Kino-Kritik: Will Smith spielt Dschinni Und der Bösewicht muss zurück in die Lampe

✮✮✮ „Aladdin“ von Guy Ritchie: Ein Kinomärchen mit zeitgenössischen Zügen.

 Mena Massoud als Aladdin.   Foto: Daniel Smith/Disney Enterprises

Mena Massoud als Aladdin. Foto: Daniel Smith/Disney Enterprises

Foto: Daniel Smith/Photo Credit: Daniel Smith

Seit dem Erfolg ihres ersten abendfüllenden Zeichentrickfilms „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1935) haben die Disney-Studios den internationalen Märchen-Kanon konsequent verkitscht. Inzwischen hat der Konzern eine zweite Verwertungsrunde eingeleitet, indem er die eigenen Zeichentrick-Klassiker als computeranimierte Realfilme wieder auferstehen lässt. Nach Tim Burtons Elefant „Dumbo“ folgt jetzt „Aladdin“ auf seinem fliegenden Teppich.

Für die Rolle des Aladdin wurde der ägyptisch-kanadische Newcomer Mena Massoud unter Vertrag genommen, der hier auch seine Gesangs- und Tanztalente unter Beweis stellen kann. Mit einer furiosen Eingangssequenz taucht der Film hinein ins Getümmel der Stadt Agrabah, wo der junge Dieb mit halsbrecherischer Akrobatik vor den Ordnungshütern flüchtet. Tanz, Gesang und CGI-Effekte greifen hier nahtlos und fluide ineinander. Regisseur Guy Ritchie und sein Co-Drehbuchautor John August halten sich eng an das Handlungsgerüst der hauseigenen Vorlage. Aus der Wunderlampe steigt bald ein überdimensionaler, blau eingefärbter Will Smith als Zaubergeist Dschinni hervor. Smith geht hier als magische Witzfigur in die Vollen.

Regisseur Ritchie zeigt auch ein Händchen für Romantisches: Mena Massoud und Naomi Scott in der Prinzessinnenrolle geben ein sehr attraktives und hochfunktionales Liebespaar ab, das Schnulzen schmetternd auf dem fliegenden Teppich über Agrabah dahinschweben darf.

Aber vollkommen aus der Zeit gefallen ist das eskapistische Kinomärchen dennoch nicht: Im Verein mit der neuen Generation von Disney-Prinzessinnen wie „Rapunzel“ und „Cinderella“ beweist sich Jasmin als selbstbewusste Frau, die – abweichend vom Original – am Ende als kompetente Herrscherin gekrönt wird. Äußerst zeitgenössisch wirkt auch der Bösewicht Jafar (Marwan Kenzari), der in seiner Machtgier keineswegs zufällig an die politischen Omnipotenz-Fantasien Donald Trumps erinnert und am Ende spektakulär in die Lampe zurückgezaubert wird. Darauf müssen wir in der außerfilmischen Realität wohl noch ein wenig warten.

USA 2019, 129 Min.; Regie; Guy Ritchie; Buch: Ritchie, John August; Kamera: Alan Stewart; Musik: Alan Menken; Besetzung: Will Smith, Mena Massoud, Naomi Scott, Marwan Kenzari.

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