Ein überlebenswichtiger Aufstieg

Welchen Stellenwert hat der Aufstieg für Sie persönlich?Stefan Kuntz: Mit früheren Spielererfolgen ist er nicht zu vergleichen. Der Gewinn mit den Kollegen ist eine andere Kategorie. Zum einen ist man als Verantwortlicher hilfloser, weil man nicht mehr aktiv mithelfen kann, zum anderen sind die Gedanken viel weitreichender für den Verein

Welchen Stellenwert hat der Aufstieg für Sie persönlich?

Stefan Kuntz: Mit früheren Spielererfolgen ist er nicht zu vergleichen. Der Gewinn mit den Kollegen ist eine andere Kategorie. Zum einen ist man als Verantwortlicher hilfloser, weil man nicht mehr aktiv mithelfen kann, zum anderen sind die Gedanken viel weitreichender für den Verein. Jetzt, wo klar ist, dass wir aufsteigen, merkt man erst, was da für ein Druck abfällt.

Vor der Saison sprachen Sie davon, den Aufstieg in ein bis zwei Jahren anpeilen zu wollen. Hand aufs Herz - hatten Sie damals vielleicht schon im Hinterkopf, dass das mit diesem Team so schnell möglich ist?

Kuntz: So etwas kann man nicht voraussehen, das ist einfach eine Entwicklung. Wir haben mit Marco Kurz einen Trainer, der alles perfekt umgesetzt hat. Außerdem war die Stimmung so, dass überhaupt nichts erwartet wurde. Jeder war noch glücklich, dass wir 2008 nicht abgestiegen sind. Wir haben aber auch gemerkt, dass jedes Zweitliga-Jahr uns wieder ganz weit zurückwirft, weil die finanziellen Belastungen in Liga zwei nur ganz schwer zu stemmen sind. Deshalb war der Druck noch höher, als es nach außen sichtbar war. Mir war bewusst, dass noch ein Jahr 2. Liga Einsparmaßnahmen bedeutet hätten, die auch an der Qualität der Mannschaft genagt hätten.

War der Aufstieg für den FCK überlebensnotwendig?

Kuntz: Ja, auf jeden Fall. Wir haben das nicht so nach außen getragen, weil dadurch der Druck auf die Mannschaft zu groß geworden wäre. Wir hätten wahrscheinlich drei Viertel der Mannschaft austauschen müssen. Ich bin froh, dass uns das erspart geblieben ist.

In der Bundesliga kann es für den FCK nur um den Klassenverbleib gehen?

Kuntz: Genau. Wir spielen seit vier Jahren in der 2. Liga. Bei den Vereinen, mit denen wir um den Klassenverbleib kämpfen werden, muss man sehen, dass die pro Jahr zehn bis zwölf Millionen mehr an Fernseheinnahmen hatten. Dadurch entwickelt sich eine gewisse Trennung der finanziellen Möglichkeiten. Um den Verein finanziell zu konsolidieren, brauchen wir drei Jahre Bundesliga.

Wann sind bezüglich der ausgeliehenen Spieler Ergebnisse zu erwarten?

Kuntz: Es hat sich noch nichts getan. Der HSV spielt im Europapokal und macht sich zum Beispiel sicher gerade keine Gedanken, wie es mit Sidney Sam weiter geht. Wenn Erik Jendrisek, wonach es aussieht, und Sidney Sam nicht zu halten sind, müssen wir zuerst in diesen Bereich investieren. Findest du dort vielleicht einen ablösefreien Spieler, kannst du das Budget natürlich wieder für Spieler investieren, die in der Priorität jetzt noch an zweiter oder dritter Stelle stehen. Gelingt es uns, Sidney zu halten, würde das sicher schon viel von diesem Budget vereinnahmen. Deshalb müssen wir diese Entwicklung erst abwarten.

Geht Jendrisek zu Schalke?

Kuntz: Da sein Vertrag ausläuft, bin ich da außen vor. Er hat mir aber offen und ehrlich gesagt, dass es schwer bis unmöglich ist, ihn zu halten.

Bei George Mandjeck wird es wohl auch schwer, ihn zu halten?

Kuntz: Das würde ich im Moment auch so einschätzen. Da herrscht die Situation, dass wir erst wissen müssen, wie viel wir von unserem Budget aufgebraucht haben, bevor wir an die Personalie Mandjeck gehen. Es ist schwierig.

Entspricht der von den Medien genannte Etat von 13,5 bis 15 Millionen in etwa der Realität?

Kuntz: Das ist meines Erachtens zu hoch. Wir werden sicherlich mit dem kleinsten Etat in die Bundesliga-Saison gehen. Ich glaube sogar, dass St. Pauli einen höheren Etat hat. Das ist uns bewusst, aber das erschreckt uns nicht.

Sie haben schon oft bewiesen, dass Sie mit wenig Geld viel erreichen können. Was ist Ihr Geheimnis?

Kuntz: Ich glaube, dass ich ein Auge habe für Fußballer und auch ein ganz gutes Gespür für Menschen. Aber es gehört auch Glück dazu.

Es scheint gerade eine Renaissance im Südwest-Fußball zu geben. In Saarbrücken sieht es ja auch nach einem Aufstieg in die 3. Liga aus. Sehen Sie das auch so?

Kuntz: Ich glaube, dass generell im Leben nach Tälern wieder Höhen kommen. Das ist ja bei Saarbrücken noch stärker ausgeprägt, als bei uns. Ich habe selten so wenige Schlagzeilen über den FCS gesehen, die mit Sport nichts zu tun haben, wie in dieser Saison - und damit einhergehend gibt es sportlichen Erfolg. Es scheint also einen Zusammenhang zu geben, wie die Außendarstellung des Vereins ist. Das ist bei uns ja nicht viel anders im Vergleich zu früheren Jahren. Man kann nebenher, oder wenn man keine Ahnung von Fußball hat, auch keinen Regional- oder Oberligisten führen. Für das Saarland freut es mich auf jeden Fall. Ich hoffe, dass Saarbrücken aus der Vergangenheit gelernt hat und bei einem Erfolg auch ruhig bleiben wird.

Was sind jetzt noch Ihre persönlichen Ziele für die Zukunft?

Kuntz: Es gab erfahrene Leute, die mir geraten haben, jetzt aufzuhören. Auf die will ich nicht hören, weil ich noch viele Ideen für den FCK habe. Ich sehe meine Mission, einen modernen und erfolgreichen Verein mitzukreieren, noch nicht als erfüllt an.

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