Ein begeisternder Auftritt

Mainz. Es war der spannendste, der emotionalste und der knappste Kampf der gesamten Saison. Und am Ende dieses Freitagabends voller Dramatik in der Mainzer Sporthalle "Im Großen Sand" gehörte die Matte den Ringern des KSV Köllerbach und ihren Anhängern

Mainz. Es war der spannendste, der emotionalste und der knappste Kampf der gesamten Saison. Und am Ende dieses Freitagabends voller Dramatik in der Mainzer Sporthalle "Im Großen Sand" gehörte die Matte den Ringern des KSV Köllerbach und ihren Anhängern. Die Athleten tollten herum wie kleine Kinder, Teamleiter Thomas Geid drückte jeden, den er zu greifen bekam, an seine Brust, und die Trommler- und Trompeten-Truppe der KSV-Anhänger schlug und blies ein Jubellied nach dem anderen.18:19 hatten die Köllerbacher den Halbfinal-Rückkampf gegen den ASV Mainz 88 verloren und in Addition mit dem 19:17-Sieg aus dem Hinkampf ein winziges Pünktchen mehr auf der Habenseite. In der Analyse der zehn Einzelkämpfe des Abends erscheint es unmöglich, diesen Punkt einer einzigen Szene zuzuschreiben. Vielleicht war es Venelin Venkov, der als erster Köllerbacher auf die Matte musste und einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg drehte. Vielleicht war es Dimitar Kumchev, der gegen Stefan Kehrer am Ende seiner Kräfte war, vier Sekunden vor Schluss mit unbändigem Willen einen letzten Durchdreher schaffte und sich so vier statt drei Punkte sicherte. Vielleicht war es Martin Daum, der gegen Weltklasse-Mann George Bucur und das nicht gerade souverän auftretende Kampfgericht mit dem Herz eines Löwen kämpfte und Bucur eine Runde abknöpfte.

Vielleicht waren es aber auch die Auftritte der beiden KSV-Galionsfiguren Jan Fischer und Konstantin Schneider, die im achten und neunten Kampf ran mussten. Zu diesem Zeitpunkt war klar: Beide mussten 3:0 gewinnen. Denn im letzten Kampf des Abends würde Andriy Shyyka wegen seiner Knieverletzung auf verlorenem Posten stehen und ein 0:4 kassieren. Teamleiter Thomas Geid hatte Shyyka aus taktischen Gründen aufgestellt, um Mainz zu zwingen, ebenfalls einen starken Gegner in diesem Kampf aufzubieten.

Und Fischer und Schneider zeigten, dass auf sie in den entscheidenden Momenten Verlass ist. Nervenstark fertigten sie ihre Gegner mit den notwendigen 3:0-Siegen ab - das Finale war erreicht. Dass sich Shyyka mit seinem Außenbandanriss im Knie trotzdem noch auf die Matte stellte und sich eine 0:4-Niederlage durch Disqualifikation abholte, änderte am Jubel der Köllerbacher nichts mehr.

"Das war wirklich knapp heute - unnötig knapp", sagte Jan Fischer nach dem Kampf und spielte damit auch auf Dinge an, die dem KSV Köllerbach an diesem denkwürdigen Abend das Leben auch schwer gemacht hatten. So wie der Schwede Jimmy Lidberg, der erstmals in dieser Saison für den KSV rang und vom Italiener Daigoro Timoncini mit 0:3 von der Matte gefegt wurde. "Um es mal auf den Punkt zu bringen: Für ein 0:3 braucht man nicht Leute von so weit her zu holen", sagte Fischer. "Das war so nicht zu erwarten", sagte Thomas Geid, "Jimmy hat wenig Kampfpraxis gehabt, das hat man gesehen."

Apropos gesehen: Der Kampfabend hätte schon viel früher zu Gunsten des KSV entschieden sein können, wenn die Mattenrichter im dritten Kampf zwischen dem Köllerbacher Naranbaatar Bayaraa und dem Mainzer Atmir Khromov das gesehen hätten, was fast alle der 1600 Zuschauer gesehen hatten: nämlich, dass der Mongole Bayaraa den Russen glasklar auf die Schulter gelegt hatte.

Aber gleichwie: "Die Punkte werden eben am Ende zusammengezählt - und wir haben einen mehr", sagte Thomas Geid, dessen Erfolgshunger noch nicht gestillt ist: "Wir sind jetzt im Finale - und das wollen wir natürlich auch gewinnen." Gegner wird überraschend Titelverteidiger KSV Germania Weingarten sein, der sich nach der 16:21-Heimniederlage bei der RWG Mömbris-Königshofen im Rückkampf deutlich mit 23:13 setzte. Die Finalkämpfe sind für die beiden nächsten Wochenenden geplant, allerdings noch nicht terminiert.

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