbau sind nur zwei Kritikpunkte.

 Ob diese 128 Polizeianwärter, die 2018 in in Illingen ihren Eid auf die Verfassung ablegten, noch zufrieden mit ihrer Entscheidung sind, zur Polizei zu gehen?

Ob diese 128 Polizeianwärter, die 2018 in in Illingen ihren Eid auf die Verfassung ablegten, noch zufrieden mit ihrer Entscheidung sind, zur Polizei zu gehen?

Foto: Andreas Engel

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Saarland um ihren Vorsitzenden David Maaß legt mit ihrem Klagelied und ihren Beschwerden über Personalmangel und Überlastung der Beamten nach. Wegen der Corona-Krise werden die zum Jahresbeginn erhobenen Daten einer anonymen Mitgliederbefragung erst an diesem Dienstag im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung mit Vertretern aus dem Innenministerium, der Polizei und der Landespolitik präsentiert. Das vorläufige Fazit der Befragung 2020 wird dabei provokativ mit der Frage überschrieben: „Hätte es noch schlimmer kommen können?“

Die Befragung, die Kai Masser von der Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer wissenschaftlich begleitet und ausgewertet hat, baut auf eine bereits 2015 durchgeführte Umfrage auf. Teilweise wurden Fragen von damals jetzt wieder gestellt. Erklärtes Ziel war es, so GdP-Angaben, die Auswirkungen des massiven Personalabbaus und der Schuldenbremse auf die Zufriedenheit und Motivation der Beamten zu ermitteln. Also eine „Schlussbilanz“ des Stellenabbaus und der damit verbundenen Neuorganisation.

996 von 1719 angeschriebenen GdP-Mitglieder im aktiven Polizeidienst haben sich an der Online-Befragung beteiligt. Die Quote sank im Vergleich zu 2015 um drei Prozent von 61 auf jetzt 58 Prozent. Damals wirkten von 2004 angeschriebenen letztlich 1219 Mitglieder mit.

Wissenschaftler Masser bestätigt in seiner schriftlichen Auswertung und Analyse der ermittelten Zahlen einen Anstieg der Unzufriedenheit in den Reihen der Saar-Polizei. War der Anteil derjenigen, die 2015 angaben, mit ihrer Tätigkeit zufrieden zu sein, mit etwa 57 Prozent bereits „relativ gering“, so ist dieser Wert 2020 um etwa sieben Prozentpunkte weiter zurückgegangen. In dem Abschlussbericht ist ausdrücklich festgehalten: „Nur noch die Hälfte der Befragten GdP-Mitglieder ist 2020 mit ihrer Tätigkeit zufrieden.“ Dies sei „hochsignifikant“. Auffallend ist, dass demnach die Unzufriedenheit mit steigendem Dienstalter deutlich zunimmt, was sich aber wiederum nur minimal auf das Arbeitsklima niederschlägt.

Auf die Frage, ob sie heute wieder zur Polizei gehen würden, antworteten 2020 elf Prozent der Teilnehmer mit „auf gar keinen Fall“ (2015: sieben Prozent), 27 Prozent mit „wahrscheinlich nicht“ (2015: 22), 16 Prozent antworteten mit „ich weiß nicht“ (2015: 13), 24 Prozent mit „wahrscheinlich“ (2015: 29), 17 Prozent gaben „auf jeden Fall“ an (2015: 22). Fünf Prozent (2015: sieben) machten hier keine Angaben. Diese Antworten können, so der Bericht, als „Indikator dafür angesehen werden, wie viele der Befragten bereits „innerlich gekündigt haben“ oder kurz davor sind. Die Wissenschaftler plädieren hier für eine tiefere Ursachenforschung, „denn die Ergebnisse offenbaren einen erschreckenden Trend, der darauf hindeutet, dass man dabei ist, einen Großteil der Beschäftigten der Polizei im Saarland, was die Identifikation mit dem Arbeitgeber und der Tätigkeit angeht, zu verlieren“.

Auf Unzufriedenheit mit dem Job deuten auch die Angaben zur Bereitschaft, intern oder extern den Arbeitsplatz zu wechseln. 29 Prozent der Befragten können sich einen internen Wechsel vorstellen, 45 Prozent auch zu einem anderen Arbeitgeber (18 Prozent auf jeden Fall, 27 Prozent wahrscheinlich).

     David Maaß, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Saarland.

David Maaß, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Saarland.

Foto: Gewerkschaft der Polizei/Thomas Wieck

Nach Problemen und Schwierigkeiten im Arbeitsalltag befragt, reklamierten 75 Prozent der Teilnehmer, dass „Engagement nicht honoriert wird“ (2015: 57 Prozent) und 73 Prozent klagten über „unnötige oder doppelte Arbeit“ (2015: 57 Prozent). Deutlich gestiegen sind zudem die Klagen über zu hohen Arbeitsanfall (2020: 58, 2015: 46) und zu hohen Zeitdruck (2020: 57, 2015: 45). Bedauert wird, dass zu wenig Kollegen mit ausreichend Berufserfahrung zur Verfügung stehen (2020: 58, 2015: 40). Zum Thema Wertschätzung stellen die Wissenschaftler fest: Fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent) bewerten die Wertschätzung ihrer Arbeit durch die politischen Entscheidungsträger nicht gut. In dem Abschlussbericht ist weiter zu lesen: „Auch die Wertschätzung durch die Behördenleitung wird insgesamt mit 62 Prozent von „nicht gut oder überhaupt nicht gut eher kritisch bewertet.“ Für die jeweiligen Dienststellenchefs, etwa in den einzelnen Inspektionen, überwiegen dagegen die positiven Stimmen.

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