Die Probleme holen Bach am Wochenende ein

Rio de Janeiro · Die Turbulenzen um die Olympia-Nominierung der russischen Athleten sorgen auch beim IOC-Sitzungsmarathon ab diesem Samstag in Rio de Janeiro für Störgeräusche. Dabei gäbe es auch gute Nachrichten zu vermelden.

Im Olympischen Dorf schnupperte Thomas Bach noch schnell Athletenluft. Mit einem Rollkoffer ausgestattet, bezog der IOC-Präsident gut gelaunt sein Zimmer. Ab Samstag dürfte der Wind wieder rauer werden. Beim Sitzungsmarathon des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wird der Athleten-Freund von der Russen-Thematik eingeholt.

Hinter dem 62-Jährigen liegt die härteste Woche seiner Amtszeit. Lügen-Vorwürfe, Rücktritts-Forderungen und Beleidigungen prasselten auf den Juristen ein, nachdem er und sein Exekutiv-Komitee auf einen Komplett-Ausschluss der Doping-Großmacht verzichtet hatten. Dank seines Erlasses dürfen nach jetzigem Stand 250 russische Athleten an den Rio-Spielen teilnehmen - für ein Land mit staatlich gelenktem Dopingsystem eine stattliche Anzahl.

Brisant dürfte es für Bach am Samstag werden, wenn er im Rahmen der Exekutive-Sitzung auf Wada-Chef Craig Reedie trifft. Der Schotte ist kein Hardliner, doch die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hatte sich klar gegen die IOC-Entscheidung gestellt - genauso wie viele nationale Anti-Doping-Agenturen, die erstmals deutlich auf Distanz zu Bach gingen. Seitdem dürfte auch das interne Klima im IOC nicht mehr störungsfrei sein.

Die deutsche Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) hatte Bach hart angegriffen. Nada-Chefin Andrea Gotzmann bezeichnete die wachsweiche IOC-Lösung in Sachen Russland als einen "Rückschlag für alle sauberen Athletinnen und Athleten, die sich fragen: Was muss passieren, bevor harte Konsequenzen gezogen werden?" Diskus-Olympiasieger Robert Harting entwickelte ganz große Abneigung für den IOC-Präsidenten und meinte, er schäme sich für Thomas Bach .

Und Bach scheut ebenfalls die öffentliche Konfrontation mit der Wada nicht mehr. Es gebe Schwierigkeiten bei der Differenzierung der Verantwortlichkeiten, sagte Bach. "Das muss sich ändern", forderte der frühere Fechter, der der Wada vor allem Versäumnisse bei der Behandlung des Falles von Whistleblowerin Julia Stepanowa vorwarf. Die russische 800-Meter-Läuferin war mit ihren Enthüllungen über das Doping-System in ihrer Heimat zunächst erfolglos bei der Wada vorstellig geworden, ehe sie bei der ARD auspackte.

Für reichlich Unruhe ist während der Sitzung der Exekutive (30./31. Juli) und der IOC-Vollversammlung (2. bis 4. August) im noblen Hotel Windsor Marapendi am stürmischen Strand von Barra da Tijuca auch deshalb gesorgt, weil die Nominierungen der russischen Athleten nach wie vor nicht abgeschlossen sind. Nachdem die Weltverbände ihre Starterlaubnis erteilt haben, müssen noch ein CAS-Richter sowie das IOC selbst grünes Licht geben. Hier soll es bereits Gespräche geben. Außerdem werden noch Nachrücker benannt, von denen einige erst ein, zwei Tage vor der Eröffnungsfeier erfahren, dass sie in Rio dabei sind.

Ein üppiges Programm, das sich die Ringe-Riege für die letzten Tage vor den Spielen auferlegt hat. So rückt selbst ein Lieblingsthema wie die für Dienstag im Rahmen der IOC-Session vorgesehene Vorstellung der neuen Flüchtlings-Mannschaft in den Hintergrund. Auch die Zustimmung für die fünf neuen Sportarten für die Sommerspiele 2020 in Tokio (Baseball/Softball, Karate, Sportklettern, Skateboard und Surfen) gilt als Formsache und ist ebenfalls nur eine Fußnote.

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