Ein Novum sorgt für Spannung

Ulm · 93 Leichtathleten haben vor den deutschen Titelkämpfen die Norm für die Europameisterschaft in Zürich gemeistert. In Ulm könnte sogar ein Behindertensportler hinzukommen: der Weitspringer Markus Rehm.

Kurz vor ihren Meisterschaften haben die deutschen Leichtathleten einen Rückschlag in diesem bislang so erfolgreichen EM-Jahr hinnehmen müssen. Diskuswerferin Nadine Müller brach die Saison auf Grund von anhaltenden Knieproblemen vorzeitig ab und fehlt an diesem Wochenende in Ulm . "Ich habe gemerkt, dass es keinen Sinn macht. Ich muss meine entzündeten Sehnen erst einmal richtig auskurieren", sagte die Vize-Weltmeisterin von 2011 gestern.

Eigentlich sollte Müller zunächst als Titelverteidigerin nach Ulm und danach als Medaillenhoffnung zu den Europameisterschaften in Zürich reisen. Aber auch ohne sie haben bereits 93 Sportler die Norm für den Saisonhöhepunkt vom 12. bis 17. August in der Schweiz erfüllt. "Das wird das größte EM-Aufgebot seit 15 Jahren", erklärte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbands, stolz: "Es ist eine hervorragende Ausgangsposition."

Allerdings werden neben Müller EM-Medaillenaspiranten wie Weltmeister Raphael Holzdeppe, der WM-Dritte Björn Otto, die Olympia-Vierte Silke Spiegelburg (alle Stabhochsprung) oder der frühere Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo fehlen. Trotzdem mangelt es in Ulm nicht an Spannung, heißen Duellen und brisanten Themen. Schließlich wird Markus Rehm als erster Behindertensportler im Weitsprung gegen Nichtbehinderte antreten. Nicht geklärt ist, ob seine Beinprothese ihm beim Sprung in die Sandkiste einen Vorteil verschafft. "Ich bin ziemlich entspannt und werde versuchen, mich in Ulm nicht aus der Ruhe bringen zu lassen", sagte der 25-jährige Leverkusener, der schon 7,95 Meter sprang. Schafft er in Ulm zehn Zentimeter mehr, würde er bei der EM-Norm landen.

Außerdem wird es in manchen Disziplinen wie den 100 Metern der Männer, wo sechs Sprinter um drei EM-Tickets kämpfen, rasant zugehen. Ähnliches gilt für den Frauen-Weitsprung, wo vier Athletinnen die drei EM-Starterinnen ermitteln müssen.

Allerdings stehen auch eine Reihe von Assen unter Zugzwang. Bei den Männern gibt es im Drei- und Hochsprung sowie Hammerwurf mit dem sechsmaligen deutschen Meister Markus Esser noch keine Normerfüller. Ebenso fehlen prominenten Läufern wie dem früheren EM-Zweiten Carsten Schlangen (1500 Meter) und Robin Schembera (800 Meter) noch Zehntelsekunden zur Erfüllung des EM-Richtwerts. Die letzte Chance bei den Frauen wollen Esther Cremer (200 Meter), Fabienne Kohlmann (800 Meter) oder Hindernisläuferin Jana Sussmann noch nutzen. Der Saarländische Leichtathletik-Bund ist mit einer vergleichsweise kleinen Gruppe bei den deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende in Ulm vertreten. Neun Athleten - fünf vom LC Rehlingen und vier vom SV Saar 05 Saarbrücken - plus die Rehlinger 3x1000-Meter-Jugend-Staffel treten in Ulm an.

Für den Rehlinger Philipp Stief (5000 Meter) sowie die Saar-05er Jan Uder (Weitsprung ), Robert Hind (200 Meter), Jenna Pletsch (100 Meter Hürden) und Desiree Schwarz (Speerwurf) ist allein schon die Teilnahme ein Erfolg. Endkampf-Teilnahmen sind möglich, Medaillengewinne wäre eine Überraschung.

Anders sieht es bei den Rehlingern Patrick Zwicker (800 Meter), Martin Jasper (Dreisprung) und Andreas Sahner (Hammerwurf) aus. Sie stehen in ihren Disziplinen in der deutschen Bestenliste jeweils unter den besten Vier und könnten in Ulm auf dem Podium landen.

Einziger Saar-Athlet von internationalem Format ist Weitspringer Christian Reif vom LC Rehlingen. Mit 8,49 Metern ist der 29-Jährige der Gold-Kandidat und für die Europameisterschaften im August in Zürich gesetzt. Bei ihm wäre es eine Überraschung, wenn er in Ulm nicht auf Platz eins landen würde.

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