LSVS-Finanzskandal Schaeidt: „Schlägt jetzt voll durch“

Saarbrücken · Beim ATSV Saarbrücken kommen die ersten Auswirkungen der Finanzkrise an.

 Stephan Schaeidt, Vorsitzender des ATSV Saarbrücken, auf der Anlage an der Saarbrücker Bellevue.

Stephan Schaeidt, Vorsitzender des ATSV Saarbrücken, auf der Anlage an der Saarbrücker Bellevue.

Foto: Wieck/Thomas Wieck

Stephan Schaeidt macht aus seinem Unmut keinen Hehl. Der Finanzskandal beim Landessportverband für das Saarland – „das ist ein Thema, das mich jeden Tag beschäftigt“, sagt der Vorsitzende des ATSV Saarbrücken. Sein Club, ein Mehrspartenverein mit knapp 1700 Mitgliedern, verteilt auf 14 Abteilungen, ist einer der größten Vereine im Saarland – und ist entsprechend zugehörig zu zwölf verschiedenden Sportfachverbänden des LSVS. Der ATSV – „eine Art Mini-LSVS“, wie Schaeidt sagt – steht exemplarisch für die Basis im Land, den Breitensport. Dort, wo der LSVS-Skandal mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen wird.

Mit den Dimensionen, die die Finanz-Affäre mittlerweile angenommen hat, hätte Schaeidt noch im Januar dieses Jahres nicht gerechnet. Entsprechend schockiert ist der Vorsitzende über die negative Entwicklung des Saarsports. Das Sanierungskonzept scheint der vorläufige Tiefpunkt zu sein. „Es ist für viele Ehrenamtliche ein Tritt in den Hintern“, findet er deutliche Worte. Der Skandal zieht mittlerweile seine Kreise bis in die Vereine, wie Schaeidt exemplarisch verdeutlicht: „Für unsere Fechter beispielsweise hatten wir in den vergangenen Jahren immer einen Zuschuss für Trainer, die im Verein tätig sind. Hier gibt es keine Zuschüsse mehr.“

Auch in der Leichtathletik-Abteilung wird der ATSV demnächst mehr Geld ausgeben müssen, wenn die Abteilung ihren Status quo erhalten will. Grund: Der Saarländische Leichtathletik-Bund (SLB) hat auf seinem Verbandstag die Mitgliedsbeiträge und die Startgebühren für Verbands-Wettkämpfe erhöht, um die Mindereinnahmen des SLB aus dem Sportachtel aufzufangen. Dass der Saarländische Fußball-Verband seine Abgaben auf seinem jüngsten Verbandstag drastisch erhöht hat, kommt ebenfalls direkt bei Schaeidt an. Tischtennis, Schwimmen – „ich könnte alle Sportarten jetzt aufzählen“, sagt Schaeidt, „es ist überall das Gleiche. Das schlägt jetzt voll durch.“ Die Konsequenz ist klar: „Spätestens im nächsten Jahr werden wir wohl überall die Mitgliedsbeiträge erhöhen müssen.“

Die Arbeit des aktuellen LSVS-Präsidiums bewertet er äußerst kritisch. „Man muss dieses System strukturell verändern. Ein ,Weiter so’ kann es nicht geben“, sagt er. Vor allem die Geldflüsse zwischen den einzelnen Institutionen und die Tatsache, dass sich verschiedene Gremien selbst gegenseitig kontrollieren, stören ihn. Die nächste LSVS-Mitgliederversammlung soll am 16. September stattfinden – die Möglichkeit, etwas zu verändern, vielleicht auch für ihn? Schaeidt lacht. „Ich kenne viele Personen, die gerne Verantwortung übernehmen würden, die sich gerne einbringen würden“, sagt Schaeidt, „aber die werden direkt abgeblockt oder kommen gar nicht erst in die Position, weil sie gar keine Delegierten sind.“

Schaeidt hat eine klare Wunschvorstellung. „Man braucht viele Leute, um den LSVS wieder zum Leben zu erwecken. Aktuell hätte der LSVS die Möglichkeit, eine Art Expertenrunde aus Sport, Wirtschaft und auch der Politik zusammenzustellen, um herauszuarbeiten, welche Struktur langfristig und nachhaltig für den Saarsport sinnvoll ist“, sagt Schaeidt. Wer seiner Meinung nach grundsätzlich nicht in ein künftiges LSVS-Präsidium gehört, sind Präsidenten einzelner Sportfachverbände – die würden eher die Interessen ihres eigenen Verbandes vertreten, nicht die des Saarsports an sich.

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